Vier Könige

Deutschland 2014/2015 Spielfilm

Inhalt

Für die vier Jugendlichen Alex, Fedja, Timo und Lara ist das bevorstehende Weihnachtsfest keine Zeit der Freude und der Hoffnung: Nach immer massiver eskalierenden Familienkonflikten verbringen sie die Festtage nicht im Kreise ihrer Angehörigen, sondern in der Jugendpsychiatrie. Hier müssen die vier sehr unterschiedlichen jungen Menschen sich nicht nur aufeinander einstellen, sondern sich in aufreibenden Therapiestunden auch mit ihren Problemen auseinander setzen. Aber dank des unkonventionellen Psychiaters Dr. Wolf entwickeln sich die Sitzungen anders als gedacht – und die vier erleben völlig überraschend ein Weihnachten, das sie nie vergessen werden.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Für die vier Jugendlichen Alex, Fedja, Timo und Lara ist das bevorstehende Weihnachtsfest keine Zeit der Freude und der Hoffnung. Weil sie über die Feiertage nicht daheim bei ihren Familien sind, sondern sich zwei Zimmer in der Jugendpsychiatrie teilen? Kann man so pauschal nicht sagen. Letzterer, sie ist auf einem Trip hängengeblieben, wird von ihren konservativen Eltern wohl ihr Leben lang vorgeworfen, keinen Geigenunterricht genommen zu haben und damit nichts zur Hausmusik beitragen zu können. Dennoch bittet Lara, auf den ersten Blick eine vorlaute, demonstrativ gelangweilte und für ihre sich ritzende Zimmergenossin keine Spur von Mitgefühl zeigende lolitahafte Zynikerin, die beiden, als sie zum tristen, weil sprachlosen Kurzbesuch in der Einrichtung erscheinen, für ein, zwei Tage mitgenommen zu werden. Vergeblich.

Für Alex, die bei ihrer geschiedenen Mutter lebt, sind die Feiertage ein Horror, weil sie dann immer von ihrem Vater abgeholt und zu seiner neuen Familie gebracht wird, was bei ihrer psychisch labilen Mutter stets zu einem Zusammenbruch führt – und bei Alex zu Schuldgefühlen. „Ich wusste nichts anderes“: Sie ist nicht grün und blau geschlagen worden, sondern aus dem fahrenden Auto ihres Vaters gesprungen.

Während der sportstudiogestählte Timo nicht mit seinem „Weichei“ von Vater kann und seinen Frust in sinnloser Gewalt an der dominanten Mutter ausgelassen hat, weshalb er in der „Geschlossenen“ gelandet ist, aus der ihn zumindest für die Weihnachtstage der empathische Psychiater Dr. Wolf befreien konnte, ist Fedja, der gebürtige Georgier, schon von der Körperhaltung her ein Loser. Das heftigst verprügelte Opfer seiner Mitschüler braucht dringend Erholung in der Abgeschiedenheit des Heims, weist seine Seele doch mindestens ebenso viele blaue Flecken auf wie sein Körper.

Wo sich die vier sehr unterschiedlichen jungen Menschen nicht nur aufeinander einstellen, sondern sich in aufreibenden Therapiestunden auch mit ihren Problemen auseinandersetzen müssen. Dabei ist der unkonventionellen Psychiater Dr. Wolf, der die Sache sehr locker angeht und immer wieder Fünfe gerade sein lässt, nicht das Problem. Sondern die Pflegeschwester Simone, die Timo von vornherein ablehnend gegenübersteht und ihrem von seinen Schützlingen nur „Wolfi“ genannten Kollegen nach Möglichkeit Knüppel zwischen die Beine wirft.

Als sich Lara aus dem weihnachtlichen Geschenkkorb von Schwester Simone bedient und sich das Quartett mit reichlich Alkohol versorgt nachts durch den Wald schlägt, um ein eigenes, ganz privates Fest in mittlerweile vertrauter Gruppe zu feiern, eskaliert die Situation: Lara fällt aus einem Boot und lässt die anderen im Unklaren darüber, dass sie sich längst an Land gerettet hat. Schwester Simone sieht ihre Zeit gekommen und informiert den Chefarzt...

Weihnachten – Zeit der Hoffnung, der Sehnsucht, der Erwartungen und der Familien. In den vier von Esther Bernstorff (Grimme-Preis 2017 für „Ein Teil von uns“) geschilderten Familien eskalieren die Konflikte. Konfrontiert mit sich selbst, miteinander und mit einem unkonventionellen Psychiater erleben vier Jugendliche Festtage voller Trotz und Traurigkeit, aber auch voller Komik und Überraschung – es ist wahrscheinlich ihr schönstes Weihnachten überhaupt.

„Vier Könige“, das Langfilm-Debüt der am 15. November 1978 in Bonn geborenen Regisseurin Theresa von Eltz, die ihr Studium an der Oxford University mit einem Master in Geschichte beendete, bevor sie bei Stephen Frears und Ken Loach an der National Film and Television School in Beaconsfield studierte, ist am 24. Dezember 2019 im Rahmen der Reihe „Das kleine Fernsehspiel“ vom ZDF erstmals im Fernsehen gezeigt worden. Wie in ihrem ersten studentischen Kurzfilm „Gecko“, mit dem sie in den Kurzfilmwettbewerb der Berlinale 2007 eingeladen wurde, setzt Theresa von Eltz Zeichen: Obwohl es kein klassisches Happy End gibt, entlässt sie ihre Protagonisten nicht ohne ein kleines Hoffnungszeichen. Zusammen mit ihrem Kameramann Kristian Leschner dreht sie trotz einiger spektakulärer Szenen einen leisen, behutsamen Film, der sich den handelnden Figuren distanziert-beobachtend nähert, etwa bei den persönlichen oder telefonischen Kontakten der jugendlichen Hauptfiguren zu ihren Eltern.

Lara, Alex, Timo und Fedja wissen aus bitterer eigener Erfahrung, dass sie sich auf niemanden verlassen können als auf sich selbst. Doch sie erfahren allmählich, wie gut es ihnen dabei geht, nicht immer nur an sich selbst zu denken, sondern auch für andere da zu sein. Sie lernen, etwa Timo bei seinen Joggingrunden im Wald, Freiräume, die ihnen „Wolfi“ eingeräumt hat, zu nutzen – und nicht auszunutzen. Das Jugenddrama lebt vom ungekünstelten Spiel des grandiosen Quartetts Jella Haase, Paula Beer, Jannis Niewöhner und Moritz Leu, ist aber auch bis in kleinste Rollen hochkarätig besetzt, noch zu nennen Lale Türkan Yavas als mitfühlende Pflegeschwester Sibel, Kai Hoppe als Pfleger Samson, Nadine Hahl als Sporttherapeutin Sandra und Carla Becker als Kantinenfrau.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Continuity

Steadicam

Standfotos

Szenenbild

Kostüme

Schnitt

Darsteller

Aufnahmeleitung

Dreharbeiten

    • 14.11.2014 - 20.12.2014: Hamburg
Länge:
99 min
Format:
DCP, 1:2,39
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 01.10.2015, 154684, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 04.10.2015, Hamburg, Filmfest;
Kinostart (DE): 03.12.2015

Titel

  • Originaltitel (DE) Vier Könige
  • Schreibvariante (DE) 4 Könige

Fassungen

Original

Länge:
99 min
Format:
DCP, 1:2,39
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 01.10.2015, 154684, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 04.10.2015, Hamburg, Filmfest;
Kinostart (DE): 03.12.2015

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 2016
  • Lola in Bronze, Bester Spielfilm
FBW 2015
  • Prädikat: besonders wertvoll
Filmfest Rom 2015
  • Bester Film, Alice nella cittā