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Phil Jutzi

Weitere Namen
Philipp Jutzi (Geburtsname)
Piel Jutzi (Weiterer Name)
Date of Birth
07/22/1896 - 12:00
Geburtsort
Altleiningen (Pfalz)
Sterbedatum
05/01/1946 - 12:00
Sterbeort
Neustadt an der Weinstraße
Biografie

Phil Jutzi wurde als Philipp Jutzi am 22. Juli 1896 in Alt-Leiningen bei Grünstadt/Pfalz geboren, als Sohn des Schneidermeisters Peter Jutzi und Anna Katharina Jutzi, geb. Friedrich. Nach Beendigung der siebten Klasse der Volksschule besuchte er zwei Jahre lang eine Kunstgewerbeschule. Mit zwanzig verdiente er als Plakatmaler für ein kleines Kino im Schwarzwald sein erstes Geld und machte mit der Kamera des Kinobesitzers erste Aufnahmeversuche. Im Ersten Weltkrieg war Jutzi dienstuntauglich und lediglich für "Hilfsdienste" eingeteilt.

Anfang der 1920er Jahre änderte Phil Jutzi seinen Vornamen in Piel. Allerdings verlor er 1931 in einem Prozess um Namensgleichheit gegen den Schauspieler und Regisseur Harry Piel. In seinen weiteren Werken tauchte Jutzi wieder mit dem Namen Phil auf.

1919 zog Phil Jutzi nach Heidelberg um, wo er als Kameramann, Regisseur und Drehbuchautor tätig war. "Das blinkende Fenster" (1919) war seine erste Regiearbeit bei der Internationalen Film-Industrie GmbH, die hauptsächlich Detektiv- und Wildwestfilme produzierte. Es folgten weitere Filme wie "Bull Arizona der Wüstenadler" (1919) oder "Der Fremde mit der Teufelsmaske" (1920).

Jutzis nächste Station war Berlin. Dort hatte er Kontakt zu der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH) und drehte für das kommunistische Film-Kartell Welt-Film als Kameramann aktuelle Ereignisse. Nach der Gründung der proletarischen Prometheus Film-Verleih und Vertriebs GmbH wurde er dort als Regisseur tätig. Zunächst wurden von Jutzi Dokumentarfilme erstellt.

Im Jahre 1926 wurde der Spielfilm "Kladd und Datsch, die Pechvögel" unter seiner Regie produziert. Zunehmend kamen russische Filme in den Verleih der Prometheus. Unter anderem war Jutzi zuständig für die Herstellung deutscher Verleihfassungen. Eisensteins "Bronenosec Potemkin" ("Panzerkreuzer Potemkin", 1925) ist der bekannteste Titel. Jutzi war es auch, der 1930 den Film neu montierte und die erste Tonfassung erstellte. An den deutsch-russischen Co-Produktionen der Prometheus war er bei "Falschmünzer" ("Salamandra", 1928) und "Der lebende Leichnam" ("Zhivoj Trupp", 1928) als Kameramann beteiligt.

Mitte der 1920er Jahre wurde Phil Jutzi zum führenden Regisseur des "proletarischen" Films. 1928 führte er Regie bei dem halbdokumentarischen Spielfilm "Um's tägliche Brot (Hunger in Waldenburg)" nach einem Drehbuch von Léo Lania. Mitwirkende waren Laiendarsteller und Holmes Zimmermann, der Schwager Jutzis, mit dem er bereits bei der Internationalen Film-Industrie GmbH (Heidelberg) einen Film gedreht hatte und der auch in "Mutter Krausens Fahrt ins Glück" zu sehen ist. Der Film "Um's tägliche Brot" zeichnete ein realistisches Bild von dem Elend im Kohlerevier von Waldenburg. Fast durchgehend positiv waren die Reaktionen auf den Film. Vereinzelt wurde kritisiert, dass er auf fatalistische Weise das Elend zeige und keinen Ausweg aufweise.

Der nächste und mit Abstand der größte künstlerische und wirtschaftliche Erfolg für Prometheus war 1929 "Mutter Krausens Fahrt ins Glück". Mit nur geringen finanziellen Mitteln und unter dem Protektorat von Käthe Kollwitz, Hans Baluschek und Otto Nagel gelang Jutzi die Darstellung von Typen und einem Milieu des Proletariats. Sozialkritisch und ohne Pathos filmte er mit seiner Kamera die Straßen Berlins. Siegfried Kracauer schrieb in der Frankfurter Zeitung vom 28.01.1930: "Aber er hat doch nicht wie andere den Russen nur die Äußerlichkeiten abgeguckt, sondern wirklich von ihnen gelernt. Seine Straßen-, Häuser- und Hofaufnahmen sind großartig, seine Übergänge sachlich begründet."

Zur Einführung des Tonfilms äußerte sich Jutzi kritisch und forderte auf, mit der "Tyrannei des Tones" Schluss zu machen ("Zurück zum Film! S.M. der Ton"). Die geplante Verfilmung 1930 von Anna Seghers' "Aufstand der Fischer" mit Asta Nielsen konnte von Jutzi nicht mehr mit Prometheus realisiert werden. Prometheus hatte zwar durch "Mutter Krausens Fahrt ins Glück" einen finanziellen Gewinn gemacht, doch Altschulden mussten beglichen werden. Phil Jutzi, der zuvor schon unter schlechter Bezahlung gearbeitet hatte, musste seinen Plan aufgeben. Seine produktivste künstlerische Schaffensphase ging damit dem Ende zu. Jutzi trat Ende 1929 aus der KPD aus.

1931 entstand mit der Allianz Tonfilm GmbH nach der Romanvorlage von Alfred Döblin "Berlin - Alexanderplatz", mit Heinrich George als Franz Biberkopf. Der Film übte wieder deutliche Kritik an den herrschenden sozialen Verhältnissen, war jedoch in seiner Ausdruckskraft nicht vergleichbar mit "Mutter Krausens Fahrt ins Glück". Die Kritik blieb zurückhaltend.

Nicht nur seine filmischen Arbeiten markierten in den 30er Jahren einen deutlichen Wandel, auch politisch orientierte sich Jutzi neu. Im März 1933 trat er der NSDAP bei und schloss sich darauf folgend im Mai der Nationalsozialistischen Betrieborganisation/Film (NSBO) an. Im gleichen Jahr wurden durch die Zensur seine Filme "Um's tägliche Brot" und "Mutter Krausens Fahrt ins Glück" verboten. Phil Jutzis Arbeiten in den Jahren 1933 bis 1937 waren hauptsächlich Kurzspielfilme der leichten Gangart - Lustspiele für den Produzenten Kurt Ulrich. Es entstanden in den gleichen Jahren über zehn Filme für Euphono-Film. 1934 und 1935 hatte Jutzi die Möglichkeit, in Österreich zwei lange Spielfilme mit Atlantis-Film zu inszenieren. Zum einen handelte es sich um "Lockspitzel Asew", eine Geschichte um einen Verräter, der mehrere Personen in einer verkörperte; zum anderen drehte er ein Spionage-Melodram, "Der Kosak und die Nachtigall".

In der 1940er Jahren verschlimmerte sich Jutzis finanzielle Situation, hinzu kamen gesundheitliche Probleme. Er besaß 1942 eine Festanstellung bei der Reichspost-Fernseh-Gesellschaft als Chef-Kameramann und arbeitete in diesem Rahmen unter anderem für Lex Film und die Ufa. Jedoch konnte Jutzi wegen seiner gesundheitlichen Situation kaum noch dieser Tätigkeit nachgehen, seine hohe Verschuldung und eine Erkrankung seiner Frau, Emmy Philippine, geb. Zimmermann, setzten ihm außerdem noch zu. Nach Kriegsende ging er mit seiner Frau und seiner Tochter Gisela, geboren 1926, zurück in seine Heimat Altleiningen. Die finanzielle Situation blieb nach wie vor schwierig.

Phil Jutzi starb am 01. Mai 1946 im Krankenhaus von Neustadt an der Weinstraße.

 

Autorin: Lena Pezzarossa

 

 

 

 

Filmography
1996
Wildwest am Rhein
  • Darsteller (Sonstiges)
1945
Flüssigkeitswechselgetriebe
  • Kamera
1944
Kindergymnastik
  • Kamera
  • Schnitt
1943/1944
Bodenbearbeitung im Garten
  • Regie
  • Kamera
  • Schnitt
1944
Beerenobstpflanzung und Schnitt
  • Kamera
1944
Ackerbodenbearbeitung
  • Kamera
1944
Ziegen und Lämmer
  • Kamera
  • Schnitt
1941
12-15jährige
  • Kamera
  • Schnitt
1944
Richtiges Tragen von Lasten
  • Regie
  • Kamera
  • Schnitt
1944
Großmarkthalle
  • Kamera
  • Schnitt
1944
Brandenburg-Preußen, Potsdam
  • Kamera
1943
6-9jährige
  • Kamera
1941/1942
So ein Früchtchen
  • Kamera
1941
Schwätzer oder Kerle?
  • Regie
  • Drehbuch
1939
Das Fenster im 2. Stock
  • Regie
1939
Die Sache mit dem Hermelin
  • Regie
1939
Das Gewehr über!
  • Kamera
1938
Wir marschieren mit
  • Kamera
1938
Es kann der Beste nicht in Frieden leben
  • Regie
  • Schnitt
1938
Der Schein trügt
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
1938
Der Haustyrann
  • Regie
  • Schnitt
1937
Pension Elise Nottebohm
  • Regie
1937
Alkohol und Steuerrad
  • Regie
1937
Ferngespräch mit Hamburg
  • Regie
1937
Der andere Mann
  • Regie
  • Drehbuch
1937
Sparkasse mit Likör
  • Regie
  • Drehbuch
1937
Die Unterschlagung
  • Regie
  • Drehbuch
1936/1937
Es wird nichts so fein gesponnen
  • Regie
  • Drehbuch
1937
Die Seitensprünge des Herrn Blohm
  • Regie
  • Drehbuch
1937
Wiederseh'n macht Freude
  • Regie
  • Drehbuch
1937
Frauen wollen betrogen sein
  • Regie
  • Drehbuch
1936
Wie ein Wunder kam die Liebe
  • Drehbuch
1936
Das häßliche Entlein
  • Regie
1936
Die lange Grete
  • Regie
1936
Zeugen gesucht
  • Regie
1936
Heiteres und Ernstes um den Großen König
  • Regie
1936
Münchhausens neuestes Abenteuer
  • Regie
1935
Anekdoten um den Alten Fritz
  • Regie
1935
Die Frauen haben es leicht
  • Regie
  • Drehbuch
1934/1935
Der Kosak und die Nachtigall
  • Regie
1934/1935
Lockspitzel Asew
  • Regie
1934
Am Telefon wird gewünscht
  • Regie
  • Drehbuch
1934
Adam, Eva und der Apfel
  • Regie
1934
Warum so aufgeregt?
  • Regie
1934
Mausi
  • Regie
1934
Die einsame Villa
  • Regie
  • Drehbuch
1934
Mucki
  • Regie
1934
Aufschnitt
  • Regie
1934
Ferner liefen
  • Regie
1934
Ein falscher Fünfziger
  • Regie
1934
Das Geschäft blüht
  • Regie
1934
Und sie singt doch
  • Regie
1934
Tante Mariechen
  • Regie
1934
Ich tanke, Herr Franke
  • Regie
1934
Ein fideles Büro
  • Regie
1934
Ich versichere Sie
  • Regie
1934
Bitte ein Autogramm!
  • Regie
1934
Carlos schönstes Abenteuer
  • Regie
1934
Halb und halb
  • Regie
1934
Frau Eva wird mondain!
  • Regie
1934
Herr oder Diener
  • Regie
1934
Herr Mahler in tausend Nöten
  • Regie
1934
Der Bart ist ab
  • Regie
1934
Los Nr. 13013
  • Regie
  • Drehbuch
1934
Dr. Bluff
  • Regie
1933
Die Goldgrube
  • Regie
1933
Tempo, Carlo, Tempo
  • Regie
1932
Was gibt's Neues heut?
  • Regie
  • Kamera
1932/1933
Eine wie Du
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
1931
Berlin - Alexanderplatz
  • Regie
1930
Zeitprobleme. Wie der Arbeiter wohnt
  • Sonstiges
1929/1930
100 000 unter roten Fahnen. Solidaritätstag der I.A.H., Bezirk Berlin-Brandenburg 1930
  • Regie
  • Kamera
1930
Die Todeszeche
  • Regie
  • Kamera
1929
Blutmai 1929
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Schnitt
1929
Um's tägliche Brot
  • Regie
  • Kamera
1928/1929
Der lebende Leichnam
  • Kamera
1929
Mutter Krausens Fahrt ins Glück
  • Regie
  • Kamera
1929
Klippen der Ehe
  • Kamera
1928
Falschmünzer
  • Kamera
1927
Die rote Front marschiert
  • Regie
1927
Kindertragödie
  • Regie
1926
Kladd und Datsch, die Pechvögel
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Bauten
1925
Die große Gelegenheit. Raub in der Zentralbank
  • Kamera
1924/1925
Fröhlich Pfalz - Gott erhalt's
  • Kamera
1922
Der graue Hund. Greyhound
  • Regie
1921
Die Piraten des Rio Negro
  • Regie
1921
Rote Rache
  • Regie
1920
Bull Arizona. 2. Das Vermächtnis der Prärie
  • Regie
1920
Feuerteufel
  • Regie
1920
Der Fremde mit der Teufelsfratze
  • Regie
1920
Red Bull, der letzte Apache
  • Regie
1919/1920
Das deutsche Lied. Henkerskarren und Königsthron
  • Regie
1919
Die das Licht scheuen...! Aus dem Tagebuch des Meisterdetektivs Ferry White
  • Regie
  • Drehbuch
1919
Bull Arizona der Wüstenadler
  • Regie
1919
Der maskierte Schrecken
  • Regie
  • Drehbuch
1919
Das blinkende Fenster
  • Regie
  • Drehbuch
1919
Die Rache des Banditen
  • Regie
  • Drehbuch
1913
Fiesko
  • Regie
URL: https://www.filmportal.de/person/phil-jutzi_0cc4c3ac479b484d8445112b12fbf823