Preisträger und Bilanz der 61. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen

Am 5. Mai 2015 gingen die 61. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen mit der Preisverleihung zu Ende.

Die Kurzfilmtage ziehen eine positive Bilanz: Von 76 Vorstellungen waren 36, fast die Hälfte, ausverkauft. Mit knapp 18.000 Besuchern verzeichneten die Kurzfilmtage nach dem Jubiläumsjahr 2014 so viele Besucher wie 2013. Besonders begehrt waren in diesem Jahr die Wettbewerbe und die Profil-Programme von Ito Takashi, Jennifer Reeder und Erkka Nissinen. Insgesamt zeigten die Kurzfilmtage 504 Filme aus 55 Ländern. Bei der Preisverleihung werden Preisgelder in Höhe von insgesamt 41.250 Euro verliehen.

Der Große Preis der Stadt Oberhausen geht in diesem Jahr nach Polen für Wojciech Bąkowskis Film "Głos mojej duszy". Der Preis für den besten Beitrag im Deutschen Wettbewerb geht an die Filmemacherin Alex Gerbaulet für "Schicht".

Die 62. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen finden vom 5.-10. April 2016 statt.

Preise des Internationalen Wettbewerbs

Mitglieder der Internationalen Jury:
George Clark (Großbritannien), Kati Kivinen (Finnland), Park Chan-kyong (Südkorea), Andréa Picard (Kanada), Marta Ponsa (Spanien)


Großer Preis der Stadt Oberhausen
dotiert mit 8.000 Euro

"Głos mojej duszy"
("Klang meiner Seele")
Wojciech Bąkowski
Polen 2014, 13 Min., DCP, Farbe

Begründung:
Wir verleihen den Großen Preis der Stadt Oberhausen an eine Arbeit, die die Beziehung zwischen Sprache und Bild hinterfragt, das Projekt Experimentalfilm und Post-Internet-Kunst erneuert und in scheinbaren Sackgassen Poesie findet. Es ist eine Arbeit von bemerkenswerter Ökonomie, Präzision und Witz, die ihren Reichtum aus einer großen Bandbreite von Bildern, Motiven, Texten und Musik bezieht, belebt durch eine ungewöhnliche Mischung und einzigartige Herangehensweise, die deren Poesie und hintergründigen Humor zeigen. Eine Arbeit über Technologie, der Intelligenz und Flexibilität mehr gelten als Hi-Tech-Ausrüstung und Stil. Eine sich selbst genügende persönliche und idiosynkratische Aussage von überraschender Präzision, von täuschender Bescheidenheit und Erfindungsgeist geprägt. Dieses Video entdeckt Schätze inmitten des Banalen und findet so eine fragmentierte, aber ganz und gar eigenständige Stimme, die sich aus der digitalen Ästhetik speist, die Mittler unseres Alltags und unserer Kommunikation ist.

Hauptpreis
dotiert mit 4.000 Euro

"32 + 4"
Chan Hau Chun
China 2014, 32 Min., DCP, Farbe

Begründung:
Die Jury vergibt den Hauptpreis an eine komplexe Familiengeschichte, die von einer jungen und vielversprechenden Filmemacherin mit Dringlichkeit, Intimität und Fantasie erzählt wird. Hier wird Filmemachen als Mittel der Intervention und Mediation genutzt, um ein Familienleben zu schildern. Dabei werden viele Schichten sichtbar, von dem Preis, der für das Leben inmitten kultureller Verdrängung gezahlt wird, bis zu Generationskonflikten und vergessenen Geschichten. Angesichts des Fehlens von Kommunikation erfindet der Film eine diskursive Bildpraxis, um über unausgesprochene Erfahrungen zu sprechen. Ein Film voller enger Räume und enger Leben, der sehr persönlich Generationen von Frustration, Scham und Nicht-Kommunikation enthüllt. Eine Arbeit über das intensive Betrachten von Bildern, deren Selbstreflektion in den Dialogen eine scharfe Intelligenz offenbart, die nach Wegen sucht, sich mit unausgesprochenen und unsichtbaren Traumata auseinanderzusetzen und ihnen zu entrinnen.

e-flux-Preis
dotiert mit 3.000 Euro für eine herausragende Film- oder Videoarbeit, die eine neue Form für das poetische und elektrische Potenzial des bewegten Bildes im Zeitalter globaler Informationsflüsse findet.

"Tiempo Aire"
("Air Time")
Bruno Varela
Mexiko 2014, 30 Min. 30 Sek., DCP, Farbe

Begründung:
Wir vergeben den ersten e-flux-Preis an diesen Film in Würdigung seiner komplexen, vielschichtigen Erzählweise und seiner innovativen Kombination persönlicher, sozialer und politischer Geschichte. Über alltägliche Gewalt und globale Zyklen der Brutalität muss gesprochen werden, aber auch über Geschichten von Familienleben und Durchhaltevermögen. Vor einem Hintergrund von Szenen des Widerstands zeigt der Film durch das Festhalten am Leben und gemeinsamen Aktivitäten, dass das Leben an sich widerstandsfähig und nicht leicht aufzuhalten ist. Diese Arbeit ist eher eine Erfahrung als ein Film, eine Arbeit, die nicht nur mit dem operiert, was gezeigt wird, sondern auch mit dem, was außerhalb des Bildrahmens liegt, und so die neuere Geschichte mit Hilfe von Bildern und Geschichten auslotet, die die Zeichen ihres Austauschs und ihrer Interpretation weitertragen und bloßlegen – ausgedrückt mit den wechselnden Technologien und Strukturen des bewegten Bildes.
 
Lobende Erwähnung der Internationalen Jury

"The Last Mango Before the Monsoon"
Payal Kapadia
Indien 2014, 19 Min., DCP, Farbe

Begründung:
Eine Lobende Erwähnung geht an Payal Kapadias "The Last Mango Before the Monsoon" für seine elegante Schilderung einer Verzauberung, die das Kurzfilmformat mit großer Sicherheit nutzt, um eine bleibende, elliptische Geschichte zu erzählen.

"Nuvem Negra"
Basil da Cunha
Schweiz 2014, 18 Min. 30 Sek., DCP, Farbe

Begründung:
Eine Lobende Erwähnung geht an Basil da Cunhas "Nuvem Negra" für die Kraft seiner filmischen Schilderung, in der Tatsache und Fiktion verschmelzen und zwischen Mühsal und Hoffnung oszillieren.

1. Preis der Jury des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 5.000 Euro

Mitglieder der Jury:
Oliver Baumgarten (Köln), Maike Mia Höhne (Berlin/Hamburg), Fabian Saavedra-Lara (Dortmund), Ruth Schiffer (Düsseldorf), Mareike Wegener (Köln)

"Blue and Red"
Zhou Tao
Spanien/Thailand, 25 Min., DCP, Farbe

Begründung:
Gebannt schauen die Menschen auf Lichtquellen jenseits der Kadrage. Manche bleiben stehen, zeigend, winkend, andere sitzen auf dem Boden und verfolgen erwartungsvoll das uns Verborgene. Was sehen sie? Ein Konzert? Eine Werbetafel? Worauf warten sie? Was hat sie zusammengeführt? In Zhou Taos fesselnder Arbeit "Blue and Red" zeigt sich die Stadt als Bühne, auf der sich die medialen Oberflächen eines Hyperkapitalismus ebenso effektvoll inszenieren wie der Widerstand gegen das herrschende System. Zhou Tao vertraut ausnahmslos seinen ausdrucksstarken Bildern. Durch ihre kluge Montage erzeugt er ein hohes Maß an filmischer Spannung und analytischer Präzision.

2. Preis der Jury des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
dotiert mit 3.000 Euro

"Saigo no Tenshi"
("Letzter Engel")
Ito Takashi
Japan 2014, 33 Min., DCP, Farbe

Begründung:
Eine enge Wohnung; trostlose Seitenstraßen und Hinterhöfe. Menschen, die unter Einsamkeit und Isolation leiden. Engel, die versuchen, Verbindung aufzunehmen und scheitern. Ito Takashi gelingt es meisterhaft, diese erzählerischen Motive in ein Bild des japanischen Alltags zu integrieren, der weitab liegt vom gängigen europäischen Darstellungsklischee. Pointierte Genre-Elemente, narrative Ton- und präzise Bildgestaltung: Ito Takashis "Saigo no Tenshi" ist punktgenau inszeniertes und konzentriert erzähltes Kino, das die Leinwand mit filmischer Perfektion und poetischem Zauber ausfüllt.

Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis)

Mitglieder der Jury:
Javier H. Estrada (Spanien), Martin Kaňuch (Slowakei), Carolin Weidner (Deutschland)

"The Last Mango Before the Monsoon"
Payal Kapadia
Indien 2014, 19 Min., DCP, Farbe

Begründung:
The "Last Mango Before the Monsoon" benötigt nicht viele Einstellungen, um von einem Kreislauf zu erzählen, der das Wesen des Einzelnen übersteigt. Dennoch ist auch er Teil von ihm. Ein junger Mann, der in den Wald geht – um zu sterben, und als Elefant wiedergeboren zu werden? Die Mutter, die sich an das Leibgericht des verstorbenen Ehemannes erinnert, das sie schon lange nicht mehr zubereitet hat. Der Monsun kommt, Träume und Wirklichkeit verwischen, das Geräusch beim Essen einer reifen Mango, der Wind in den Bäumen. Kapadias Bilder sind präzise und symbolhaft, lassen Raum für Sehsucht, Trauer, und auch ein Augenzwinkern. Sie sind zeitlos und universal, geruhsam und tief.

Preis der Ökumenischen Jury
dotiert mit 1.500 Euro

Mitglieder der Jury:
Franz Indra (Deutschland), Theresia Merz (Österreich), Théo Péporté (Luxemburg), Eberhard Streier (Deutschland)

"La pasión de Judas"
David Pantaleón
Spanien 2014, 10 Min., DCP, Farbe

Begründung:
Der Film greift die lokale spanische Tradition auf, zu Ostern eine Judasfigur durch die Straßen zu fahren und zu verbrennen. Eine Gruppe von Menschen mit Handicap spielt dieses Ereignis nach. Mit seiner Inszenierung wirft der Regisseur einen kritischen Blick auf ein religiöses Brauchtum und regt die Zuschauer dazu an, über die ideologische Grundlage  dieses Festes nachzudenken.

ZONTA-Preis
dotiert mit 1.000 Euro für eine Filmemacherin aus dem Internationalen oder Deutschen Wettbewerb

"Das offenbare Geheimnis"
Eva Könnemann
Deutschland 2015, 29 Min., DCP, Farbe

Begründung:
Der ZONTA-Preis 2015 geht an eine Filmemacherin, die aus dem Mangel an Produktionsmitteln eine eigenständige und neuartige künstlerische Form und Arbeitsweise entwickelt hat. Der Entstehungsprozess des Films wird zum fiktionalen Verfahren. Dies entwirft gleichzeitig einen neuen Typus und eine neue Position unabhängigen Filmemachens.

Preise des Deutschen Wettbewerbs

Mitglieder der Jury des Deutschen Wettbewerbs:
Frédéric Jaeger (Berlin), Carolin Schmitz (Köln), Senta Siewert (Frankfurt/Main)

Preis für den besten Beitrag des Deutschen Wettbewerbs
dotiert mit 5.000 Euro

"Schicht"
Alexandra Gerbaulet
Deutschland 2015, 28 Min. 30 Sek., DCP, Farbe und s/w

Begründung:
Architektur, persönlicher Wohnraum, persönliche Geschichte, deutsche Geschichte, Geschichte einer Stadt, eine Stadt, die sich aus der Arbeit speist. Ein Herr putzt seinem Hund die Pfoten ab. Eine Frau liebt eine andere. Und der Mutter legt sie keine Blumen aufs Grab. Der Preis des deutschen Wettbewerbs geht an einen Film, der uns einen bewussten Umgang mit Geschichte und Geschichten aufdrängt. Wir waren in Salzgitter. Von Mikro zu Makro entsteht ein schwerer, schöner Klumpen. Er stammt von Alex Gerbaulet und heißt: "Schicht". Wir werden ihn nicht mehr los.

3sat-Förderpreis
dotiert mit 2.500 Euro, für einen Beitrag, der sich durch eine neue Sichtweise auszeichnet. Der Preis umfasst darüber hinaus das Angebot, den ausgezeichneten Beitrag zu erwerben und im 3sat-Programm zu präsentieren.

"An ton Kaun"
Susanne Steinmaßl
Deutschland 2014, 9 Min. 30 Sek., DCP, s/w

Begründung:
Unsere Sinne sind wach, seine Affekte liegen blank. Die Verstärkung der Erfahrung wird zum synästhetischen Erlebnis: zwischen beglückendem Noise, erschreckendem Psychotronic und betörendem Schwarz-Weiß-Film. Das verdient den 3sat-Förderpreis. Er geht an Susanne Steinmaßl für "An Ton Kaun".

Lobende Erwähnung

"Colophon"
Aleksandre Koberidze
Deutschland 2015, 22 Min., DCP, Farbe

Begründung:
Eine lobende Erwähnung geht an einen Film, der nicht weiß, was verboten ist. Damit er das nicht lernt, loben wir ihn. Es ist: "Colophon" von Alexandre Koberidze. Sagen Sie es weiter.

Preise des NRW-Wettbewerbs

Mitglieder der Jury:
Florian Deterding (Düsseldorf), Sylke Gottlebe (Dresden), Andreas Heidenreich (Darmstadt)
Preis für den besten Beitrag des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet von der NRW.Bank

"Ruhrurbia"
Rainer Komers
Deutschland 2014, 30 Min., DCP, Farbe

Begründung:
Präzise Einstellungen fügen sich fließend zu einem stimmigen Mosaik einer im Umbruch befindlichen Region zusammen. Mit Wärme, Sympathie und Respekt für die Protagonisten entwickelt der Regisseur in unverkennbarer Handschrift einen Heimatfilm der besonderen Art. Der Preis für den besten Beitrag des NRW-Wettbewerbs geht an "Ruhrurbia" von Rainer Komers

Förderpreis des NRW-Wettbewerbs
dotiert mit 500 Euro, gestiftet von der NRW.Bank

"Cachorro Loko"
Igor Shin Moromisato
Deutschland 2014, 5 Min. 30 Sek., DCP, Farbe

Begründung:
Phantasievolle Bilder und eine stimmungsvolle Tonspur aus Musik und urbaner Geräuschkulisse machen in nur fünfeinhalb Minuten die sich aufbauende Anspannung von Menschen im Stau emotional nachvollziehbar. Ein energetischer Animationsfilm von großer visueller Kraft. Den NRW-Förderpreis erhält "Cachorro Loko" von Igor Shin Moromisato.

Lobende Erwähnung:

"Lucky Speed"
Nina Poppe
Deutschland 2014, 11 Min., DCP, Farbe

Begründung:
Mit beeindruckender Beobachtungsgabe und kontemplativer Ruhe zeigt der Film eine Welt in bedächtiger Routine, die letztlich in der Jagd nach Geschwindigkeit ihren Höhepunkt findet. Eine lobende Erwähnung geht an den Film Lucky Speed von Nina Poppe.

Preis der West ART-Zuschauerjury
dotiert mit 750 Euro, gestiftet von West ART

"Hausen"
Quimu Casalprim i Suárez
Deutschland 2014, 9 Min. 30 Sek., DCP, Farbe

Begründung:
Dem Film "Hausen" gelingt es in hervorragender Weise, ein Stimmungsbild zu transportieren, das nachhaltig berührt und innerhalb der Jury ein breitgefächertes Spektrum an Reaktionen hervorgerufen hat. Der Film überzeugt durch den Spannungsbogen, der von archaischer Symbolik über nachdenkliche Melancholie bis hin zu tiefer Religiosität erzählt. Eine präzise emotionale Sicht auf die Lebenswelt einer Frau, die in ihrem spanischen Heimatdorf auf ihr Leben blickt. In der Übertragung des zugrunde liegenden Gedichtes von Christoph Wenzel mit dem Titel "Im Nichts Hausen" ist eine eigenständige Fassung entstanden, die die Grundstimmung überträgt, über eine filmische Gedicht- Interpretation jedoch weit hinausreicht.

Preise des 38. Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerbs

Preis der Kinderjury
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet vom Tiergehege Kaisergarten

Mitglieder der Jury:
Lina Almojahedi, Leni Franziska Antwerpen, Friederika Gebel, Jessica Marie Kochan, Jan Krausch

"Åka utför"
("Klassenausflug")
Jonatan Etzler
Schweden 2014, 14 Min. 30 Sek., DCP, Farbe

Begründung:
Manchmal werden Kinder geärgert oder ausgeschlossen, nur weil ihre Eltern nicht so viel Geld haben und sie sich keine teuren Sachen leisten können. Um dazu zu gehören, macht man dann vielleicht Dinge, die einem danach Leid tun. Unser Gewinnerfilm zeigt, dass es unfair und gemein ist andere auszuschließen und dass man nicht immer die neuesten Sachen haben muss, um im Leben glücklich zu sein. Weil wir die Aussage des Films wichtig finden und er in schönen Bildern erzählt wurde vergeben wir den Preis an "Åka utför" von Jonatan Etzler.

evo-Förderpreis der Kinderjury
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet von der Energieversorgung Oberhausen AG (evo)

"Losers – Een film over verlies"
("Losers – Ein Film über Verlust")
Arianne Hinz
Niederlande 2014, 16 Min., DCP, Farbe

Begründung:
Wenn man mal traurig ist, hat man das Gefühl, das Leben würde gar nicht weitergehen. Aber das stimmt nicht! Denn man muss immer nach vorne schauen, genau wie die Kinder in unserem Gewinnerfilm. Die drei erzählen in dieser Dokumentation ihre ganz persönlichen Geschichten, was wir sehr mutig finden. Außerdem hat uns gefallen, dass jeder von uns schon einmal etwas Ähnliches erlebt hat und wir uns deswegen gut in die Geschichten hineinversetzen konnten. Und weil er mit jeder der drei Geschichten ernster wird, kann man immer tiefer in den Film abtauchen. Wir vergeben den EVO Förderpreis an "Losers" von Arianne Hinz.

Lobende Erwähnung:
"Oma"
Karolien Raeymaekers
Belgien 2014, 7 Min. 30 Sek., DCP, Farbe

Begründung:
Unsere Lobende Erwähnung verleihen wir einem Film, den wir beim ersten Schauen richtig erschreckend und deswegen gar nicht so toll fanden. Als wir dann aber darüber nachgedacht und miteinander geredet haben, ist uns klar geworden, dass die Bilder genau richtig sind. Denn der Film erzählt von Trauer und Tod und das sind Themen, die einen beunruhigen können. Weil wir uns noch lange an diesen Film und seine ungewöhnlichen Bilder erinnern werden, verleihen wir unsere Lobende Erwähnung an "Oma" von Karolien Raeymaekers.

Preis der Jugendjury
dotiert mit 1.000 Euro, gestiftet vom Aquapark Oberhausen

Mitglieder der Jury:
Jiyan Aycicek, Christiana Samantha Golombek, David Heckeley, Fabienne Poerschke, Michelle Schlottmann

"Vestibular"
Toti Loureiro/Ruy Prado
Brasilien 2015, 22 Min., DCP, Farbe und s/w

Begründung:
Unsere Gesellschaft und auch das Leben von Jugendlichen sind heutzutage geprägt von Konkurrenzdenken und Leistungsdruck. Unser Gewinnerfilm findet für diese wichtigen Themen eindrucksvolle und intensive Bilder, in denen wir uns direkt wieder gefunden haben. Die tolle Kameraarbeit, die Auswahl der Musik, der gute Hauptdarsteller und die kluge Dramaturgie, durch die Einteilung in verschiedene Kapitel, haben uns sehr beeindruckt. Außerdem ist der Film weder zu lang noch zu kurz, sodass wir uns keine Minute gelangweilt, sondern ihn als sehr intensiv wahrgenommen haben. Weil er uns rundum  überzeugt hat, verleihen wir den Preis der Jugendjury an "Vestibular" von Toti Loureiro und Ruy Prado.

Lobende Erwähnung

"AlieNation"
Laura Lehmus
Deutschland 2014, 6 Min., DCP, Farbe

Begründung:
Unsere Lobende Erwähnung möchten wir einem Film aussprechen, in dem Jugendliche in ihrer eigenen, unverfälschten Art und Weise zu Wort kommen. Denn wer sollte besser davon erzählen können, dass die Pubertät eine anstrengende und schwierige Zeit ist, als Jugendliche selber? Der Film überrascht mit einer ungewöhnlichen und klugen Machart. Weil sie nicht erkannt werden können, trauen die interviewten Jugendlichen sich, frei zu sprechen. Gleichzeitig sind die Animationen so gut und unterschiedlich gemacht, dass sich jeder von uns in einem der Charaktere wieder erkennen kann. Weil er es auch noch schafft, nicht nur Jugendliche anzusprechen, sondern auch Erwachsene zum Lachen und Nachdenken zu bringen, sprechen wir unsere Lobende Erwähnung "AlieNation" von Laura Lehmus aus.

Prädikat der Ökumenischen Jury für einen Film im Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerb verbunden mit der Empfehlung an Matthias Film und das Katholische Filmwerk, diesen Film für ihre Filmarbeit anzukaufen

"Tišina Mujo"
("Der stille Mujo")
Ursula Meier
Frankreich/Bosnien-Herzegowina/Schweiz 2014, 11 Min., DCP, Farbe

Begründung:
Der zehnjährige Mujo verschießt seinen Strafstoß, der Ball landet auf dem benachbarten Friedhof. Dort begegnet er einer Frau und es beginnt ein Gespräch über die Menschen, die beide in ihrem Leben verloren haben. Der Regisseurin gelingt es auf erstaunlich selbstverständliche Weise, Vergangenheit und Gegenwart im heutigen Sarajevo, Religionen und Generationen mit ihren Widersprüchlichkeiten zu verbinden.


Quelle: www.kurzfilmtage.de