Mir nach, Canaillen!

DDR 1963/1964 Spielfilm

Inhalt

Eine Komödie in Preußen um 1730. Leutnant Freiherr von Lübbenau will einen Hirten aus dem Hannoverschen, dicht an der Grenze zu Preußen, in seine Gewalt bringen und in das preußische Heer rekrutieren. Der kann den Leutnant jedoch überwältigen und dessen Vorgesetzten übergeben. Um einer Strafe zu entgehen, gibt der Leutnant Alexander als seinen Sohn aus. Alexander nimmt ihn nun beim Wort und will sein Erbe besichtigen. Dabei verliebt er sich in Ulrike, die Tochter des Leutnants – wobei ihm sein neuer Status als Sohn des Leutnants im Wege steht. Nach einigen Verwicklungen ist die Flucht des verliebten Paars ins Hannoversche der rettende Ausweg.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Königreich Preußen im Jahre des Herrn 1730. Der kriegerisch veranlagte Herrscher braucht mächtig viele „lange Kerls“, um sie in die Pfanne zu hauen. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? So macht sich Leutnant Friedrich Wilhelm Freiherr von Übbenau mit einigen weiteren berittenen Soldaten auf ins Hannöversche, um Rekruten zu pressen. Bald hat der Werbeleutnant einen prächtigen Burschen von geradezu preußischem Gardemaß im Visier. Der arme Kuh- und Ziegenhirt Alexander ist in der Tat wie für des Preußenkönigs Rock geschaffen, allerdings geht dessen überfallartige Requirierung voll in die Hose, weil die Hannöverschen doch keine Schlafmützen sind, die sich erst abends blicken lassen, wenn die Hitze des Sommertages vorbei ist: Die Bauern geben den Militärs Saures und nehmen den adligen Leutnant gefangen.

Schließlich winken auf dem Amt der Stadt Lohenburg 30 Taler Belohnung für einen solchen Fang. Eine ordentliche Summe, die der Richter auch bereitwillig auszahlt und der Empfänger Alexander sogleich im Krug des Städtchens umsetzt. Wo ihm im Arm der drallen Wäscherin Marianne eine Idee kommt, die auch beim bezopften Saufbold von Gerichtsherr Anklang findet, zumal der Onkel des Gefangenen (Herwart Grosse) auftaucht und mit diplomatischen Verwicklungen und sogar mit Militäreinsatz droht. „Ein Vater kann mit seinem Sohn umspringen, wie er will“ steht im Gesetzbuch. Weshalb der Herr von Übbenau freikommt, wenn er die Vaterschaft von Alexander und die Mutterschaft von Marianne anerkennt und jeweils mit 200 Dukaten beglaubigt. Der Gerichtsherr und sein Sekretär erhalten jeweils den gleichen Betrag und Letzterer begleitet Alexander auf das Übbenauische Landgut, wo der gerade frisch geadelte Hirt sein „Erbe“ begutachten will. Erst wenn Alexander grünes Licht gibt, kommt der Freiherr frei.

Vom Gerichtssekretär vorgewarnt, dass Richtersprüche des Königreichs Hannover in Preußen keine Gültigkeit haben, sieht sich Alexander gründlich um im „väterlichen“ Hause, wo er sich vom Diener Pape erst 'mal aus der hochherrschaftlichen Waffen- und Kleiderkammer standesgemäß ausrüsten lässt. Mit der Schnapsdrossel von Großmutter, der Freiin von Übbenau, ist nicht nur mangelnder Tischmanieren wegen nicht gut Kirschen (rsp. Braten) essen, da gibt sich die Baronin schon weit aufgeschlossener: „Dem Leutnant fehlt dieser honette Charakterzug“. Als Alexander ihren Avancen trickreich entkommt, muss er sich wieder als „Sauhirt“ beschimpfen lassen. Richtig begeistert zeigt sich dagegen sein 18-jähriges „Schwesterchen“ Ulrike von Übbenau – mit Folgen. Denn die, so Alexander, „wunderschöne Blume, die im Unkraut zu ersticken droht“, wird vom zurückkehrenden Vater sogleich an den Dresdener Hof zwangsversetzt: um ihre Erziehung soll sich eine alte Freundin der Großmutter, Fürstin Denhoff, kümmern, die aktuelle Favoritin des sächsischen Königs August der Starke.

Auch Alexander zieht es hinüber ins Sächsische, in allerletzter Minute verhilft ihm ein Fischer zur Flucht vor dem rachedurstigen Leutnant von Übbenau. Wie er jenseits des großen Wassers zu einem Pferd gekommen ist, wird nicht berichtet, aber auf einem solchen erreicht er nachts eine Villa vier Stunden vor Dresden. Sie gehört, wie er später erfährt, einem Herrn von Berfelde, dem Finanzminister seiner Königlichen Hoheit. Zunächst landet der fensterlnde Hirte im Bett von dessen Mätresse („alles hübsch beieinander“: die junge Jutta Wachowiak), die sogleich erkannt hat: „Du riechst nach Held“. Später dann wird Alexander Zeuge eines offenbar langjährigen Betrugs des Ministers und des Hofrates von Kronenberg zu Lasten des Königs. Mit dem Beweisstück an der Heldenbrust schmuggelt er sich in der aus Paris mit aktueller Mode eingetroffenen Kleidertruhe in die Gemächer der Fürstin Denhoff, die gerade ihrem Herrscher eine Eifersuchtsszene macht, nachdem sich August der Starke auffällig für das gerade eingetroffene Frischfleisch Ulrike von Übbenau interessiert: „Wieder eine kleine Henne auf dem Hühnerhof des Königs“. Alexander klärt den Sachsenkönig über den Betrug auf, wird mit dem Kreuzorden in Gold belohnt und steigt sogleich zum Intimus des blaublütigen Schwerenöters auf.

Doch statt ihm seine Ulrike zuzuführen und sich selbst an Fürstin Denhoffs Decollete zu schaffen zu machen, gelingt Alexander die erneute Flucht mit enormem Knalleffekt: vom Wächter der Pulverkammer entsprechend eingedeckt zündet er ein Feuerwerk, wie es Elbflorenz noch nicht erlebte. In Denhoffs Staatskutsche geht’s zusammen mit Ulrike zurück ins Hannöversche. Schnitt. Eine kleine Prozession zu Pferde, angeführt von Alexander, der ein kleines Kind in den Armen hält, begrüßen Ulrike und drei Jungs ganz herzlich die „Tante Marianne“ auf dem Weg zu den Schwiegereltern ins Preußische...

„Mir nach, Canaillen!“ war der erste und überaus erfolgreiche Mantel- und Degenfilm der Defa. Gemeinsam mit Regisseur Ralf Kirsten und den Drehbuchautoren Joachim Kupsch und Ulrich Plenzdorf der KAG „60“ setzte der frisch gekürte Publikumsliebling Manfred Krug auf turbulenten 103 Minuten die Idee um, einen Abenteuerfilm á la „Fanfan, der Husar“ zu kreieren, wie ihn Christian-Jaque 1952 mit Gerard Philipe gedreht hatte. Dazu scheute Babelsberg weder Kosten noch Mühen: Orwocolor, Totalvision-Breitwandformat und Vier-Kanal-Magnet-Ton. Dazu eine Besetzung vom Feinsten, angefangen mit Manfred Krug als brillant fechtender und von Frauen sämtlichen Alters und Standes umschwärmter Sauhirte bis hin zur Ballettgruppe des Staatstheaters Dresden. Apropos: Weil das historische Zentrum der sächsischen Metropole bis auf Zwinger und Semperoper noch in Trümmern lag, stand Hans Heinrichs Kamera bei den Hof-Szenen in Potsdam-Sanssouci. P.S. Warum in allen Medien der Defa-Stiftung aus „Übbenau“ ein „Lübbenau“ geworden ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Pitt Herrmann

Credits

Regie

Kamera

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie

Szenarium

Dramaturgie

Kamera

Kamera-Assistenz

Kostüme

Schnitt

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
2957 m, 108 min
Format:
35mm, Totalvision
Bild/Ton:
Farbe, 4-Kanal-Magnetton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 25.07.1964, Berlin, Freilichtbühne Regattastrecke Grünau

Titel

  • Originaltitel (DD) Mir nach, Canaillen!

Fassungen

Original

Länge:
2957 m, 108 min
Format:
35mm, Totalvision
Bild/Ton:
Farbe, 4-Kanal-Magnetton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 25.07.1964, Berlin, Freilichtbühne Regattastrecke Grünau