Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush

Deutschland Frankreich 2020-2022 Spielfilm

Summary

Rabiye Kurnaz vs. George W. Bush

In November 2001, Murat Kurnaz, a Turk born and raised in Germany, is arrested during a routine check while in Pakistan. Suspected of being a terrorist, he ends up in the notorious U.S. prison camp in Guantánamo in early 2002. But although his innocence is soon proven, he remains in custody because the Turkish government does not intervene, and the German government rejects an American offer. Meanwhile, Kurnaz's mother Rabiye begins an almost hopeless fight to get her son released: Together with human rights lawyer Bernhard Docke, she files a lawsuit against the American government. This step catapults the Turkish housewife from her terraced house in Bremen directly into world politics. The grueling legal process drags on for years, leading the Kurnaz-Docke duo all the way to the U.S. Supreme Court.

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Heinz17herne
Heinz17herne
Bremen, 3. Oktober 2001. Murat ist nicht in seinem Zimmer. Er ist weg, ohne einen Ton gesagt zu haben. Und ohne sein Handy, das er noch nie vergessen hat. Was Mutter Rabiye Kurnaz besonders merkwürdig findet. Weshalb sie mit ihrem Mann Mehmet zur Moschee eilt, in der sich Murat in letzter Zeit häufiger aufgehalten hat. Doch Mohammad Khan weiß angeblich nichts. Fünf Tage später. Murat soll nach Afghanistan gereist sein, um dort gegen die USA zu kämpfen. So jedenfalls die Version des in Hannover einsitzenden Bruders von Fadime, der – versprochenen – „Gattin“ Murats.

Januar 2002. Murat ist in Afghanistan verhaftet und ins US-Gefangenenlager Guantanamo gebracht worden. Über das Rote Kreuz schreibt er einen Brief an seine Eltern, dass er die ganze Zeit in Pakistan war und sich keiner Verfehlung bewusst ist. Vor dem Bremer Reihenhaus der Familie Kurnaz haben sich inzwischen Kamerateams aus aller Welt in Stellung gebracht: „Hier soll ein Taliban wohnen.“ Mutter Rabiye und ihre jüngere Schwester Nuriye verstehen die Welt nicht mehr. Erstere geht zur Polizei, dann zu städtischen Behörden.

Und läuft immer wieder vor eine Wand der Bürokratie: Murat ist türkischer Staatsangehöriger, für ihn fühlen sich weder Deutschland noch die Türkei oder gar Kuba zuständig. Die amerikanische Gerichtsbarkeit gilt nicht für ein exterritoriales US-Gebiet wie Guantanamo, sondern ein vom Präsidenten Bush eingesetztes Militärtribunal. Der so junge wie besonnen-zurückhaltende Menschenrechtsanwalt Bernhard Docke kapituliert vor dem überbordenden Temperament des Muttertiers Rabiye und nimmt sich des aussichtslosen Falles an. Er kennt und schätzt den zuständigen Bremer Staatsanwalt Marc Stocker, aber es bedarf erst der Intervention eines vom prominenten US-Schauspieler Tim Williams, Special Guest dieses minutiös recherchierten Films, unterstützten Komitees, bis die Medien aufmerksam werden und Akteneinsicht gewährt wird.

Nach Rabiye Kurnaz‘ flammendem Appell vor Angehörigen der Guantanamo-Häftlinge in einer Washingtoner Kirche kommt endlich Bewegung in das Verfahren, das im April 2004 vom Supreme Court übernommen wird. Es dauert bis August 2006, bis Murat in Ramstein landet – und mit seinem Äußeren, schulterlange Haare und Vollbart, von seinen Angehörigen erst gar nicht erkannt wird. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass die rot-grüne Koalition das Verfahren aus politischen Gründen über viele Jahre verschleppt hat: Schon 2003 waren Beamte des Bundesnachrichtendienstes in Guantanamo und fanden keine Beweise gegen Murat. Andreas Dresen lässt am Ende dieser knapp zweistündigen emotionalen Achterbahnfahrt keinen Zweifel, dass er das Taktieren des Vizekanzlers und Außenministers Joschka Fischer für einen bis heute unaufgeklärten Skandal hält.

Dieser bewegende Spielfilm über Recht und Willkür, über Menschen, die über sich hinauswachsen, ist ein Ereignis. Er lebt entscheidend von der überwältigenden Präsenz und dem geerdeten Alltagswitz einer Leinwand-Debütantin: die Musical-Darstellerin („West Side Story“) und Standup-Comedienne Meltem Kaptan („NightWash“, „Ladies Night“). Andreas Dresen im Pandora-Presseheft: „Obwohl sie selbst noch keine Kinder hat, möchte man eine wie sie zur Mutter haben. Eine Frau, die die Welt umarmt und nach vorne stürmt. Eine Löwin!“

Ursprünglich sollte Murats kafkaeske Situation im Mittelpunkt der siebten gemeinsamen Arbeit von Andreas Dresen und Laila Stieler stehen. Das Projekt eines klassischen Gefängnisdramas wurde nach der persönlichen Begegnung der beiden Filmemacher mit Rabiye Kurnaz und Bernhard Docke rasch beerdigt zugunsten eines Perspektivwechsels auf die beiden so ungleichen, zu Freunden gewordenen Kämpfernaturen. Andreas Dresen: „Bei Rabiye und Bernhard ergänzen sich Herz und Verstand auf eine geradezu wunderbare Weise. Sie setzen unterschiedliche Prämissen, der eine ist kontrolliert, die andere impulsgesteuert. Es ist unfassbar schön, sie miteinander zu erleben, zu begreifen, wie diese zwei so verschiedenen Menschen über Jahre hinweg aneinander gewachsen sind, sich gerieben, Vertrauen gefasst und im freundschaftlichen Sinne gebraucht haben.“

Pitt Herrmann

Credits

Director

Screenplay

Director of photography

Editing

Cast

All Credits

Director

Assistant director

Screenplay

Director of photography

Assistant camera

Colour grading

Lighting design

Key grip

Production design

Set design

Stand-by props

Make-up artist

Editing

Sound design

Sound assistant

Audio mixing

Conductor

Cast

Line producer

Unit production manager

Production assistant

Shoot

    • 14.10.2020 - 05.12.2020: Nordrhein-Westfalen, Bremen
Duration:
118 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 04.03.2022, 212275, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 12.02.2022, Berlin, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 28.04.2022

Titles

  • Originaltitel (DE) Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush
  • Weiterer Titel (DE) Rabiye Kurnaz
  • Weiterer Titel (eng) Rabiye Kurnaz vs. George W. Bush

Versions

Original

Duration:
118 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 04.03.2022, 212275, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 12.02.2022, Berlin, IFF - Wettbewerb;
Kinostart (DE): 28.04.2022

Awards

Deutscher Schauspielpreis 2022
  • Deutscher Schauspielpreis, Dramatische Hauptrolle
Deutscher Filmpreis 2022
  • Lola, Beste männliche Nebenrolle
  • Lola, Beste weibliche Hauptrolle
  • Lola in Silber, Bester Spielfilm
Nationaler Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke 2022
  • Nationaler Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke
IFF Berlin 2022
  • Gilde Filmpreis
  • Silberner Bär, Beste Schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle
  • Silberner Bär, Bestes Drehbuch