Der brave Sünder

Deutschland 1931 Spielfilm

Inhalt

Fritz Kortners erste Regiearbeit mit Ton ist der einzige Film nach einem Drehbuch von Alfred Polgar: Es basiert auf Polgars Theaterstück "Die Defraudanten" (nach Valentin Katajews gleichnamigem Roman) und erzählt die Geschichte des Hauptkassierers Leopold Pichler, eines sittenstrengen Familienvaters und prinzipientreuen Mannes. Mit seinem Untergebenen Wittek holt er an einem regnerischen Samstag für den Herrn Direktor, Baron Max von Härtl, 8.000 Schillinge von der Bank. Der Direktor aber ist nach Wien abgereist, und so folgen ihm die beiden Kassierer mit dem Geld nach, denn: "Auf Pichler ist Verlaß!" In der Großstadt gerät Pichler in eine mondäne Nachtbar, an die Seite der schwarzen Jazz-Tänzerin Kitty und ans Glücksspiel. Das Geld geht verloren, der Ruf scheint unwiederbringlich dahin und weitere Ereignisse bringen Pichler und Wittek an den Rand des Wahnsinns, bis sich schließlich doch noch alles unverhofft zum Guten wendet.

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Falk Schwarz
Dokument eines großen Schauspielers
Max Pallenberg feierte Triumphe auf den Berliner Bühnen. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis er auch für den Tonfilm entdeckt wurde. Sein komödiantisches Talent konnte er aber leider nur in diesem ersten Film ausspielen, der zugleich sein letzter war. Er starb 1934. Hier ist er der überkorrekte Oberkassierer Pichler, der zum ersten Mal seit Menschengedenken sein Butterbrot vergessen hat und sich dieses nun „aus Prinzip“ auch von seiner Tochter (viel zu selten zu sehen: Dolly Haas) nicht überbringen lässt. Er hat einen Adlatus, den er eigentlich gar nicht wahrnimmt (Heinz Rühmann), der zum Stichwortgeber umfunktioniert wird und eigentlich in seiner Rolle keine Rolle spielt. Bereits die erste Szene lässt Freude aufkommen: der Pichler, also Pallenberg, liest Zeitung beim Frühstück. Die Kinder streiten sich, eine Tasse geht zu Bruch, der Papagei quäkt, der Hund jault und vor dem Fenster nervt ein Drehorgelmann. In diesem Tohuwabohu liest er aus der Zeitung vor, ein irrsinniger Beamter habe seine Familie ermordet. Darauf fragt er: „Wieso irrsinnig?“ Diese Frage wiederholt er mehrfach und jeder Zuschauer weiss: am liebsten würde er... - Für Regisseur Fritz Kortner war es der erste Film. Er treibt die etwas schwächliche Komik des Drehbuchs in die alleräußersten Extreme, begibt sich an den Rand der Satire, wird zynisch, versucht mit übereinanderkopierten Collagen die Träume des Herrn Pichler zu visualisieren und sorgt doch letztlich dafür, dass unter all diesem Wollen und Zerren der Film nicht zu jener Geschlossenheit und Leichtigkeit findet, die nun einmal gelungene Lustspiele ausmachen. Pallenberg überzieht seine Komik, seine Verstottertheit und man merkt, dass er spielt - anders als bei Hans Moser, der gar nicht spielen muss, wenn er sich verhaspelt. So bleibt ein zwiespältiger Eindruck - ein Großer der Bühne, der sich der Mittel des Films nicht recht bewusst ist. - Ausgesprochen ahistorisch die Aufmachung der Neuveröffentlichung, die den Namen Rühmann auf dem Cover größer setzt als den von Pallenberg. Wer kennt schließlich noch Pallenberg?

Credits

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Länge:
2966 m, 108 min
Format:
35mm, 1:1,20
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 15.10.1931

Aufführung:

Uraufführung (DE): 22.10.1931, Berlin, Capitol

Titel

  • Originaltitel (DE) Der brave Sünder

Fassungen

Original

Länge:
2966 m, 108 min
Format:
35mm, 1:1,20
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 15.10.1931

Aufführung:

Uraufführung (DE): 22.10.1931, Berlin, Capitol