Verbotene Liebe

DDR 1989/1990 Spielfilm

Gedanken zur Regiekonzeption


Helmut Dziuba, Film und Fernsehen, Berlin/DDR, Nr. 5, 1990


Im Prinzip ist es eine Romeo- und-Julia-Geschichte, fast im klassischen Sinne, nur mit umgekehrten Vorzeichen: Sie konnten doch zueinander kommen!

Die "verfeindeten Elternhäuser", die Lehrerin Laube (Pater Lorenzo), Markus der Freund – werden in ihren ursächlichen sozialen und politischen Unterschieden dargestellt; das Woher und Wohin, ihre Stellung in der Gesellschaft und zu ihr. Dabei wird Entwicklungsgeschichte unserer Republik partiell und personengebunden miterzählt. (…)

Der Zustand der Gesellschaft, die Befindlichkeit der Zeit im weitesten Sinne, ihre Wertvorstellung, bestimmen das Verhältnis zu den Liebenden, bestimmt die Möglichkeit oder Unmöglichkeit dieser Liebe überhaupt. (…)

Stilistik und Struktur der Erzählweise (…)

1. Ein dichtes Figurenensemble, knapp umrissen, mit einem "ganzen Leben" im Hintergrund auf engstem Raum, mit strenger sozialer und politischer Physiognomie. Schwierig in der Ensemblebesetzung, mit großen Abhängigkeiten.

2. Das Optische ist dominant. Die Totale ist wichtig, die Flächigkeit im Motiv, Weite … Wenige, immer wiederkehrende, im Wandel von Stimmungen sich verändernde Hauptmotive – die Höfe der Elternhäuser vom Zaun getrennt (fast ohne Grün, Gerät verstreut auf dem Hof, Hühner in Scharen und anderes Geflügel, provisorischer Schweinekoben, geflicktes Nebengelaß, als Kontrast moderner Empfangsmast mit großer Antenne auf der einen Seite; kahle, nackte Sauberkeit auf dem Hof, als einziger Glanzpunkt ein bunter Fleck, die Voliere mit den Fasanen; im Hintergrund noch der pedantisch-gradlinige Garten – auf der anderen), das einsame Haus, der Weg durch die Felder, die Panzerstraße im Sperrgebiet, vom Krieger genutzt und vom Bauer…


Die Landschaft braucht Charakter und das Umfeld ein sparsam eingesetztes, genau gewähltes und erzähltes Detail: der einsame Mast auf dem Feld, der Zaun, der sich zur Mauer wandelt, das Foto, Filmplakate, die Bildertafel an der Wand mit den Porträts der "Besten"…

Jedes Motiv muß auf das Wesentliche organisiert sein, – nicht allgemeine "Realität".

3. Farbe und Licht. Vorgefundene Realität in "Farbe" fotografiert bleibt ohne Bezug auf die zu erzählende Geschichte, ohne Standpunkt des Machers. Wir müssen uns auch die Farbe organisieren, um Stimmungen der Geschichte gerecht zu werden, auch das Licht … Gelb – braun Skala: erdig, sandig, holzig. Ohne Grün, und wenn, dann gegenlichtig. Keine "farbigen Farben" im Kostüm, das "Festkleid" ausgenommen und der schillernde Bikini.

4. Der Ton hat wie die gesamte akustische Behandlung der Geschichte wieder großes dramaturgisches Gewicht: Ausgewählte Geräusche für szenische Grundstimmungen, wiederkehrende Grundgeräusche, die Sprachbehandlung, im wesentlichen original, sparsamster Einsatz von Musik.

Die Besetzung. Das Wichtigste: Die Besetzung der Rollen von Barbara und Georg unbedingt mit Laien ist das Schwierigste wohl.

Ohne eine stimmige Besetzung dieser Rollen – eine Besetzung, die, und das ist in diesem Altersbereich äußerst schwierig, ihre Eigenart und Charakter bis zum letzten Drehtag hält – ist dieser Film nicht realisierbar. Das Unternehmen erfordert eine hohe Sensibilität aller Beteiligten, soll durch einen Jugendpsychologen begleitet und rechtlich abgesichert werden.

Rechtsstatus