1957

24. Januar
In München wird der "Mathäser-Filmpalast" eröffnet (1.187 Plätze), ein repräsentatives Kino, in dem künftig die großen Premieren stattfinden. Unmittelbarer Nachbar ist die Mathäser-Bierstadt.

Januar
In München erscheint die erste Nummer der Zeitschrift "Filmkritik". Sie opponiert gegen die gängige "feuilletonistische Kritik" und begreift Film als Ideologieproduktion. Die ersten Autoren sind Wilfried Berghahn, Ulrich Gregor, Theodor Kotulla und Enno Patalas (der auch als Redakteur fungiert). Die Zeitschrift ist in den sechziger und siebziger Jahren das wichtigste Forum filmkünstlerischer und filmpolitischer Debatten in der Bundesrepublik. Ihre dann wechselvolle Geschichte endet 1984 mit dem Heft 333–334.

26. März
In Hamburg stirbt der Regisseur Max Ophüls im Alter von 54 Jahren. In Saarbrücken geboren, 1933 emigriert, entwickelte er in Frankreich, Italien und Amerika einen unverwechselbaren Stil, der durch Musikalität und komplizierte Kamerabewegungen gekennzeichnet ist. Seine Autobiografie heißt "Spiel im Dasein. Eine Rückblende" (1959).

 

28. Mai
In West-Berlin wird dort, wo früher der Ufa-Palast stand, als neues repräsentatives Kino der Zoo-Palast (1.200 Plätze) eröffnet. Er dient von nun an der "Berlinale" als Festspielhaus.

27. Juli
In der Bundesrepublik tritt ein neues "Gesetz zum Schutze der Jugend in der Öffentlichkeit" in Kraft. Es untersagt die Anwesenheit von Kindern unter sechs Jahren bei öffentlichen Filmveranstaltungen. Die Freigabe von Filmen wird weiterhin differenziert in die Kategorien: ab sechs, ab zwölf, ab sechzehn und ab achtzehn Jahren.

30. August
Uraufführung des DEFA-Films "Berlin – Ecke Schönhauser", Buch: Wolfgang Kohlhaase, Regie: Gerhard Klein. "Halbstarke" auch in Ost-Berlin. Ihr Tonfall wird vom SED-Zentralkomitee mißbilligt.

19. September
Uraufführung des Films "Nachts, wenn der Teufel kam", Regie: Robert Siodmak. Der Fall eines psychopathologischen Massenmörders (Mario Adorf), der 1944 entlarvt wird. Weil ein Prozeß die staatliche Ordnung gefährden könnte, wird der Mörder einfach liquidiert. Ausgezeichnet mit der "Goldenen Schale" und acht "Filmbändern in Gold".

 

_________________

Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004

© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.