Weitere Namen
Arthur Robison (Schreibvariante)
Regie, Drehbuch
Chicago, Illinois, USA Berlin

Biografie

Arthur Robison wurde als Sohn eines Deutsch-Amerikaners am 25. Juni 1883 in Chicago, Illinois, USA geboren. Seine Familie stammte ursprünglich aus dem Hunsrück und kehrte 1895 nach Deutschland zurück. Robison verbrachte seine Schulzeit in München und studierte dort an der Ludwigs-Maximilians-Universität Medizin. Nach seinem Abschluss verließ er München und praktizierte als Arzt in Berlin.

Nach einer kurzen Karriere als Arzt kehrte Robison nach Amerika zurück, schloss sich dort einer deutschen Schauspielgesellschaft an und betrieb vorbereitende Sprechstudien. 1911 betrat er zum ersten Mal als Schauspieler die Bühne und trat 1913 dem Ensemble eines deutsch-amerikanischen Theaters bei. Als ein Jahr später sein Vater starb, ging er zurück nach Deutschland. Durch die beginnende, von der Finanzierung des Ersten Weltkrieges verursachte Inflation wurde Robison mittellos und versuchte in die gerade entstehende deutsche Filmindustrie einzusteigen.

1915 und 1916 arbeitete er als Dramaturg bei der Deutschen Mutoskop- und Biograph GmbH in Berlin. 1916 schrieb er dort das Drehbuch für Heinrich von Korffs Regiedebüt "Die Frau mit den zwei Seelen" und für "Die Finsternis und ihr Eigentum", das 1921 von Martin Hartwig verfilmt wurde. Ebenfalls 1916 führte Robison zum ersten Mal selbst Regie, und es entstand der Film "Nächte des Grauens" mit Emil Jannings, Werner Krauß und Hans Mierendorff, zu dem er auch selbst das Drehbuch verfasste. Im selben Jahr zeichnete er außerdem für Drehbuch und Regie von "Des nächsten Weib" verantwortlich. Nach diesen ersten Erfolgen zog er sich jedoch für einige Jahre zurück. Erst 1923 realisierte Robison zwei weitere Filme: "Zwischen Abend und Morgen. Der Spuk einer Nacht" und "Schatten – eine nächtliche Halluzination", für die er jeweils auch die Drehbücher verfasste.

Das Eifersuchtsdrama "Schatten" machte Robisons Namen berühmt: Der Film enthüllt durch Schattenspiele die Wunsch- und Traumbilder seiner Protagonisten und entstand nach einer Idee des Produzenten Albin Grau nach dem Bankrott seiner Firma Prana-Film auf Grund des verlorenen Rechtsstreits um "Nosferatu" (1921). Grau zeichnet auch für Dekoration, Kostüme und Bauten in "Schatten" verantwortlich. Als Kameramann fungierte Fritz Arno Wagner, der ebenfalls mit anderen bedeutenden Regisseuren des Weimarer Kinos wie Ernst Lubitsch, Robert Wiene und F.W. Murnau arbeitete.

Nach dem Erfolg von "Schatten" wurde Robison von Erich Pommer für die Universum Film AG (Ufa) engagiert. Robison war bekannt dafür, eigene Wege zu gehen und eine Vorliebe für das Mystische und Visionäre zu haben, wie 1928 "Die Filmwoche" beschreibt, doch mit dem Eintritt in die Ufa nahm er sich den amerikanischen Markt zum Vorbild und wandte sich dem Unterhaltungsfilm zu. Er fungierte als Regisseur und Drehbuchautor für "Pietro, der Korsar" (1925), "Manon Lescaut" (1926), "Der letzte Walzer" (1927) und "Looping the Loop" ("Die Todesschleife", 1928) mit dem Schauspielduo Jenny Jugo und Werner Krauß, das bereits davor schon erfolgreich in "Die Hose" (1927) von Hans Behrendt spielte. "Looping the Loop" wurde für den internationalen Markt produziert und eröffnete im September 1928 das Ufa Premierenkino Universum am Lehniner Platz in Berlin.

1929 verließ Robison Deutschland und drehte in Großbritannien "The Informer" ("Die Nacht nach dem Verrat"). 1930 ging er nach Hollywood und inszenierte für die Metro-Goldwyn-Mayer deutsche und französische Versionen amerikanischer Filme wie "Soyons gai" (1930), "Le père célibataire" (1931), "Mordprozeß Mary Dugan" (1931), "Jenny Lind" (1931) und "Quand on est belle" (1932).

Im Jahr 1933, als viele andere Künstler aus Deutschland ins Exil flüchteten, nahm Robison die entgegengesetzte Route und kehrte zur Ufa zurück. Während der in der NS-Zeit staatlich beeinflussten Produktion realisierte Robison Unterhaltungsfilme, jeweils in deutscher und französischer Fassung. So führte er die Regie bei "Des jungen Dessauers große Liebe" (1933) und "Fürst Woronzeff" (1934), zu dem er gemeinsam mit Walter Supper das Drehbuch schrieb. Bei den entsprechenden französischen Fassungen der Filme ("Tambour battant" und "Le secret des Woronzeff") unterstützte ihn André Beucler als Regisseur. Für "Mach mich glücklich" (1935) einem Revuefilm und dessen französischem Pendant "Les époux célibataires" (1935) teilte er sich die Arbeit am Drehbuch ebenfalls mit Walter Supper und außerdem Bobby E. Lüthge, der auch am Drehbuch zu "Tambour battant" mitwirkte. Beim Film "Les époux célibataires" war Jean Boyer Robisons Ko-Regisseur.

Mit seiner letzten Buch- und Regiearbeit "Der Student von Prag" (1935), dem Remake des Klassikers von 1913, kehrte Robison zu seinen Wurzeln im phantastischen Film zurück. Am 20. Oktober 1935, zwei Monate vor der Premiere des Filmes, starb Robison. Bis zu seinem Tod hatte der promovierte Mediziner insgesamt 21 Filme realisiert, 15 davon in Deutschland.

Der expressionistische Stummfilm "Schatten – eine nächtliche Halluzination" gilt heute als das bekannteste und wichtigste Werk Robisons und ist keinesfalls in Vergessenheit geraten: Sowohl Lotte Eisner als auch Siegfried Kracauer bezeichneten in ihren Werken zum Weimarer Kino "Schatten" als einen Meilenstein in der Geschichte des deutschen Kinos. Im Rahmen einer Wiederaufführung des Films 1991 sprach "Der Tagesspiegel" von einer "Reflexion über das Sehen und Zuschauen, das untergründige Superthema des Films der Weimarer Republik". 1998 beauftrage die Murnau-Stiftung Luciano Berriatúa des L'Immagine Ritrovata in Bologna mit der Rekonstruktion des Filmes, und 2016 schrieb Johannes Kalitzke im Auftrag von WDR und ZDF/Arte eine neue musikalische Partitur für die Rekonstruktion von "Schatten". Aufgezeichnet wurde diese neue musikalische Fassung bei den Wittener Kammermusiktagen. Sie wurde im November 2016 auf Arte ausgestrahlt und danach auch als DVD auf den Markt gebracht.

Autorin: Anna Bell

Dieser Text wurde im Rahmen des Masterstudiengangs "Filmkultur - Archivierung, Programmierung, Präsentation" erstellt, der von der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem Deutschen Filminstitut gemeinsam angeboten wird.

 

FILMOGRAFIE

1935
  • Regie
  • Drehbuch
1935
  • Regie
  • Drehbuch
1935
  • Regie
  • Drehbuch
1933/1934
  • Regie
1934
  • Regie
  • Drehbuch
1934
  • Regie
  • Drehbuch
1930
  • Regie
  • Übersetzung
1928
  • Regie
  • Drehbuch
1927
  • Regie
  • Drehbuch
1925/1926
  • Regie
  • Drehbuch
1924/1925
  • Regie
  • Drehbuch
1923
  • Regie
  • Drehbuch
1916
  • Regie
  • Drehbuch
1916
  • Regie
  • Drehbuch