Vineta

Deutschland 2005/2006 Spielfilm

Inhalt

Basierend auf dem Theaterstück "Republik Vineta" von Moritz Rinke erzählt der Film von dem renommierten, herzkranken Architekten Sebastian Färber, der eines Tages einen mysteriösen "Geheimauftrag" erhält: In einer Villa auf einer abgelegenen Insel soll er gemeinsam mit sechs weiteren Fachleuten die "perfekte Stadt der Zukunft" entwerfen. Es dauert nicht lange, bis in den Ideen der einzelnen Teilnehmer höchst unterschiedliche Anschauungen aufeinander prallen. Zudem beginnt Färber zu ahnen, dass der geheimnisvolle Projektleiter Dr. Leonard in Wahrheit ganz andere Ziele verfolgt – Ziele, die weitaus weniger menschenfreundlich sind, als es scheint.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Als Flamingos, die in der Nacht wie Hühner im Stall gehalten wurden, aus demselben in die relative Freiheit eines Zoogeheges entlassen werden, bleibt ein Tier zurück. Als der Tierpfleger nachschaut, liegt es zusammengekrümmt und verendet am Boden. „Er sah aus wie immer heut’ Morgen“, sagt eine junge Kollegin. „Die lassen sich bis zum Schluss nichts anmerken“ weiß der erfahrene Tierpark-Mitarbeiter. Schnitt. Der bekannte, mit Aufträgen reichlich eingedeckte Architekt Sebastian Färber ist erfreut, dass ihn seine Tochter Himalaya, besagte junge Tierpflegerin aus der Eingangssequenz, zu einer dieser Preisverleihungen begleitet hat, die für den erfolgsverwöhnten Färber zur langweiligen Pflichtaufgabe geworden sind, der er sich am liebsten ganz entziehen würde.

Auch diesmal überlässt er Himalaya der Partygesellschaft, indem er sich klammheimlich aus dem Staube macht und, noch während der Autofahrt an neuen Projekten zeichnend, ins Büro zurückkehrt zum Schrecken der dort gerade tätigen Putzfrau. Dabei sind die Anzeichen, dass Färbers Körper den Strapazen nicht mehr gewachsen ist, nicht zu übersehen. Aber selbst seiner „First Lady“ genannten Tochter gelingt es nicht, den nachts am Schreibtisch ständig Walnüsse knackenden Workaholic zu bändigen. Ein Zusammenbruch ist die Folge, in der Klinik wird ein Beinahe-Infarkt diagnostiziert – und das Burn-Out-Syndrom. Was Färber nicht auf sich sitzen lässt, weshalb er es im Krankenbett nicht lange aushält: Er steckt im Gegenteil voller Ideen und entwirft immer aufwendigere Renommierprojekte, für die sich nach der Kosten-Nutzen-Kalkulation kein Investor interessieren dürfte. Was seinem Büropartner Redecker die Schweißperlen auf die sorgenvolle Stirn treibt.

Färber ignoriert alle Warnungen der Ärzte und alle Bitten seiner Tochter, als ihm plötzlich ein ambitioniertes Großprojekt offeriert wird, das in seiner Dimension alles bisherige sprengt: Er soll auf einer geheimnisumwitterten, da von den Sowjets militärisch genutzten und erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands geräumten Ostseeinsel eine modellhafte Stadt der Zukunft entwerfen, die an Komfort, aber auch in Bezug auf das Sicherheitsbedürfnis der einst dort lebenden Menschen, mit modernster Technik ausgestattet keine Wünsche offen lässt. Mit dem Schiff gelangt Färber auf ein immer noch streng von der Außenwelt (und dem Mobiltelefonnetz) abgeschottetes Eiland, wo er in einer schlossähnlich-verwunschenen Villa auf den Projektleiter Dr. Leonhard und das bereits vollzählig versammelte Expertenteam trifft.

Mit Dr. Lutz Born gehört ein weiterer, wie sich rasch herausstellt, konkurrierender Architekt dazu, der Orwellsche Dimensionen locker hinter sich lassende Vorstellungen von einer total überwachten Stadt gegen Färbers Ideen von einem lichtdurchfluteten, sich zum Wasser hin öffnenden, menschenfreundlichen und sinnlich-urbanen Gemeinwesen demokratisch-liberaler Struktur setzt. Während ein sehr heterogen zusammengesetztes Experten-Trio beiden Architekten gleichermaßen zur Seite steht mit Montag, Feldmann-See und Behrens, die für die finanzielle, ingenieurtechnische und politisch-verwaltungstechnische Seite zuständig sind, kümmert sich Leonhards Assistentin Nina Seiler um die Fitness der Herren-Riege. Welche großem Zeitdruck ausgesetzt ist, denn eine Delegation des staatlichen Auftraggebers hat sich angekündigt, um die Entwürfe der beiden konkurrierenden Architekten unter die Lupe zu nehmen.

Als der hohe Besuch aufgrund technischer Probleme kurzfristig abgesagt wird, entlädt sich die explosive Mischung aus Stress und Frust in einem ausschweifenden Fest, bei dem sich Färber und Nina Seiler näherkommen. Am anderen Morgen herrscht allerorten Katerstimmung. Hans Montag, der Färber noch eine rätselhafte Botschaft übermittelt hat, soll in betrunkenem Zustand ertrunken sein. Färber selbst, dem einiges spanisch vorkommt in dieser einsamen, von einer unwirtlichen Winterlandschaft umgebenen Villa, so die Überwachungsbildschirme in Dr. Leonhards Büro, bricht zusammen, springt dem Tod jedoch noch einmal von der Schippe. Es gelingt ihm, in einem Boot ans Festland zu rudern. Er will sich bei der Immobilienfirma nach dem Stand der Dinge erkundigen, doch die Büroräume sind leer. Und in seinem eigenen Unternehmen Redecker & Färber hat mit Friedmann längst ein Jüngerer seinen Platz eingenommen...

Ging es in Moritz Rinkes im Jahr 2000 im Hamburger Thalia-Theater uraufgeführten Drama „Republik Vineta“, dem „Stück des Jahres 2001“, um eine Schein-Perspektive für hochqualifizierte, aber arbeitslose Unternehmer und Freiberufler, legt Franziska Stünkel in ihrem Langfilm-Debüt „Vineta“ den Fokus auf die zumeist zum Scheitern verurteilten Versuche der Entschleunigung von Workaholics. Das ist selbst für Kinogänger, die eine der zahlreichen Inszenierungen der dramatischen Vorlage gesehen haben, spannend.

Auch was die bisweilen überdeutliche Farb-Symbolik zwischen weißer Schneelandschaft und einem nicht weniger grellen, wenn auch in vielen Abstufungen eingesetzten Rot betrifft: Flamingos, lernt Sebastian Färber bei einem Zoobesuch von seiner Tochter Himalaya, sind Herdentiere. Erkrankt eines von ihnen, so tut es bis an sein Ende so, als sei es gesund. Weshalb die Ärzte und Pfleger im Zoo häufig machtlos sind, weil sie einen kranken Flamingo nicht als solchen erkennen. Was für Menschen freilich nicht gilt, weshalb Himalaya die Initiative ergriffen hat – noch gerade rechtzeitig, happy end mit Nina Seiler nicht ausgeschlossen...

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie-Assistenz

Script

Kamera-Assistenz

Optische Spezialeffekte

Standfotos

Ton-Design

Ton

Ton-Assistenz

Mischung

Darsteller

Co-Produzent

Redaktion

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Dreharbeiten

    • 29.03.2005 - 05.05.2005: Berlin, Hannover, Steinhuder Meer, Hamburg, Bremen
Länge:
2669 m, 97 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Dolby Digital
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 22.02.2008, 113241, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Voraufführung (FR): Mai 2006, Cannes, IFF - Filmmarkt;
Uraufführung (DE): 16.07.2006, München, Filmfest;
Kinostart (DE): 03.04.2008;
TV-Erstsendung (DE): 20.08.2009, ARD

Titel

  • Originaltitel (DE) Vineta

Fassungen

Original

Länge:
2669 m, 97 min
Format:
35mm, 1:2,35
Bild/Ton:
Farbe, Dolby Digital
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 22.02.2008, 113241, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Voraufführung (FR): Mai 2006, Cannes, IFF - Filmmarkt;
Uraufführung (DE): 16.07.2006, München, Filmfest;
Kinostart (DE): 03.04.2008;
TV-Erstsendung (DE): 20.08.2009, ARD

Auszeichnungen

Filmfest Hamburg 2006
  • Otto-Sprenger-Preis