Inhalt
Nina, die Tochter eines Verlegers kommt, ohne es zu ahnen, in den Besitz eines Tonbandes, mit dem sich der Tod eines hochrangigen Politikers aufklären lässt. Ihr Vater will ihr zwei Bodyguards zur Seite stellen, doch durch eine Intrige des BND, der ebenfalls hinter dem Band her ist, erhalten ausgerechnet Erkan und Stefan, zwei Freunde, die dämlicher und tollpatschiger kaum sein könnten, das Mandat, die gefährdete junge Frau zu schützen. Auf der Flucht vor den Häschern des Geheimdienstes legt das ungleiche Trio halb München in Schutt und Asche.
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Was sich zunächst als Krimi im Geheimdienst-Milieu anlässt, entpuppt sich bald, unterfüttert durch zahlreiche kleine Nebenhandlungen, als soziale Studie. Da ist die vornehme Hamburger Verlegerfamilie, in der Tochter Nina die notwendige Nestwärme vermisst: Ihre psychisch kranke Mutter (Silvia Nentwig) ist in eine noble Münchner Klinik „abgeschoben“ worden, der Vater ein notorischer Workaholic und rücksichtsloser Egoist.
Auf der anderen Seite die Münchner Unterschichtsfamilie Erkans, bei der Stefan wie ein Bruder des eigenen Sohnes aufgenommen wird: Hier tobt der Bär, hart aber herzlich. Und so ist es eben kein Wunder, dass Ninas Mutter erst durch die Begegnung mit Erkan & Stefan zu neuem Leben erweckt wird – und das im wahren Wortsinn...
Michael „Bully“ Herbigs liebevolle Schilderung der warmherzigen Münchner Familie lässt Geißendörfers Mittelstands-Milieuserie „Lindenstraße“ geradezu verblassen. Bei allen transportierten Klischees: Ninas versponnen-neidischer Blick auf das Chaos in Stefans „Bude“ und die alten Fotos, die von der langjährigen, unzertrennlichen Freundschaft des „voll krassen“ Duos zeugen, gehört zu den eindrucksvollsten Szenen des Films.
Die beiden Chaoten, die unwissentlich zwischen die Fronten der sie verfolgenden Nachrichtendienste geraten sind, machen alles falsch – und letztlich alles richtig. Weil sie aus dem Bauch heraus entscheiden – und menschlich handeln. Am Ende haben die beiden „Helden“ das brisante Tape überspielt – und der große Traum des Hamburger Verlegers von einer Exklusiv-Geschichte, die wie eine Bombe einschlägt in die politische Elite der einstmals Bonner und nun noch ganz jungen Berliner Republik, platzt wie eine Seifenblase. Doch es gibt Wichtigeres im Leben, und sei es eine langsam wieder ins Leben zurückfindende Verlegergattin...
„Erkan & Stefan“ ist natürlich auch eine derbe, krude Polit-Satire, bei der nichts und niemand verschont bleibt. Den Prolls gehört die Welt, weil die anderen, die Etablierten und Erfolgreichen, nur Zombies ohne Herz und menschliche Rührungen sind. Free-TV-Premiere war am 3. Oktober 2002 bei Pro Sieben.
Pitt Herrmann