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DDR Bulgarien 1958/1959 Spielfilm

Inhalt

1943 auf dem Transport nach Auschwitz gibt es für griechische Juden einen Aufenthalt in einer von deutschen Truppen besetzten bulgarischen Stadt. Ruth, eine der Gefangenen, bittet einen deutschen Unteroffizier, einen früheren Kunststudenten, um Hilfe für eine niederkommende Mitgefangene. Er hilft, so gut er kann, und verliebt sich in Ruth.

In dieser veränderten Situation beginnt er über seine Situation, über militärische Pflichterfüllung und eigenverantwortliches Handeln nachzudenken und gerät in Konflikt mit seinem Vorgesetzten. Er kann sich auch nicht dazu durchringen, bulgarischen Widerstandskämpfern zu helfen, will nur Ruth vor dem Transport nach Auschwitz retten, was ihm nicht gelingt. Erst da ist er bereit, wirklich Widerstand zu leisten.

 

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Falk Schwarz
Das Unaussprechliche
Es regnet in Strömen. Menschen ziehen trostlos und gebückt mit ihren wenigen Habseligkeiten über einen Bahnsteig. Auf dem Gleis stehen Güterwagen. Die Menschen sollen einsteigen. Ein hochmütig lächelnder Nazi-Soldat hilft einem Kind in den Waggon, greift einer Frau unter die Arme und hebt sie hinauf. Dann wird die schwere Waggontür zugeschoben und der Soldat schreibt mit Kreide auf die nasse Waggonwand: "Juden, Polen" und zeichnet darunter einen Davidsstern. Dann setzt sich der Zug in Bewegung. Von Ferne läuft ein Mann herbei, der offenbar den Zug noch erreichen will, als er näher kommt, sehen wir sein Gesicht, von Enttäuschung und Erschrecken gezeichnet. Es ist zu spät. - So beginnt dieser Film von Konrad Wolf, der in einer Momentaufnahme das Schicksal sephardischer griechischer Juden schildert, die in einer kleinen bulgarischen Stadt auf ihren Weitertransport nach Auschwitz warten. Wolf und sein bulgarisch-französischer Autor Angel (gesprochen: Anschel) Wagenstein brauchen für diese Anfangssequenz keinen Dialog, sie lassen die Bilder sprechen. Jeder weiß, was hier geschieht. In einer Rückblende erzählt der Film von der zarten Liebesgeschichte zwischen dem NS-Soldaten Walter und der Jüdin Ruth (Sascha Kruscharska), die unerfüllt bleiben muss. Aber dem Unteroffizier öffnen diese Szenen die Augen, er erfährt am eigenen Leibe, was es heißt, Menschen, die nichts getan haben, in den sicheren Tod zu schicken. Es bleibt im Film offen, ob er aus dieser Haltung heraus etwas bewegen kann. - Dass sich die DEFA zu einem so frühen Zeitpunkt im Nachkriegsdeutschland auf dieses tabuisierte Thema einlassen konnte, hatte auch propagandistische Untertöne. Die DDR hielt immer wieder dem Westen vor, wie heuchlerisch er mit der (gemeinsamen) Nazivergangenheit umging. Diese Bemerkung macht den Film keineswegs kleiner. Er ist ein zutiefst berührendes menschliches Schicksal, das vor allem durch die Persönlichkeit der Sascha Kruscharska getragen wird. Der Autor dieses Films, der selber als Partisan in Bulgarien gegen die Nazis gekämpft hatte, verhaftet wurde und der Vollstreckung des Todesurteils nur durch die Bombardierung Sofias entging, benötigt keine Wortkaskaden, keine rhetorischen Exzesse, sondern gestaltete gemeinsam mit dem Regisseur und dem sehr feinfühligen Kameramann Werner Bergmann einen stillen, langsamen, wortkargen Film. Er wirkt deshalb heute umso nachhaltiger. - Auf der DVD befindet sich ein sehens- und hörenswertes Interview mit Angel Wagenstein, der ohne Pathos, mit Bescheidenheit und Sachtreue von dem Film und damit von seinem Leben erzählt.

Credits

Alle Credits

Regie

Drehbuch

Dramaturgie

Kameraführung

Kamera-Assistenz

Standfotos

Ausstattung

Bau-Ausführung

Requisite

Maske

Dreharbeiten

    • 1958: Umgebung von Sofia [Spätsommer ]
Länge:
2458 m, 90 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 23.03.1960, 21160 [2. FSK-Prüfung]

Aufführung:

Uraufführung (DD): 27.03.1959, Berlin, Haus der Berliner Jugend, Klosterstraße / Babylon

Titel

  • Originaltitel (BG) Zwezdy
  • Originaltitel (DD) Sterne
  • Weiterer Titel (ENG) Stars

Fassungen

Original

Länge:
2458 m, 90 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 23.03.1960, 21160 [2. FSK-Prüfung]

Aufführung:

Uraufführung (DD): 27.03.1959, Berlin, Haus der Berliner Jugend, Klosterstraße / Babylon

Prüffassung

Länge:
2513 m, 92 min
Länge:
2515 m, 92 min
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 24.11.1959, 21160, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Kinostart (DE): 03.06.1960