Drehbuch, Bauten, Kostümbild
Gießen Alkmaar, Niederlande

Biografie

Hein Heckroth, am 14. April 1901 in Gießen geboren, absolvierte in seiner Geburtsstadt zunächst eine Lehre zum Buchdrucker und Setzer, bevor es ihn im Jahr 1920 nach Frankfurt zog. Als Schüler von Professor Ludwig Gies am Städel'schen Kunstinstitut und Reinhold Ewald an der Zeichenakademie in Hanau widmete sich der junge Hein Heckroth der Malerei. Seine finanzielle Lage brachte ihn ans Theater, wo er im Herbst 1921 der Tänzerin und Choreografin Mary Wigman begegnete. Er porträtierte sie und verkaufte diese Bilder in Frankfurter Galerien.

Nach der Hochzeit mit Ada Maier, einer jüdischen Malerin aus Gießen, zog das junge Paar im August 1924 von Frankfurt nach Münster. Zwei Jahre später kam dort die gemeinsame Tochter Renate, genannt Nandi, zur Welt. (Sie kam 1972 bei einem Unfall in Nordengland ums Leben.) Heckroth arbeitete an den Städtischen Bühnen Münster als Bühnenbildner für Theater, Ballett und Oper. Im Zuge seines Schaffens lernte er Bertolt Brecht kennen und porträtierte ihn 1925; Theater und Staffelei wurden zu gleichwertigen Leidenschaften Heckroths.

1927 wurde Hein Heckroth künstlerischer Beirat unter Casper Neher an den Städtischen Bühnen Essen. Nur zwei Jahre später trat er dessen Nachfolge an und wurde gleichzeitig Chef des Ausstattungswesens und Leiter der Fachklasse für Bühnengestaltung an der Folkwangschule. Seine Berufung auf eine Professur an der geplanten Bühnenbildklasse der Akademie der Bildenden Künste in Dresden wurde durch das Nazi-Regime vereitelt. Im Zuge dessen traf Heckroth auch ein Lehr- und Malverbot in Deutschland. Die politische Situation zwang ihn und seine Familie schließlich zur Emigration.

Nach kurzen Aufenthalten in verschiedenen Ländern Europas gelangte Heckroth 1935 nach England. Die Insel wurde zur Exilheimat der Familie für die folgenden 21 Jahre. Heckroth lehrte an der Kunstschule in Dartington/ Devon bis zu deren kriegsbedingter Schließung 1939 und arbeitete zugleich als Ausstatter am Theater. Nach einer einjährigen Internierung und Deportation nach Australien in das Lager Hay als feindlicher Ausländer kehrte Heckroth 1941 auf Vermittlung von Sir Herbert Read wieder nach England zurück und führte freie Arbeiten und Bühnenaufträge durch.

Ab dem Jahr 1944 hielt dann auch der Film Einzug in Heckroths Berufsleben: Er arbeitete als Kostümberater für Oliver Messel in Gabriel Pascals aufwändigem jedoch erfolglosem Historiendrama "Caesar and Cleopatra" ("Caesar und Cleopatra", 1945). Ab 1945 kam es dann zur engen, mehrjährigen und neun Filme umfassenden Zusammenarbeit zwischen dem Vielfachtalent Heckroth und der Produktionsfirma The Archers, in der sich Heckroth vom Kostümberater und -designer, so in "A Matter of Life and Death" ("Irrtum im Jenseits", 1946) und "Black Narcissus" ("Schwarze Narzisse", 1947), zum Produktionsdesigner entwickelte. Für das insbesondere in den Ballettszenen außergewöhnliche Szenenbild des Klassikers "The Red Shoes" ("Die roten Schuhe", 1948) der Archers-Filmemacher Michael Powell und Emeric Pressburger erhielt Heckroth 1949 den Oscar der American Academy of Motion Picture Arts and Sciences. Diese hohe Auszeichnung für sein Debüt als Produktionsdesigner trieb seine Filmkarriere voran. 1951 folgten zwei Oscar-Nominierungen (Costume Design und Art Direction) für "The Tales of Hoffmann" "(Hoffmanns Erzählungen"). Es waren gerade jene zwei Filme, die das Können Heckroths im Spiel mit Komposition, Farbe und Form verlangten und bewiesen.

Helmut Käutners "Ludwig II. – Glanz und Elend eines Königs" war 1954 der erste deutsche Film, für den Heckroth die Gesamtausstattung verantwortete. 1956 kehrte Heckroth mit seiner Familie dann nach Deutschland zurück, behielt jedoch bis an sein Lebensende die 1947 erhaltene britische Staatsbürgerschaft. Im selben Jahr berief Harry Buckwitz, damals Generalintendant, Hein Heckroth als Ausstattungsleiter an die Städtischen Bühnen nach Frankfurt. Neben seiner Arbeit am Theater, für das er über 90 Inszenierungen ausstattete, und einer Verpflichtung von Gustaf Gründgens für die Ausstattung von "Orpheus" an der Mailänder Scala (1958), entwickelte er jedoch auch weiterhin das Design zahlreicher bundesdeutscher Filme, darunter "Das Spukschloß im Spessart" (1960) oder "Die Dreigroschenoper" (1963) unter Regie von Wolfgang Staudte.

Das junge Medium Fernsehen gab Heckroth eine weitere Möglichkeit sich künstlerisch zu erproben und zu experimentieren. Die Verfilmung von Strindbergs "Ein Traumspiel" (1959) beispielsweise war eine Sensation, da niemand zuvor die Elektronik als Stilmittel einsetzte. Alfred Hitchcock holte Heckroth, der sich zunehmend der Arbeit am deutschen Fernsehspiel widmete, 1966 für seinen Film "Torn Curtain" ("Der zerrissene Vorhang") nach Hollywood. Dies wurde Heckroths letzte internationale Arbeit. 1969 entstand schließlich sein erster eigener Film, das halbstündige Intermezzo "Die Wand". Die Fernsehausstrahlung ein Jahr später erlebte Heckroth jedoch nicht mehr, denn er starb kurz davor am 6. Juli 1970 auf einer Ferienreise in Holland.

Autorin: Lili Leuschner

Dieser Text wurde im Rahmen des Masterstudiengangs "Filmkultur - Archivierung, Programmierung, Präsentation" erstellt, der von der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Deutschen Filminstitut gemeinsam angeboten wird.

 

FILMOGRAFIE

1969
  • Drehbuch
  • Bauten
1968
  • Bühne
1965
  • Bauten
1962/1963
  • Bauten
  • Kostüme
1959
  • Drehbuch
  • Ausstattung
1957/1958
  • Kostüme
1955
  • Ausstattung
1954/1955
  • Bauten
1952
  • Bauten
1950
  • Bauten
1948/1949
  • Bauten
1948
  • Ausstattung
  • Kostüme
1947
  • Kostüme