Friedenspreis des Deutschen Films für Christian Friedel und Julia von Heinz

Am Dienstag, 25. Juni 2024 findet in München die 23. feierliche Verleihung des Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke statt.

 

Bereits seit 2002 ehrt der Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds e.V. herausragende Filmemacher. Künstlerisch wertvolle Filme humanistischer, gesellschaftspolitischer Dimension werden mit dem Filmpreis ausgezeichnet. Rund 70 symbolische Brückenpfeiler sind seitdem an Filmemacher aus aller Welt verliehen worden. Am Abend des 25. Juni erhalten weitere herausragende Filme und Filmemacher diese einzigartige Auszeichnung.

Mit dem internationalen Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke, dotiert mit 7.500 Euro, wird der Regisseur Jonathan Glazer für seinen Film "The Zone of Interest" ausgezeichnet. In seinem neuen Film beleuchtet der Brite das Leben von Rudolf und Hedwig Höß, des Lagerkommandanten von Auschwitz und seiner Familie, in ihrem Bilderbuchheim direkt neben dem Vernichtungslager. Die Jury begründet: "Im modern-rustikal schmucken Haus mit vielen Bediensteten und mit großzügigem Garten, dessen Begrenzung die KZ-Mauer mit Stacheldraht bildet, schaut man ins Private des Massenmords und damit in die Verfasstheit eines Bürgertums, das zu allem fähig war, und damit schaut der Film und der Zuschauer – nun ja - auf uns, auf sich selbst. Diesen Film wird man weder verdrängen, geschweige denn vergessen können. Er ist damit ein filmisches, ästhetisches und konzeptionelles Meisterwerk im Sinne des "Nie wieder" und damit auch ein brandaktueller Aufruf zu "Wehret den Anfängen". Der Film im Verleih der Leonine Distribution ist aktuell als Video on Demand und auf DVD/Blu-Ray gestartet.

Hauptdarsteller Christian Friedel wird für seine Darstellung des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß mit dem, mit 5.000 Euro dotierten, Darstellerpreis geehrt. "So wie sich generell die Frage nach der Darstellbarkeit des unfassbaren Verbrechens des Holocausts stellt, stellt sich noch konkreter die Frage, wie man einen Menschen darstellt, der - wie kaum eine andere Person näher - am Ort des Mordens stand. Christian Friedel spielt Rudolf Höß und löst das Darstellungsproblem erschütternd: durch Zurückgenommenheit statt expressiver Bestialität, durch Normalität statt psychotischen Sadismus", schreibt die Jury über Friedel.

Regisseurin Julia von Heinz wird am 25. Juni in München für ihren Film "Treasure – Familie ist ein fremdes Land" mit dem nationalen Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke ausgezeichnet, der ebenfalls mit 7.500 Euro dotiert ist. Das von Julia von Heinz und John Quester verfasste Drehbuch basiert auf dem Roman "Zu viele Männer" von Lily Brett. Erzählt wird die Geschichte von Ruth Rothwax, Tochter zweier Auschwitz-Überlebender. Sie beschließt mit ihrem Vater nach Polen zu fahren, um auf die Suche nach seinen jüdischen Wurzeln zu gehen. Regisseurin Julia von Heinz schickt das ungleiche Vater-Tochter-Duo, gespielt von Lena Dunham und Stephen Fry, auf eine bewegende Reise in die Vergangenheit und ins Spannungsfeld zwischen Sinnsuche und Verdrängung. "Mit 'Treasure - Familie ist ein fremdes Land' ist Julia von Heinz ein ergreifender und trotz des düsteren Themas, unterhaltsamer Film gelungen, der daran erinnert, dass es nicht den einen korrekten Weg gibt, mit der Vergangenheit umzugehen, dass es aber ohne Frage wichtig ist, das Vergangene niemals zu vergessen", begründet die Jury. Der Film mit Stephen Fry und Lena Dunham in den Hauptrollen kommt am 12. September 2024 im Verleih von Alamode Film in die deutschen Kinos.

Für die erschütternde Dokumentation "20 Tage in Mariupol" erhält Journalist Mstyslav Chernov den Spezialpreis, der mit 5.000 Euro dotiert ist. Der Dokumentarfilm von Pulitzer-Preisträger Mstyslav Chernov, Michelle Mizner und Raney Aronson-Rath dokumentiert die Erlebnisse der AP-Journalisten während rund drei Wochen in der ukrainischen Hafenstadt, als diese Anfang 2022 von russischen Streitkräften belagert wurde: entscheidende Kriegsbilder, das katastrophale Leid der Zivilbevölkerung, Massengräber und die Bombardierung einer Entbindungsklinik. "Ein kraftvoller, wahrhaftiger und grausamer Film. Diese Dokumentation ist schwer zu ertragen, aber notwendig", schreibt die Jury des Friedenspreises in ihrer Begründung. Der Film ist als Video on Demand auf diversen Streamingplattformen wie Amazon Prime, Apple TV oder Youtube zu sehen.

Die diesjährige Preisverleihung findet mit rund 450 geladenen Gästen im Cuvilliés-Theater München statt. Die jährliche Veranstaltung wird von der Bayerischen Staatsregierung und dem Film Fernseh Fonds Bayern, sowie der Landeshauptstadt München finanziert und gefördert und in enger Partnerschaft mit dem BR realisiert.

Auch in diesem Jahr wird die feierliche Gala moderiert von Moderatorin Sandra Rieß und Schauspieler Thomas Heinze. Den musikalischen Rahmen kreieren Musiker der Bayerischen Philharmonie und Christian Friedel mit seiner Band Woods of Birnam.

Ein 90-minütiger Zusammenschnitt der Veranstaltung ist am Samstag, 29. Juni um 23.25 Uhr in 3sat und am Dienstag, 2. Juli um 23.45 Uhr im BR Fernsehen - und anschließend in der ARD Mediathek zu sehen.

Über den Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds e.V.

Der Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds e.V., München, wurde 2001 von Elisabeth Wicki-Endriss, der Witwe des 2000 verstorbenen Bernhard Wicki, gegründet. Zweck des Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds e.V. ist die Förderung von Bildung, Toleranz und Völkerverständigung, basierend auf dem filmischen Vermächtnis von Bernhard Wicki und seinen Inhalten. Insbesondere die Förderung von Kunst und Kultur auf dem Gebiet des gesellschaftlich besonders engagierten, für Toleranz und Menschenrechte werbenden Films. Gleichzeitig arbeitet der Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds e.V. daran, jungen Menschen über das Medium Film Orientierungshilfen zu geben für ihre Identitätsbildung und Willensentscheidung gegen jegliche Gewalt und Verfolgung von Menschen anderer geistiger Prägungen. Dazu hat er erstmals 2003 die "Jugendkinotage Die Brücke" unter der Schirmherrschaft von Herrn Staatssekretär Karl Freller in Kooperation mit dem Ministerium für Unterricht und Kultus und dem Kulturreferat der Stadt München ins Leben gerufen.

Über den Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke

Der Friedenspreis des Deutschen Films wird seit 2002 vom Bernhard Wicki Gedächtnisfonds e.V. in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsregierung und der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft SPIO organisiert. Neben der Förderung des Freistaates Bayern wird der Preis zudem regelmäßig von der Landeshauptstadt München, dem Bayerischen Rundfunk, dem Hotel Bayerischer Hof, sowie weiteren Partnern und Sponsoren finanziell und materiell unterstützt.

Quelle: www.bernhardwickigedaechtnisfonds.de