Paris, Texas

BR Deutschland Frankreich 1983/1984 Spielfilm

Inhalt

Vor Jahren bereits zerbrach die Familie von Travis. Seine Frau Jane und seinen Sohn Hunter hat er seither nicht wiedergesehen. Travis selbst war nach der Trennung vier Jahre lang wie vom Erdboden verschluckt. Nun taucht er in einem Kaff in der texanischen Wüste auf, ohne sich an seine Vergangenheit erinnern zu können.

Mit Hilfe seines aus Los Angeles angereisten Bruders, bei dem auch Hunter aufwuchs, findet Travis allmählich seine Sprache wieder. Langsam gelingt es ihm auch, eine Beziehung zu seinem entfremdeten Sohn aufzubauen. Gemeinsam begeben sie sich schließlich auf die Suche nach Jane. In einer Peep-Show in Houston, Texas werden sie fündig.

 

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Irgendwo am Rande der Wüste in Süd-Texas. In einem verschlafenen Nest wird Doktor Ulmer mit einem aufgefundenen, halb verdursteten Mann konfrontiert, der sein Gedächtnis – und seine Sprache – verloren zu haben scheint. Dorfbewohner haben in seinem abgerissenen Habitus die Visitenkarte einer Werbefirma aus Los Angeles gefunden. Und so macht sich Walt Anderson auf den Weg quer durch die USA, um seinen seit vier Jahren verschwundenen Bruder Travis, als der sich der Unbekannte herausstellt, in die Zivilisation zurückzuholen.

Und das geht, meint Walt, am besten daheim in L.A., wo er mit Gattin Anne und dem siebenjährigen Hunter in einer Art Schlafstadt oberhalb des Airports lebt. Hunter ist der Sohn von Travis und lebt bei Onkel und Tante, nachdem auch seine Mutter Jane verschwand, wenn auch nicht so spurlos, wie die beiden Brüder meinen. Doch wie nach L.A. kommen? Travis weigert sich standhaft, ein Flugzeug zu besteigen.

So machen sich beide auf die strapaziöse mehrtätige Autofahrt, wobei Walt immer wieder die Ausreißversuche seines Bruders unterbinden muss. Der gewinnt allmählich seine Sprache – und sein Erinnerungsvermögen – wieder. Und möchte Station machen, in Paris. Nicht in der französischen Hauptstadt, sondern in Paris, Texas. Wo er, bevor er sich nach einem heftigen Streit mit Jane nach Mexiko absetzte, noch ein Grundstück erworben hat. Aus rein nostalgischen Gründen: Hier liebten sich die Eltern das erste Mal und vielleicht ist er, als älterer Bruder, hier gezeugt worden...

In L.A. wird Travis von Anne herzlich und von seinem ihm unbekannten Sohn naturgemäß sehr reserviert empfangen. Er macht sich im Haushalt nützlich, holt Hunter von der Schule ab, buhlt um Anerkennung als Vater. Was erst allmählich und nach einigen nützlichen (Outfit-) Tipps der Nanny Früchte trägt. Die schlaflosen Nächte aber verbringt der lonesome Cowboy auf der Terrasse mit Blick auf das Rollfeld: Fernweh gepaart mit der Sehnsucht, die Familie wieder zu vereinen.

Schon bald macht er sich mit Hunter auf den Weg, die Nadel im Heuhaufen zu finden. Immerhin hat Anne zugegeben, mit Jane, die regelmäßig Geld für ihr Kind überweist, noch geraume Zeit nach der Trennung in Kontakt geblieben zu sein. So ist besagte Bank in Houston/Texas das Ziel – und bereits nach der ersten durchwachten Nacht landen sie einen Volltreffer: Sie können Jane in ihrem Auto verfolgen bis in die tristen Hinterhöfe eines Gewerbegebietes, das schon bessere Zeiten gesehen hat.

Hier arbeitet Jane in einem Bordell, d.h. nur mit akustischem und einseitig optischem Kontakt zu den Kunden in einer Kabine hinter Glasscheiben. Travis überwindet seinen Schock, sucht ganz behutsam den Kontakt zu Jane, flößt ihr durch seine Offenheit, mit der er ihr sein Leben erzählt, Vertrauen ein, bevor er sich ihr ganz offenbart – und ihr Hunter ans Herz legt. Der wartet in Zimmer 1520 im Meridian-Hotel auf seine Mutter, nachdem Travis sich von ihm per Tonband verabschiedet hat. Im entscheidenden Moment verlässt ihn erneut der Mut und Travis nimm reißaus. On the road again…

Mit „Paris, Texas”, mit einem internationalen Ensemble in englischer Sprache gedreht, gelang Wim Wenders der internationale Durchbruch. Neben der „Goldenen Palme“ und dem Fipresci-Preis in Cannes 1984 sowie der Nominierung für den „Golden Globe“ gewann Wenders mit seiner eindrucksvollen Mischung aus Western, Road Movie und anrührender Familiengeschichte auch den Deutschen sowie den Bayerischen Filmpreis. Nicht zuletzt: Dieser Film war Ausgangspunkt der jahrzehntelangen fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Musiker Ry Cooder.

„Paris, Texas“ überzeugt durch seine Besetzung, durch ungewöhnliche Kamera-Perspektiven, durch „Film im Film“-Szenen mit Super-8-Sequenzen aus dem frühen, glücklichen Leben der jungen Familie mit Travis, Jane und Hunter, und vor allem durch „sprechende Bilder“: Hunters übervorsichtiger erster Blick aus dem oberen Stockwerk von Walts und Annes Haus auf den ihm unbekannten leiblichen Vater, Travis’ zunächst vergebliche, letztlich aber doch von Erfolg gekrönte Versuche, Hunter auf dem Schulweg zu begleiten.

Pitt Herrmann

Credits

Regie

Drehbuch

Kamera

Schnitt

Musik

Darsteller

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Drehbuch

Adaption

Kamera

Standfotos

Innenrequisite

Kostüme

Frisuren

Schnitt

Ton-Schnitt

Ton-Assistenz

Musik

Darsteller

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Produktions-Koordination

Dreharbeiten

    • 29.09.1983 - 11.12.1983: Mexiko: Deming
    • 29.09.1983 - 11.12.1983: Texas: Big Bend, Marathon, Fort Stockton. El Paso, Huston, Nordheim, Port Arthur. Kalifornien:
    • 29.09.1983 - 11.12.1983: Kalifornien: Four Corners, Los Angeles, Burbank, Ocean Way Studios/Los Angeles
Länge:
3956 m, 144 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 18.12.1984, 55125, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 19.05.1984, Cannes, IFF;
Erstaufführung (DE): 24.10.1984, Hof, Internationale Filmtage;
Kinostart (DE): 11.01.1985;
TV-Erstsendung (DE): 06.03.1988, ARD

Titel

  • Originaltitel (DE) Paris, Texas

Fassungen

Digitalisierte Fassung

Länge:
146 min
Format:
DCP, 1:1,66
Bild/Ton:
Farbe, 5.1
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 17.07.2024, 55125/VDVDUMD [Dauer der Prüffassung lt. FSK: 144:48]

Aufführung:

Uraufführung (IT): 23.06.2024, Bologna, Il Cinema Ritrovato, Piazza Maggiore;
Aufführung (DE): 25.07.2024, Wiederaufführung

Original

Länge:
3956 m, 144 min
Format:
35mm, 1:1,66
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 18.12.1984, 55125, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 19.05.1984, Cannes, IFF;
Erstaufführung (DE): 24.10.1984, Hof, Internationale Filmtage;
Kinostart (DE): 11.01.1985;
TV-Erstsendung (DE): 06.03.1988, ARD

Auszeichnungen

Syndicat Français de la Critique de Cinéma 1985
  • Bester ausländischer Film
Golden Globe 1985
  • Nominierung, Bester ausländischer Film
Gilde-Filmpreis 1985
  • Gilde-Filmpreis in Silber, Bester Film National
Deutscher Filmpreis 1985
  • Filmband in Silber, Weitere programmfüllende Filme
BAFTA Awards 1985
  • BAFTA Awards, Beste Regie
IFF Cannes 1984
  • FIPRESCI-Preis
  • Goldene Palme
FBW 1984
  • Prädikat: besonders wertvoll
Sant Jordi Award 1984
  • Sant Jordi Award, Bester ausländischer Film
Fotogramas-de-Plata-Preis 1984
  • Fotogramas-de-Plata-Preis, Bester ausländischer Film
David di Donatello 1984
  • René-Clair-Preis
Bodil 1984
  • Bodil, Bester europäischer Film
Bayerischer Filmpreis 1984
  • Bayerischer Filmpreis, Beste Kamera
Deutscher Kamerapreis 1984
  • Deutscher Kamerapreis, Spielfilm