Der müde Tod

Deutschland 1921 Spielfilm

Inhalt

Ein junges Mädchen bittet den Tod um das Leben ihres verstorbenen Geliebten. Er führt sie in einen Raum voller Kerzen. Es sind die Lebenslichter der Menschen, die dort brennen und verlöschen, sobald ein Leben zu Ende geht.

Drei sind schon weit heruntergebrannt, und wenn es ihr gelingt, nur eines vor dem Verlöschen zu bewahren, erhält sie ihren Geliebten zurück. In drei visionären Episoden – sie spielen an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten im Orient, im Italien der Renaissance und im kaiserlichen China – erlebt sie das Schicksal und Scheitern ihrer Liebe. Noch einmal gibt der Tod ihr eine Chance, wenn sie für das Leben des Geliebten ein anderes erhält. Doch auch das gelingt ihr nicht. Erst als sie sich selbst opfert – sie rettet ein Kind aus den Flammen – werden die Liebenden im Tod vereint.

 

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Falk Schwarz
Die faszinierende Vision des Fritz Lang
Im „Irgendwo und Irgendwann“ spielt dieser frühe Stummfilm. Der Tod mit wallendem Umhang, schwarzem Schlapphut und eisiger Miene (Bernhard Goetzke) ist es müd, „der Menschen Leid zu sehen“. Dennoch nimmt er den Bräutigam (Walter Janssen) zu sich, womit sich seine Liebste (Lil Dagover) nicht abfinden will. Sie geht mit dem müden Tod eine Wette ein: bringt sie ihm ein neues Leben, wird er ihr den Liebsten wieder herausgeben. Doch wo findet sich so ein Opfer? Dann wird es burlesk: Episoden in einer mohammedanischen Stadt, dann in Venedig, schließlich in China. Fritz Lang zieht alle Register seines Könnens: diese Bilderbogen sind so bunt und vielfältig, sensationell (für die damaligen Zuschauer) und doch auch poetisch und von einer erstaunlichen Sensiblität und Schöpfungskraft. Fast scheint es, als würde die Illusion zur Wirklichkeit. Die Zauberkunststücke des chinesischen Magiers: der fliegende Teppich samt Insassen ist genauso wunderlich wie die Armee, die aus der Öffnung einer Schatulle heraustritt. Zum Schluss heißt es: „Wer sein Leben wegwirft, wird es gewinnen“ Das klingt rätselhaft. Doch die beiden Liebenden finden - durch einen wunderbaren Trick der Doppelbelichtung - im Tod schließlich wieder zueinander und nähren so die Illusion, dass eine Zweisamkeit nach dem Tode möglich ist. Ein berückendes Exempel damaliger Kamerakunst (alles ist mit der Handkurbel gedreht und die Nachtaufnahmen mussten ohne Dunkelempfindlichkeit des Filmmaterials auskommen). Der Schattenriss der venezianischen Brücke wirkt wie ein surrealistisches Kunstwerk, die riesige Mauer zum Totenreich, vor der die Liebende verloren, einsam, untröstlich steht, ist eine Vision von prägender Kraft. Für Fritz Lang war dieser Film der künstlerische Durchbruch, den er mit einem großartigen Team (als Architekten Herlth, Röhrig, Warm) realisieren konnte. Doch mit heutigen Augen gesehen, ist es auch ein „ermüdender Tod“, wie schon damals ein Kritiker schrieb. Diesem personalisierten Tod zu folgen braucht viel Geduld.

Credits

Alle Credits

Regie

Kamera-Assistenz

Schnitt

Darsteller

Produktionsfirma

Produzent

Dreharbeiten

    • Freigelände Neubabelsberg; Decla-Bioscop-Atelier Neubabelsberg [Sommer]
Länge:
6 Akte, 2307 m
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, stumm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 04.10.1921, B.04380, Jugendverbot

Aufführung:

Uraufführung (DE): 06.10.1921, Berlin, Mozartsaal;
Uraufführung (DE): 06.10.1921, Berlin, U.T. Kurfürstendamm

Titel

  • Verleihtitel (FR) Les trois lumières
  • Untertitel Ein deutsches Volkslied in 6 Versen
  • Originaltitel (DE) Der müde Tod

Fassungen

Original

Länge:
6 Akte, 2307 m
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, stumm
Prüfung/Zensur:

Zensur (DE): 04.10.1921, B.04380, Jugendverbot

Aufführung:

Uraufführung (DE): 06.10.1921, Berlin, Mozartsaal;
Uraufführung (DE): 06.10.1921, Berlin, U.T. Kurfürstendamm

Restaurierte und digitalisierte Fassung

Länge:
98 min
Format:
DCP 2K, 1:1,33
Bild/Ton:
Viragiert, 2.0 / 5.1
Aufführung:

Erstaufführung (DE): 12.02.2016, Berlin, IFF - Berlinale Classics;
TV-Erstsendung (DE): 15.02.2016, Arte

Prüffassung

Länge:
2152 m, 79 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, stumm
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 03.02.1995, 72680, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

TV-Erstsendung (DE): 06.07.1966, Hessen 3

Auszeichnungen

1925
  • Prädikat: Volksbildend