Künstler aus den USA, Kroatien, Singapur, Großbritannien und Deutschland bei den Kurzfilmtagen

Die Profil-Programme der diesjährigen Oberhausener Kurzfilmtage bieten einzigartige Entdeckungen und Wiederentdeckungen.

So zeigt das Festival die erste europäische Retrospektive des US-amerikanischen Experimentalfilmers Luther Price. Prices großes Thema ist der Verfall: Er bearbeitet seine Filmkopien mit Filzstiften, Lochern, Chemikalien oder schichtet Film auf Film mit Schmutz dazwischen. "Mitleidlos", nannte die amerikanische Kritikerin Manohla Dargis seine Filme, die 2012 auf der Whitney Biennale in New York zu sehen waren. Der weitaus größte Teil seines Werks besteht aus Unikaten, die sich mit jeder Projektion verändern und entsprechend selten gezeigt werden. Price wird in Oberhausen sein und seine Filme erstmalig außerhalb der USA persönlich vorstellen.

Seit einigen Jahren stellen die Kurzfilmtage in lockerer Folge Filmemacher aus dem Jugoslawien der 1960er und 70er Jahre vor. Nach den sehr erfolgreichen Profilen zu Karpo Godina und Želimir Žilnik oder zur Sarajevo Documentary School stellt das Festival 2013 dokumentarische Arbeiten der kroatischen Regisseure Petar Krelja, Krsto Papić und Zoran Tadić vor. Alle drei gehörten zu den "Hičkokovci", einer Gruppe von Filmemachern, -kritikern und -historikern, die sich in den späten 60er Jahren im kroatischen Jugoslawien zusammenfand. Ungefähr zeitgleich zur serbischen Schwarzen Welle pflegten sie einen eher lakonisch-subversiven Stil, mit dem sie sehr unterschiedliche Themen behandelten, von der Verschickung der ersten Gastarbeiter nach Deutschland über kulturelle Traditionen auf dem Land bis zur Hommage an Leben und Werk Alfred Hitchcocks.

Ho Tzu Nyen gehört zu den interessantesten jungen Künstlern Südostasiens. Seine im Schnittfeld von klassischer Kinoerzählung und Performance-Kunst angesiedelten Arbeiten kreisen häufig um seine Heimat Singapur. Ob er eine fiktive Ahnengalerie für den mythischen Gründer des Stadtstaates erfindet oder eine bunte Casting-Show mit einer Vielfalt kulturhistorischer Referenzen auflädt, immer geht es ihm auch um die Risse und Abgründe in der Fassade seines Heimatlandes. Seine Arbeiten wurden u.a. auf den Filmfestivals in Cannes und Venedig gezeigt. 2011 vertrat er Singapur auf der Kunst-Biennale in Venedig.

Die Französin Laure Prouvost lebt und arbeitet in Großbritannien. Mit ihren Arbeiten, die in Ausstellungen in der Tate Modern und vielen anderen Museen zu sehen waren, hat sie in Oberhausen wiederholt Preise gewonnen (Monolog, 2010; The Artist, 2011). In einer performativen Collage zeigt sie, unterstützt durch den Londoner Kurator Ian White (Kurator von „Kinomuseum“, Oberhausen 2007), einen Querschnitt durch ihr Werk, das immer wieder die Grenzen der Leinwand und des Kinos auslotet, auf eine mitunter verstörende oder komische Weise.

Die deutsche Filmemacherin Helga Fanderl schließlich arbeitet vor allem auf Super-8. Jeder ihrer Filme ist genau so lang wie eine Rolle Super-8-Film und entsteht komplett in der Kamera. Ihr Sujet sind Alltagsszenen und Begebenheiten, die sie verdichtet, sie fängt "den erlebten Augenblick ein" (Helga Fanderl). Ihre Filme befinden sich unter anderem in den Sammlungen des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt am Main und dem Centre Pompidou in Paris.

In der Sektion Profile würdigen die Kurzfilmtage herausragende Künstler und Gruppierungen, die konstant mit der kurzen Form arbeiten. Darunter waren in den letzten Jahren Eija-Lisa Ahtila, Amit Dutta, Herbert Fritsch, Grzegorz Królikiewicz, Matsumoto Toshio, Vera Neubauer, Roee Rosen, Werner Schroeter, Akram Zaatari oder die New Yorker "No Wave"-Gruppe.

 

Quelle: www.kurzfilmtage.de