Böse Zellen

Österreich Deutschland Schweiz 2002/2003 Spielfilm

Inhalt

Episodenhafter Film, der von einer Verkettung fataler Ereignisse und dem daraus sich ergebenden Geflecht aus Beziehungen, Enttäuschungen Trennungen erzählt: Über dem Golf von Mexiko stürzt ein Passagierflugzeug ab, die einzige Überlebende ist eine junge Frau namens Manu. Fünf Jahre später kommt sie bei einem Autounfall ums Leben. Kai, der Fahrer des anderen Wagens wiederum überlebt unverletzt, seine Freundin bleibt Querschnittsgelähmt. Sie trennt sich von ihm, während Manus Witwer Andreas sich in die beste Freundin seiner toten Frau verliebt; diese hat wenig später eine heimliche Affäre mit Andreas′ Bruder und wird schwanger. Dann sind da noch Manus Bruder, der zu schüchtern ist, um einer Verkäuferin seine Liebe zu gestehen, und ihre konsumkritisch eingestellte Schwester, die in der Wohnung eines beinamputierten Alkoholikers lebt und ihre "Miete" in Form sexueller Dienste entrichtet. Gemeinsam ist sämtlichen Charakteren ein Dasein in Tristesse, Ausweglosigkeit und Trauer.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Ein Schmetterling schlägt mit den Flügeln und löst damit einen Sturm über dem Golf von Mexico aus, der seinerseits zu einem schrecklichen Flugzeugabsturz führt. Das Schicksal will, dass die 24-jährige Manu als einzige überlebt. Sechs Jahre später: Manu arbeitet im Supermarkt einer österreichischen Kleinstadt. Das Leben, dass sie mit ihrem Ehemann Andreas, ihrer Tochter Yvonne, ihren Geschwistern und Freunden verbringt, weitet sich durch alte und neue, zufällige und gewollte Bekanntschaften zu einem Netz von Beziehungen, das sich durch Ursache und Wirkung ständig weiter webt.

„Wir machen Sie glücklich!“ lautet das Versprechen eines Werbeplakats für ein neues Shopping-Center. Andreas träumt vom großen Los im Gewinnspiel um ein Fertigteilhaus. Privat entledigt sich der Manager eines Multiplex-Kinos seiner Arbeitsuniform jedoch nicht nur für seine Ehefrau Manu, sondern auch für deren beste Freundin Andrea, die nach Manus plötzlichem Unfalltod, welcher auch für das junge Paar Kai und Gabi fatale Folgen hat, endgültig deren Platz besetzt.

Am Ende steht Andreas tatsächlich in den Räumen seines Wunsch-Hauses. Aber ganz allein – und die Aussicht aus dem Fenster auf die nahe Bundesstraße ist auch nicht gerade berauschend. Zumindest eine Ahnung von Glück erleben Belinda, die sich im Shopping-Center über ein lächerliches T-Shirt freuen kann, sowie der Physiklehrer Lukas, Manus Bruder, und dessen heimliche Liebe Sandra, Belindas Tochter, die sich so unbeholfen wie letztlich flüchtig näherkommen, während Gerlinde dagegen unter Wahnvorstellungen leidet und keine Chance hat, sich von ihnen zu befreien. Patricia nimmt – in einer „Familienaufstellung“ genannten Therapieform - gar Kontakt zu den Toten auf und Reini, der Sexualprotz, weidet sich an der Einsamkeit alleinstehender Frauen.

Die Schicksale all’ derer, die in diesem Netz gefangen sind, bestimmen sich durch selbst gefällte Entscheidungen, die oft zu Liebe, Verständnis und Glück führen. Aber auch zu Schuld, Leiden und sogar zum Tod...

Die 1970 geborene Filmemacherin Barbara Albert denkt in ihrer Arbeit weit über Österreich hinaus. Mit „Nordrand“, einer Geschichte zufälliger Begegnungen und selbstsicherer Grenzübertritte, hat sie 1999 ihre Initiation ins internationale Kino erlebt – und nebenbei auch das Image Österreichs als Umschlagplatz verfilmter psychosozialer Krisen korrigiert: Der ganz unangestrengte Realismus dieses fulminanten Debüts zeigte eine junge Filmemacherin, die fernab der rigorosen Methoden und Weltsichten eines Michael Haneke, fern auch der infernalischen Kompositionstechniken eines Ulrich Seidl arbeitet.

Barbara Albert selbst, beeinflusst zwar vom sozialrealistischen österreichischen Fernsehfilm der späten 1970er Jahre, sieht ihre Bezugspunkte im Kino eher in den Arbeiten Aki Kaurismäkis, Jane Campions und Todd Solondzs. In der locker montierten episodischen Szenenfolge „Böse Zellen“ tritt die Realistin Barbara Albert nun einen Schritt zur Seite, weg vom dynamischen Naturalismus in „Nordrand“ und hin zu einer vielstimmigen, durchaus auch synthetischen Meditation über den Tod – und über die Frage, ob die Gesetze der Chaostheorie des US-Meteorologen Edward Lorenz auch für uns Menschen gelten.

„Das Thema zwischenmenschlicher Abhängigkeiten hat mich immer fasziniert und war Grundlage für die Entwicklung der Hauptpersonen von ’Böse Zellen’“, so Barbara Albert. „Ich habe sehr bewusst Kombinationen von Menschen aus unterschiedlichen Welten gewählt, denen allerdings zwei Wesenszüge gemein sind: Einerseits ihre Abhängigkeit von anderer, andererseits ihre tiefe Einsamkeit. Sie alle kämpfen für etwas oder jemanden, wobei keiner und keine von ihnen zu verstehen scheint, was ihnen wirklich fehlt. Gleichzeitig zeichnet sie aber auch eine starke Lebendigkeit aus, auch wenn sie mutlos sind: Die unglaubliche Art und Weise, wie sie immer wieder hochkommen, einfach immer weitermachen.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 20.08.2002 - 17.11.2002: Österreich, Slowakei, Mexiko, Brasilien, St. Pölten
Länge:
3237 m, 118 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 25.03.2004, 97497, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (CH): 10.08.2003, Locarno, IFF - Wettbewerb;
Erstaufführung (DE): 23.10.2003, Hof, Internationale Filmtage;
Kinostart (DE): 01.04.2004;
TV-Erstsendung: 08.03.2006, Arte

Titel

  • Originaltitel (AT DE CH) Böse Zellen

Fassungen

Original

Länge:
3237 m, 118 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby SRD
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 25.03.2004, 97497, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (CH): 10.08.2003, Locarno, IFF - Wettbewerb;
Erstaufführung (DE): 23.10.2003, Hof, Internationale Filmtage;
Kinostart (DE): 01.04.2004;
TV-Erstsendung: 08.03.2006, Arte