Danton

Deutschland 1921 Spielfilm

Danton


A.F., Der Film, Nr. 19, 7.5.1921


Vom dritten Akte an setzte spontaner, steigender Beifall ein. Es war ein großer Erfolg in dem an Erfolge gewöhnten Ufa-Palast am Zoo. Auch dieser Film heißt Emil Jannings, daneben vielleicht noch wegen einzelner Massenszenen von gewaltiger Wucht Dimitri Buchowetzki, der auch das Manuskript geschaffen hat. Er springt mit dem historischen Danton ziemlich frei um und stellt mehr einen etwas angebröckelten Menschen Danton als den geschichtlichen Helden in den Mittelpunkt. Massig, mit den unterlaufenen Augen des gereizten Stieres und unerhört lässig auf der anderen Seite geht dieser Danton durch den Film. Unnötig zu sagen, daß sich aus dieser urwüchsigen Kraft wirkungsvolle Szenen ergeben, wenn er die Wächter vor Robespieres Tür beiseite schleudert oder den tückischen Schleicher, der ihn zu verhaften kommt, wie eine Puppe in die Höhe und in die Ecke wirft, um sich selbst zu verhaften usw.

Die ersten beiden Akte ziehen ohne Aufregung vorüber. Auch hier gute Regie- und Manuskripteinfälle. So Hilde Wörner als Proletariermädchen, vom Aristokraten aufgefischt und eingekleidet, mit der ewigen Furcht wieder baden zu müssen und dem wohligen Sichgehenlassen, als es die feinen Kleider wieder mit seinen Lumpen vertauschen darf.

Im dritten Akt kommt eine große Szene: Vor Dantons Haus staut sich der vom Konvent aufgepeitschte Pöbel. Fäuste recken sich, Flüche fliegen. Danton tritt aus der Balkontür, stumm, geduckt wie zum Sprung. Die Fäuste sinken. Ein paar Worte von ihm, und begeistert jauchzt ihm die Gasse zu. Von da kommt Format in die Bilder. Sich steigernd bis zu der überwältigenden Szene vor dem Tribunal. Danton in den Anklageschranken, vom öffentlichen Ankläger nach Name und Wohnung gefragt, bricht in unbändiges Lachen aus. Wiehert, hält sich den Bauch. Und das ganze Volk hinten bis hinauf unters Dach lacht mit. Selbst die Soldaten an der Schranke. Dann kommt die Anklage. Danton wendet sich um: "Das Urteil soll das Volk sprechen!" Und plötzlich brechen diese Gallerien von Menschen herunter, nach vorn, walzen die Anklageschranken nieder, drohend auf das Tribunal zu. Ankläger und Richter retten sich auf den Tisch. Und dann kommt der schwache Punkt: Auf den Zwischenruf vom Tribunaltisch, gerade jetzt begänne in allen Bezirken die Lebensmittelverteilung, schwenken wie auf Kommando die Massen nach rechts und links ab. Ohne Zögern, ohne Überlegung, aber nichts im Film deutete darauf, daß diese Menschen fast verhungert sind.

Werner Krauß als Robespierre in Maske und Spiel seines St. Just vom Deutschen Theater. Einprägsam, eine unheimliche Maschine des Fanatismus. Doch mit tragischen Lichtern: so wenn er, der eben Dantons Namen von der Todesliste strich, von diesem beschimpft wird und mit einem gemessenen Abtupfen einer verräterischen Träne das Band zwischen sich und Danton zerschneidet. Als Dantons Freund, General Westermann, Eduard von Winterstein, in meisterhaft geschlossener, leider knapp bemessener Rolle. In der frauenarmen Besetzung fällt Charlotte Ander mit ihrer unendlich zarten Zeichnung der Lucile Desmoulins auf. (...)

Rechtsstatus