"Nuances Now" bei DOKUARTS 12

Vom 10. bis 27. Oktober findet im Zeughauskino Berlin die 12. Ausgabe des Festivals für Filme zur Kunst DOKUARTS statt – auch in diesem Jahr wieder mit begleitendem Symposium.

 

"Maxima in Minimis" oder mit Alexander Kluge "Die Lücke, die der Teufel lässt" – so könnte man die Bedeutung der Nuance umschreiben. Als ein Gegenmittel zur überdrehten Polarisierung der politischen und kulturellen Diskurse ist sie heute wieder wichtig.

Die zwölfte Ausgabe des Festivals für Filme zur Kunst DOKUARTS entwickelt ein Sensorium für den Einsatz und das Verständnis von Nuancen im audiovisuellen Bereich. Sie stellt den zeitgenössischen nuancierten Dokumentarfilm als eine gleichermaßen historisch aufgeladene wie zukunftsweisende Kunstform vor. Die ausgewählten Filme kennzeichnet ein Gespür für Zwischentöne, diffizile Spannungen, Sinnturbulenzen und Ambiguitäten.

Die internationale Werkschau umfasst 25 Filme zur Kunst aus 17 Ländern, darunter Brasilien, Mexiko, Iran, der Libanon, China und Pakistan. Alle Werke, von denen mehr als die Hälfte unter der Regie von Filmemacherinnen entstanden bzw. von Künstlerinnen handeln, sind erstmalig in Berlin zu sehen und überwiegend Deutschlandpremieren.

Am Freitag, den 11. Oktober findet begleitend zur Filmwerkschau ein internationales Symposium statt, das sich unter anderem mit der Aktualität der Nuance auseinandersetzt und deren Bedeutung für das dokumentarische Filmemachen diskutiert.

Für Theodor W. Adorno war die Nuance verwandt mit dem "Inkommensurablen", sie war für ihn der "Neuschnee, in welchem noch keine Intentionen ihre Spuren hinterlassen haben". Nuancen zeigten Walter Benjamin neue Wege der Erinnerung und Erkenntnis auf, wie in der Berliner Chronik formuliert und viel zitiert: "Wer einmal den Fächer der Erinnerung aufzuklappen begonnen hat, der findet immer neue Glieder, neue Stäbe, kein Bild genügt ihm, denn er hat erkannt: es ließe sich entfalten, in den Falten erst sitzt das Eigentliche: jenes Bild, jener Geschmack, jenes Tasten um dessentwillen wir dies alles aufgespalten, entfaltet haben; und nun geht die Erinnerung vom Kleinen ins Kleinste, vom Kleinsten ins Winzigste und immer gewaltiger wird, was ihr in diesen Mikrokosmen entgegentritt." Für Roland Barthes war die Nuance gar Lebenskonzept.

Wo gibt es Verbindungen zwischen diesen Philosophien und der Ästhetik und Politik von Dokumentarfilmen? Wie und wann entstehen Nuancen beim dokumentarischen Filmemachen? Warum sind sie wichtig und welche Schwierigkeiten bereiten sie? Worin besteht die Poesie, das "Inkommensurable" von künstlerischer Arbeit und wie lassen sich diese mit der Kamera einfangen?

Datum: Freitag, 11. Oktober 2019, 14–20.30 Uhr (einschließlich Filmprogramm mit Gästen)
Ort: Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums, Unter den Linden 2, 10117 Berlin
Konferenzsprache: Deutsch und Englisch

Die Teilnahme am Symposium ist kostenlos, Anmeldungen werden erbeten unter info@doku-arts.de
Ein detaillierter Zeitplan wird Anfang Oktober veröffentlicht.

Quelle und weitere Informationen: www.doku-arts.de