Fitzcarraldo

BR Deutschland 1981/1982 Spielfilm

Inhalt

Im lateinamerikanischen Urwald ist der Abenteurer und Opernliebhaber Brian Sweeney Fitzgerald, genannt Fitzcarraldo, von der Idee besessen, einer der aufstrebenden Kautschukbarone zu werden und in der ärmlichen Stadt Iquitos ein großes Opernhaus zu errichten. Von den Ersparnissen seiner Freundin Molly, einer Bordellbesitzerin, ersteht er einen fast verrotteten Flussdampfer und ein unerschlossenes Kautschuk-Gebiet. Um seinen Plan nicht schon in der ersten Phase scheitern zu lassen und die unpassierbaren Stromschnellen des Rio Ucayali zu umgehen, hat Fitzcarraldo eine schier unglaubliche Idee: Er will zunächst den Rio Pachitea flussaufwärts fahren, um dann an einer Stelle, an der sich beide Flüsse sehr nahe kommen, den Dampfer über einen Berg in den Rio Ucayali ziehen. Doch dies ist nicht das einzige Wagnis, in das der Besessene seine Mannschaft führen wird.

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Heinz17herne
Heinz17herne
Brian Sweeny Fitzgerald, genannt Fitzcarraldo, ist ein dickköpfiger irischer Abenteurer, aber auch ein Träumer – und das mitten im brasilianisch-peruanischen Urwald! Ein Glücksritter, der mit seinen an sich brauchbaren Ideen wie einer Urwaldbahn, einer Fabrik für Stangeneis und einer Kautschukplantage immer wieder gescheitert ist, sich aber nicht unterkriegen lässt. Zumal er potente Unterstützung hat in Person von Molly: Die Nobel-Prostituierte unterhält ein gut gehendes Puff und dient als niemals versagende Geldquelle für Fitz’ und seine Projekte.

Sein jüngstes Vorhaben hat wieder mit Kautschuk zu tun: Fitzcarraldo kann ein bisher unzugängliches Gebiet sehr günstig erwerben. Der Haken der Geschichte: Das Areal am Oberlauf des Amazonas ist von zwei großen Flüssen umgeben, ersterer verhindert mit schier unüberwindbaren Stromschnellen den Kautschuktransport ins Amazonasstädtchen Iquitos, der letzten Bastion der Zivilisation, am anderen hausen wilde Kopfjäger. Doch Fitzcarraldo bleibt einmal mehr sich selbst treu: Er will das Unmögliche schaffen und macht mit Hilfe eines erfahrenen holländischen Kapitäns ein altes Flussboot wieder flott, durchbricht auf diesem das von besagten Kopfjägern beherrschte Gebiet und gelangt an die Rückseite seines frisch erworbenen Landes.

Sein Plan ist so genial wie wahnwitzig: Er will das Boot mitten im Urwald über einen Berg schleppen, um jenseits auf dem anderen Fluss den Schiffsverkehr bis zu den Stromschnellen aufnehmen zu können. Und der opernbegeisterte Verdi-Fan und Caruso-Anhänger Fitzcarraldo hat sich noch etwas in den Kopf gesetzt: Er will – nach dem Vorbild des brasilianischen Manaus – mitten im Urwald ein großes Opernhaus erbauen, und kein geringerer als Caruso soll dort zur Eröffnung singen.

Diesmal scheint er auf die richtige Karte gesetzt zu haben: Unter geradezu übermenschlicher Kraftanstrengung und ausgerechnet mit Hilfe der wilden Kopfjäger wird das Ungetüm von Boot mit gewaltigen Seilwinden auf Holzboden und den Schienen seiner geplanten Urwaldbahn auf einer neun Kilometer langen Schneise über den zuvor gerodeten Urwald-Hügel gezogen. Doch die „Nacktärsche“, wie Fitzzcarraldo die Eingeborenen herablassend nennt, folgen dem hartnäckigen Europäer nur solange, wie sie selbst einen Nutzen davon zu haben glauben: Nach erfolgreicher Berg-Überquerung soll das Boot als göttliches Vehikel dienen zum erstmaligen Überwinden der Stromschnellen des Amazonas.

Ramponiert, aber heil an Leib und Leben, landet die ganze Crew wieder in Iquitos, wo sich Fitzcarraldo mit stolzgeschwellter Brust den Einwohnern und seiner Molly präsentiert. Der sagenumwobene Tenor Enrico Caruso lässt per Trichter-Grammophon seine unvergleichliche Stimme auf dem Amazonas erschallen – und Fitz’ raucht dazu die dickste Zigarre der Welt...

„Fitzcarraldo“ sorgte am 21. Mai 1982 beim Filmfestival in Cannes als offizieller deutscher Beitrag für erhebliches Aufsehen. Der Film lebt von Gegensätzen, wie sie größer nicht sein könnten. Auf der einen Seite eine ganze Heerschar von Laiendarstellern, Amazonas-Indianer des peruanisch-brasilianischen Grenzgebietes. Sie geben dem Film eine singuläre Authentizität und man glaubt Werner Herzog gern, wenn er versichert, dass keine Einstellung im Studio gedreht worden ist, dass wirklich Blut, Schweiß und Tränen geflossen sind beim Überwinden des Berges. Man nimmt den Beteiligten jedes Wort ab, wenn sie von totaler physischer Hingabe sprechen, die selbst einen so hartgesottenen Schauspieler wie Mario Adorf zur vorzeitigen Aufgabe zwang.

Auf der anderen Klaus Kinski, der schon im Herzog-Film „Aquirre, der Zorn Gottes“ bis an die Grenzen gegangen war, die er nun bei weitem überschreiten musste: genialisch, größenwahnsinnig, immer wieder scheiternd und immer wieder einen neuen Anfang wagend, ein feingeistiger Opernfanatiker und zugleich ein Menschenschinder mit geradezu kreatürlicher Entäußerung bis zur Selbstverleugnung. Kinski ist Fitzcarraldo. Und sein Fitz’ zweifellos das – künstlerisch wohl kaum übersteigerte – Alter Ego Werner Herzogs. Denn der Münchner Regisseur hat bei seinem Versuch, die Geschichte des irischen Kautschukbarons aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert auf der großen Kinoleinwand zu erzählen, selbst vier Jahre lang wie ein Titan ungeheure Hindernisse überwinden müssen, darunter Flugzeugabstürze von Teammitgliedern mit Verletzten und sogar Toten, Naturkatastrophen und kriegerische Handlungen der peruanischen Eingeborenen, die den Namen Fitzgerald nur mit härtester Indianerschinderei in Verbindung brachten.

Neben dem Regie-Preis in Cannes gabs 1982 den Deutschen Filmpreis in Silber und den katholischen OCIC-Award in San Sebastián sowie 1983 den Gilde-Preis in Gold der Filmkunstkinos in der Kategorie Deutscher Film.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dialog-Regie

Drehbuch

Kamera

Kamera-Assistenz

2. Kamera

Standfotos

Requisite

Kostüme

Schnitt-Assistenz

Spezialeffekte

Darsteller

in Zusammenarbeit mit

Redaktion

Dreharbeiten

    • 05.01.1981 - Februar 1981: Iquitos und Umgebung, Manaos, Rom (Ernani-Inszenierung)
Länge:
4322 m, 157 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Eastmancolor, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 24.02.1982, 52985, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung: 05.03.1982 [in mehreren Städten]

Titel

  • Originaltitel (DE) Fitzcarraldo

Fassungen

Original

Länge:
4322 m, 157 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Eastmancolor, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 24.02.1982, 52985, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung: 05.03.1982 [in mehreren Städten]

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 1982
  • Filmband in Silber, Weitere programmfüllende Spielfilme