Michael Verhoeven gestorben

Wie heute bekannt wurde, verstarb der Regisseur, Produzent und Schauspieler Michael Verhoeven am 22. April 2024 im Alter von 85 Jahren. Bekannt wurde er als Regisseur von Filmen wie "o.k." (1970) und "Die weiße Rose" (1982), zuletzt war er 2016 als Produzent für die erfolgreiche Komödie "Willkommen bei den Hartmanns" verantwortlich. Er war verheiratet mit der Schauspielerin Senta Berger.

 

Verhoeven wurde 1938 in Berlin geboren und wuchs dort und in München auf. Als Sohn des Theater- und Filmregisseurs Paul Verhoeven und der Schauspielerin Doris Kiesow schien ihm eine Karriere im Film- und Theaterbereich in die Wiege gelegt - mit 13 stand er das erste Mal auf der Bühne, 1954 hatte er eine erste Filmrolle in Kurt Hoffmanns "Das fliegende Klassenzimmer". Doch Verhoeven entschied sich nach dem Abitur für ein Medizinstudium, das er 1969 mit einer Promotion abschloss. Als Mediziner tätig war er letzten Endes nur wenige Jahre.

Parallel zu seinem Studium war Verhoeven weiterhin als Schauspieler tätig. Bei den Dreharbeiten zu "Jack und Jenny" lernte er Senta Berger kennen. Mit ihr war er von 1966 bis zu seinem Tod verheiratet. Nach ihrer Heirat gründeten sie zusammen die Sentana Filmproduktion, die inzwischen von ihrem Sohn Simon Verhoeven geführt wird.

Ab Ende der 1960er Jahre begann Verhoeven, selbst Regie zu führen und sorgte schon bald mit seinen Werken für Kontroversen. So führte seine im bayerischen Wald angesiedelte, böse Vietnamkriegs-Parabel "o.k." auf der Berlinale 1970 nicht nur zu turbulenten Auseinandersetzungen, sondern sogar zum Abbruch des Wettbewerbs.

Mit "Die weiße Rose" (1982) mit Lena Stolze als Sophie Scholl drehte Verhoeven einen der ersten großen Filme über den Widerstand gegen das NS-Regime und setzte sich für die offizielle Rehabilitierung der Widerstandskämpfer ein – in einer Zeit, in der die Urteile des Nazi-"Volksgerichtshofs" von der bundesdeutschen Justiz immer noch als rechtsgültig angesehen wurden. 1989 folgte mit "Das schreckliche Mädchen" ein weiterer Film über das dritte Reich, in dem Verhoeven auch wieder eine handlungsstarke Frau in den Mittelpunkt stellte. Neben einem Silbernen Bären auf der Berlinale 1990 und dem Filmband in Gold für Lena Stolzes darstellerische Leistung erhielt der Film eine Nominierung für den Auslands-Oscar.

Auch in späteren Filmen setzte sich Verhoeven immer wieder auf so differenzierte wie leidenschaftliche Weise mit dem Nationalsozialismus und seinen Nachwirkungen auseinander, so z.B. in Dokumentarfilmen wie "Der unbekannte Soldat" (2006) und "Menschliches Versagen" (2008). Dabei fand der konsequente Aufklärer und Humanist seine ganz eigene Sprache, und es gelang ihm, intellektuellen Anspruch mit Zugänglichkeit zu vereinbaren.

Schon in den 1970er Jahren drehte Verhoeven auch fürs Fernsehen; neben Tatort-Folgen u.a. auch "Schlaraffenland" (1990), in dem er sich kritisch mit der deutschen Wiedervereinigung auseinandersetzt. Mit Senta Berger in der Hauptrolle realisierte er die populäre Serie "Die schnelle Gerdi" (1988) über eine Münchner Taxifahrerin.

Für das Kino war Verhoeven das letzte Mal 2016 aktiv – als Produzent von "Willkommen bei den Hartmanns". Fast 4 Millionen Besucher sahen die Komödie um eine deutsche Familie, die sich entscheidet, einen Flüchtling bei sich aufzunehmen. Senta Berger übernahm eine der Hauptrollen, Regie führte Simon Verhoeven.

Mit Michael Verhoeven verstarb ein herausragender Solitär in der deutschen Filmlandschaft.