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Veröffentlicht auf filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Erwin Leiser

Date of Birth
05/16/1923 - 12:00
Geburtsort
Berlin
Sterbedatum
08/22/1996 - 12:00
Sterbeort
Zürich, Schweiz
Biografie

Erwin Leiser wurde am 16. Mai 1923 in Berlin-Hohenschönhausen als Kind jüdischer Eltern geboren. Der Vater, Rechtsanwalt, ab 1933 mit Berufsverbot belegt, starb 1937. Nach dem Novemberpogrom 1938 floh die Mutter mit ihrem Sohn nach Lund, Schweden, wo Leiser sein Abitur machte, dann Literaturgeschichte, Philosophie, Psychologie und Deutsch studierte und begann, als Journalist, Theater- und Literaturkritiker zu arbeiten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Leiser in Schweden zunächst freiberuflicher Journalist für Rundfunk und Fernsehen, arbeitete als Übersetzer (u.a. von Bertolt Brecht, Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt, Nelly Sachs, Paul Celan) und als Feuilletonredakteur der Stockholmer sozialdemokratischen Tageszeitung Morgon-Tidningen. 1959/60 entstand sein erster Kinofilm "Den Blodiga tiden" (wörtlich: "Die blutige Zeit"; deutscher Verleihtitel: "Mein Kampf"), ein über zweistündiger Kompilationsfilm aus Archivaufnahmen über Hitler und die Verbrechen der NS-Diktatur. Die Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus blieb das zentrale Thema von Leisers Arbeit.

1961 zog Leiser nach Zürich, wo er bis zu seinem Tod lebte und arbeitete. Im selben Jahr erschien sein Dokumentarfilm "Eichmann und das Dritte Reich", produziert von der Schweizer Praesens Film in Co-Produktion mit Artur Brauners CCC. Während der Prozess gegen Adolf Eichmann in Israel stattfand, porträtierte Leiser den "Schreibtischtäter" und eiskalten Organisator des Massenmords an den Juden. Es folgten weitere Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus, u.a. der für die ARD entstandene Fernsehfilm "Deutschland, erwache!" (1968), eine Analyse des nationalsozialistischen Propagandafilms.

In der Folge befasste Leiser sich auch mit anderen aktuellen Themen der Gegenwart, so die Lage der Kinder und Jugendlichen in Elendsvierteln der sogenannten "Dritten Welt" in "Keine Welt für Kinder" (1972) und die nukleare Bedrohung in zwei Filmen über Überlebende des Atombombenabwurfs, "Wähle das Leben" (1963) und "Hiroshima – Erinnern und Verdrängen" (1985). Fürs Fernsehen drehte er auch Künstlerporträts, u.a. über Fritz Lang (1968), Hans Richter (1968, 1973) und den amerikanischen Pop-Art-Maler James Rosenquist (1986). "Die Mitläufer" (1984, mit Eberhard Itzenplitz) war wieder ein Dokumentarfilm über den Alltag im Nationalsozialismus. In einer Spielhandlung treten u.a. Armin Mueller-Stahl, Karin Baal und Gottfried John auf. "Zehn Brüder sind wir gewesen" (1995) handelt von Auschwitz und der Vernichtung der europäischen Juden. In "Pimpf war jeder" (1993) begegnete Leiser ehemaligen Mitschülern wieder und befragte sie zur gemeinsamen Schulzeit im NS-Staat. "Das Prinzip all dieser Filme lautete, keine Urteile zu verkünden, sondern die Zuschauer selbst aktiv zum Urteilen einzuladen." (Nachruf in Die Zeit, Nr. 36, 30.8.1996).

Erwin Leiser, der auch mehrere Bücher publizierte (so die Autobiografie "Gott hat kein Kleingeld", 1993) und für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet wurde (u.a. Ehrendoktor der Universität Stockholm), war 1966 bis 1969 Künstlerischer Direktor der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Im Juli 1996 wurde er zum Direktor der Sektion Film- und Medienkunst der Akademie der Künste in Berlin-Brandenburg gewählt. Er starb am 22. August 1996 in Zürich.

 
Filmography
1995
"Mein ganzes Leben war Kunst". Ein Film über Otte Sköld
  • Regie
  • Drehbuch
1995
Feindbilder
  • Regie
  • Drehbuch
1995
Zehn Brüder sind wir gewesen
  • Regie
  • Drehbuch
1995
Memories of Harlem
  • Regie
1995
Otto John - Eine deutsche Geschichte
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
  • Interviews
  • Produzent
1994
Ein Schlips steht Kopf
  • Regie
  • Drehbuch
1993
"Ich lebe dieses magische Leben in meinem Atelier". Josè de Guimaraes
  • Regie
1993
UFA. Mythos und Wirklichkeit
  • Mitwirkung
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1992/1993
Pimpf war jeder
  • Regie
  • Drehbuch
  • Interviews
  • Produzent
1992
1937 - Kunst und Macht
  • Regie
  • Drehbuch
1992
Werner Weber
  • Regie
1991
Al Hirschfeld
  • Regie
1991
Wer war Hugo Weber?
  • Regie
  • Drehbuch
1991
Erwin Leiser im Gespräch mit Karl Stamm, Göttingen 1991
  • Mitwirkung
1988
"Frei und links". 125 Jahre SPD
  • Regie
1988
Kunstszene Los Angeles
  • Regie
1988
"Ich habe immer Schutzengel gehabt". Die ungewöhnliche Karriere des Lothar Wolff
  • Regie
  • Drehbuch
1988
Die Feuerprobe - Novemberpogrom 1938
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
  • Interviews
  • Produzent
1988
Jenseits von Blau
  • Co-Produzent
1987
Welt im Container. Hans Falk
  • Regie
1987
Gunnar Norrman. Licht zwischen den Bäumen
  • Regie
1987
Hitlers Sonderauftrag Linz
  • Regie
1986
Boteros Corrida
  • Regie
1986
Elie Wiesel. Im Zeichen des Feuers
  • Regie
  • Drehbuch
1986
James Rosenquist
  • Regie
1985
Botero als Bildhauer
  • Regie
1985
Hiroshima - Erinnern und Verdrängen
  • Regie
1983/1984
Die Mitläufer
  • Regie
  • Drehbuch
1984
Das furchtlose Auge. Berenice Abbott
  • Regie
  • Drehbuch
1984
Erde Schatten Stein. Rolf Iseli
  • Regie
  • Drehbuch
1984
Die Kunst ist das Leben. De Kooning 1984
  • Regie
1984
Liebe und Exil - Isaac Bashevis Singer und New York
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1983
Vor 50 Jahren war alles dabei
  • Regie
1982
Lügen Bilder wirklich nicht?
  • Regie
1982
Leben nach dem Überleben
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1981
Arshile Gorky
  • Regie
  • Produzent
1981
Raphael Soyer. New York Painter
  • Regie
1981
Stille Stellen
  • Regie
  • Drehbuch
1981
Die Leidenschaften des Isaac Bashevis Singer
  • Regie
1980
Bram van Velde et son silence
  • Regie
1980
Die Welt vor dem Holocaust
  • Regie
  • Drehbuch
1979
Die drei Berufe des Hans Fischli
  • Regie
1979
De Kooning malt
  • Regie
1979
Willem de Kooning und das Unerwartete
  • Regie
  • Drehbuch
1978
Friedrich Dürrenmatt als Maler
  • Regie
1978
Männer im besten Alter
  • Regie
1978
Die versunkenen Welten des Roman Vishniac
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1977
Edward Kienholz
  • Regie
  • Drehbuch
1976
Die Welt des Fernando Botero
  • Regie
  • Drehbuch
1975
Weil sie Frauen sind. Beobachtungen in vier Ländern
  • Regie
1975
Ellis Larkins
  • Regie
1975
Carl Bucher versteinert die Welt
  • Regie
1975
Frauen in der dritten Welt. Beobachtungen in Südamerika und Afrika
  • Regie
1974
Von Bebel bis Brandt. Der Weg der Deutschen Sozialdemokraten
  • Regie
1973
Ich lebe in der Gegenwart. Versuch über Hans Richter
  • Regie
1972
Opfer der Gewalt
  • Regie
1972
Züricher Notizen. Um Mitternacht ist alles vorbei
  • Regie
1972
Keine Welt für Kinder
  • Regie
  • Produzent
1969
Wandlungen
  • Regie
1969
Der lange Weg der NPD
  • Regie
1967/1968
Deutschland, erwache!
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1968
Zum Beispiel Fritz Lang
  • Regie
1968
Rhythmus 21-68. Hans Richter filmt und malt
  • Regie
1965
Der 30. Januar 1945 (Kolberg)
  • Regie
  • Künstlerische Oberleitung
1964
Montage 1924
  • Regie
1964
Fritz Lang: "Mabuse" 1964
  • Regie
1964
Montage 1919
  • Regie
1963
Wähle das Leben
  • Regie
  • Drehbuch
1960/1961
Eichmann und das Dritte Reich
  • Regie
  • Drehbuch
1959/1960
Den Blodiga tiden
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
  • Schnitt
1960
Avigdor Arikha - Das hungrige Auge
  • Regie
  • Drehbuch
URL: https://www.filmportal.de/person/erwin-leiser_96969f87e364480ba63861cf824d596b