Geschlecht in Fesseln (Sexualnot der Gefangenen)

Deutschland 1928 Spielfilm

Geschlecht in Fesseln

–e–, Reichsfilmblatt, Nr. 43, 27.10.1928

Allgemeines:

Ein leidenschaftlicher Tendenzfilm, – aber mit einer Tendenz, der wir uns alle anschließen können: Es ist das ein Film, der für Liberalität und Menschenwürde, gegen Dickfelligkeit und Unduldsamkeit kämpft. Zudem ein Film, der ein heikles Problem, mit Ernst aufwirft. Und wir wollen Filme, die den Mut dazu haben, schon in dieser Absicht unterstützen, – gleich, in welcher Art das Problem behandelt wird. In einem solchen Film können und dürfen tausend Irrtümer stecken, – schließlich sind es ja Filme dieser Art, die Kunst und Leben weiterbringen.

Manuskript:

Herbert Juttke und Georg C. Klaren haben ein dramaturgisch hieb- und stichfestes Manuskript geschrieben, das klar und ernsthaft in der großen Linie, treffend und im guten Sinne bezeichnend in den Details ist. Sie stellen das Problem von der Sexualnot der Gefangenen zur Debatte. Zeigen die Unduldsamkeit des Strafvollzuges, predigen Humanität, Liberalität, Menschenwürde. Wenn auch im Rahmen einer Spielhandlung, die die Dinge etwas einseitig darstellt (die Gefängnisinsassen, die alle den Eindruck unschuldig Verurteilter machen, das Sehnen der getrennten Eheleute, das in erster Linie sexueller, dann erst seelischer Art ist usw.). Aber in einem solchen Film muß, so kann argumentiert werden, zu Grenzfällen gegriffen werden, um zu einer Besserung der Verhältnisse beizutragen. Andererseits ist die feinfühlige Behandlung aller dieser Dinge wieder besonderes Verdienst der Autoren.

Regie:

Wilhelm Dieterles Regie ist in der Behandlung der Charaktere sicher und erschöpfend. Haltung und Takt waren bei diesem Film alles, – Dielerle steht darin den Autoren nichts nach. Wenn wir ihn und die Autoren recht verstehen, so wollten sie wohl auch nicht einen Film machen, der das Sexuelle zum Maß aller Dinge macht, sie wollten wohl in erster Linie einen Film gegen Unduldsamkeit und Starrköpfigkeit machen, die ja auch auf anderen Gebieten die Freiheit unseres Lebens einengen. Das hätte Dieterle in der Regie noch stärker betonen dürfen.

Darstellung:

Dieterle gibt der Hauptfigur seinen Ernst und seine Haltung. Gunnar Tolnaes übernimmt die Position des Kulturkämpfers, des Predigers in "der Wüste". Er ist vornehm, gütig, ein Mann von Wuchs. Mary Johnson hat einige rührende Momente, die Rolle verlangt aber eine blutvollere Schauspielerin.

Theatergeschäft:

Der Film dürfte allenthalben stark interessieren.

Rechtsstatus