Preis der Nationalgalerie für junge Filmkunst 2013 geht an Victor Orozco Ramirez

Im Rahmen einer feierlichen, von Franz Dinda moderierten Preisverleihung im Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart - wurden am 19. September die Preisträger des Preises der Nationalgalerie bekannt gegeben.

Der in diesem Jahr gemeinsam mit der Deutschen Filmakademie zum zweiten Mal vergebene Preis der Nationalgalerie für junge Filmkunst ging an den in Mexiko geborenen Regisseur Victor Orozco Ramirez für seinen Film "Reality 2.0" (Deutschland/Mexiko 2012, 11 Minuten), der zugleich seine Abschlussarbeit im Bereich Dokumentarfilm an der Hochschule für bildende Künste Hamburg ist. Ramirez nahm die Auszeichnung von Filmakademie-Vorstand Christiane Paul entgegen.

Die aus Tobias Berger (M+, Museum für visuelle Kunst, Hongkong), Henriette Huldisch (Nationalgalerie, Berlin), Matthias Mühling (Lenbachhaus, München), Anno Saul und Ina Weisse (beide Deutsche Filmakademie) bestehende Jury wählte den Gewinner aus einer Shortlist von sieben Filmen aus.
 
Ab heute wird der ausgezeichnete Film fast vier Monate lang in einem eigens eingerichteten Projektionsraum im Hamburger Bahnhof zu sehen und somit einem breiten Publikum zugänglich sein. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert.

Die Begründung der Jury:
Victor Orozco Ramirez' animierter Kurzfilm "Reality 2.0" erzählt eine persönliche Geschichte: Ein Neuankömmling aus Mexiko verfolgt die eskalierende Gewalt im Drogenkrieg seiner Heimat aus dem fernen Deutschland, über das Internet. Kartelle laden Videos von Exekutionen hoch auf YouTube und "Narco-Blogs". Die so geschaffene parallele Realität benutzt Strategien von al-Quaidas Online-Propaganda und verweist auf die Bildwelten von Action Movie und Computerspiel. Ramirez' Film verwebt auf eindrucksvolle Weise verschiedene Themenkomplexe: Die Betrachtung des vergleichsweise beschaulichen Deutschland aus der Perspektive des Fremden, die kulturelle Faszination mit der Ikonografie des Todes in Mexiko und die Ästhetisierung von Gewalt durch die Medien. Durch handgezeichnete Animation und die Rotoskopie-Technik werden die grausamen Szenen entfremdet, der Regisseur unterläuft so Voyeurismus und das durch das Internet begünstigte Spektakel der Gewalt. Mit surrealen und poetischen Momenten ist der Film aber vor allem Reflexion über die Erinnerung und reale und medial vermittelte Wirklichkeit. Ramirez findet eine reiche Bildsprache zu seiner einprägsamen, behutsam entwickelten Erzählung.

Der gestern Abend ebenfalls verliehene Preis der Nationalgalerie für junge Kunst ging an Mariana Castillo Deball. Die Auszeichnung besteht erstmals in einer Einzelausstellung in einem der Häuser der Nationalgalerie, die im nächsten Jahr stattfinden wird.

Weitere Informationen und Bildmaterial unter www.preis2013.de

Quelle: www.deutsche-filmakademie.de