FILMZ 2021: Die Gewinnerfilme stehen fest

Nach gut 100 Filmen an zehn Tagen ging am Samstagabend das 20. FILMZ - Festival des deutschen Kinos in Mainz mit der Preisverleihung zu Ende.

 

"FILMZ ist ein Publikumsfestival. Deswegen haben wir uns riesig gefreut, dass wieder so viele Cineast:innen die Filme im Kino schauen konnten", so Lilli Hövener (Teil der FILMZ-Festivalleitung). Nicht nur die zahlreich erschienenen Zuschauer:innen in den Spielstätten stimmten ab – auch On Demand war das Programm erfahrbar. Nun stehen die Preisträger:innen der Wettbewerbssektionen fest:

Den Langfilmwettbewerb gewann "Nico", nach vielen Kurzfilmen das erste abendfüllende Werk von Eline Gehring. Damit durfte sich das Team des Indie-Dramas über 1.500 Euro Preisgeld, gesponsert von der Spardabank Südwest, sowie über das traditionell von Juwelier Willenberg gestaltete Mainzer Rad als Trophäe freuen. Eigentlich ist die Altenpflegerin Nico eine Frohnatur. Wie aus dem Nichts ändert sich für sie jedoch alles: Sie wird eines Tages aus purem Rassismus angegriffen und bewusstlos geschlagen. Die Unbeschwertheit verschwindet aus ihrem Leben. Nachdem sie wieder aufwacht, entscheidet sich Nico dafür zu sorgen, dass sich niemand mehr mit ihr anlegt.

Das Publikum wählte außerdem "Fabiu" von Stefan Langthaler zum besten Mittellangen Film. Der Film erhielt eine Trophäe des Künstlers Jörg Ridderbusch und ein Preisgeld in Höhe von 800 Euro. Der 80-jährige Arthur lebt in einem bescheidenen Haus in Wien. Zur Pflege seiner Frau bekommt er einen jungen attraktiven Rumänen zur Seite gestellt, dem er mit der Zeit näher kommt. Tief verdrängte Begierden kommen nun zum Erwachen. Ein melancholisches Drama, in dem ein Mann am Ende seiner Tage ein Leben präsentiert bekommt, das er nie hatte.

Das vietnamesische Ehepaar Bay und Tam lebt seit 30 Jahren in Deutschland. Abseits der deutschen Gesellschaft arbeiten sie als Putzkräfte. Online halten sie den Kontakt nach Vietnam. Wie fragil diese Art der Verbindung ist, wird deutlich als ihr Haus in Vietnam durch einen Sturm zerstört wird und ein Familienmitglied in der Ferne schwer erkrankt. Thi Hien Mai und Tim Ellrich zeichnen in ihrer Doku "Mein Vietnam" ein einfühlsames Porträt des Ehepaares und werfen Fragen nach dem Konzept Heimat auf. Damit gewannen sie den Dokumentarfilmwettbewerb. Der Schüren-Verlag stiftete das Preisgeld von 800 Euro und die Trophäe für das Filmteam wurde vom Künstler Martin Buchner gestaltet.

Den Preis für den besten Kurzfilm und damit auch 500 Euro und eine Trophäe gesponsert von Kontrastfilm erhielt "Der Dreher" von Robin Trouillet. Das dokumentarische Porträt des Karlsruher Lautsprecher-Erfinders, Musikfans und lokalberühmten Originals Jürgen Leppert überzeugte den gut gefüllten Saal des Capitols.

Bereits vergeben waren die Preise für den besten Lokalen Kurzfilm, der am Sonntag an die Darmstädter Produktion "Rollatorenwahn" von Nicolas Kronauer ging. Darin verliebt sich Hedwig so sehr in den Ferrari unter den Rollatoren, dass sie sogar bereit ist über Leichen zu gehen, um ihn in ihren Besitz zu bringen. Das Team hinter der Komödie durfte sich über 300 Euro Preisgeld freuen, die nachtschwärmerfilm gesponsert hat. Der Preis in der Kurzfilm-Sektion andersARTig, dotiert mit 200 Euro, die von Indievisiuals zur Verfügung gestellt wurden, sowie mit einer Trophäe der Künstlerin Stefanie Kettel gekrönt, ging nach Österreich: Gregor Grkinic erhielt ihn für den in verschiedenen Tricktechniken und real gedreht umgesetzten Film "Die Ballade vom Maul des Affen". Innerhalb von nur 55 Stunden entstand der Film "Al Dente" der von einem Team um Andreas Reinhart im Rahmen des Wettbewerbs 55FILMZ realisiert wurde. Den zweiten Platz erhielt "Kreuzallergie" bei dem Ariane Greiner Regie führte. Sowohl bei 55FILMZ als auch der Gong-Show herrschte eine ausgelassene Stimmung im gut gefüllten Schankraum von Kuehn Kunz Rosen. Als Publikumsmagnet erwies sich das Drehbuch-Pitching, das nicht nur vor Ort, sondern auch online eine rekordverdächtige Zahl an Zuschauer:innen anlockte. Gewonnen haben Narges Derakshan mit dem Skript "Ringbahn" sowie Adrian Doll und Justin Geiger für ihre gemeinsame Arbeit an "Gezeiten".

Regisseurin Monika Treut kehrte mehr als zwei Jahrzehnte nach ihrem gefeierten Film "Gendernauts" (1999) nach Kalifornien zurück, um die Protagonist:innen ihres bahnbrechenden queeren Filmklassikers wiederzutreffen. Sie zeichnet ein klares Bild von den höchst unterschiedlichen Lebenswegen der Gendernauten als Bürgerrechts-Aktivist:innen, Künstler:innen und Unternehmer:innen in einem Klima von rechtskonservativer Politik, das die lange erkämpften Rechte der Minderheiten bedroht. Für diesen Film, "Genderation", erhielt sie den SI STAR@FILMZ-Publikumspreis.

Einen ausverkauften Saal gab es auch bei der Vorführung des Dokumentarfilmes "Herr Bachmann und seine Klasse". Außer Konkurrenz lief die neu eingeführte Sektion Spotlight, die ein Licht auf deutschfranzösische Koproduktionen warf. Die Nachfrage an Karten für die Kurzfilmauswahl des Ateliers Ludwigsburg-Paris konnte nicht mehr gestillt werden. Sehr gut besucht war auch die Aufführung von F.W. Murnaus "Nosferatu", musikalisch begleitet von Uwe Oberg, im Rahmen des Symposiums. "Wir blicken zurück auf eine Woche voller einzigartiger Filme, Gäste und einem angeregten Austausch", so Roman Polanski (Teil der FILMZ-Festivalleitung). Zu Gast waren unter anderem Francois Goeske, Monika Treut und Ulrike Ottinger. Noch bis zum 20. November kann das Programm On Demand hier angesehen werden.

FILMZ versteht sich als Publikumsfestival, weshalb die Gewinnerfilme nicht von einer Jury sondern von den Zuschaue:innen gekürt werden. Während des Festivals entsteht ein direkter Austausch zwischen Filmemacher:innen, Schauspieler:innen und dem Publikum. FILMZ wird rein ehrenamtlich von Mitgliedern des gleichnamigen Vereins FILMZ e.V. organisiert und lebt daher vom Engagement seiner Mitwirkenden. Das Festival wird von der Landeshauptstadt Mainz veranstaltet und vom Land Rheinland-Pfalz gefördert. Als weitere Förder:innen treten der Kultursommer Rheinland-Pfalz, die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, die Stiftung Landesbank Baden-Württemberg, die Landeszentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz, die Lotto Stiftung Rheinland-Pfalz, das Studierendenwerk Mainz, der Allgemeine Studierendenausschuss der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und die Heinrich Böll Stiftung Rheinland-Pfalz auf. Das Spotlight wird gefördert durch den Deutsch-Französischen Bürgerfonds und dem Institut Français Mainz. Weitere Partner sind das Institut franco-allemand de sciences historiques et sociales (IFRA/SHS) und das DFF – Deutsches Filminstitut und Filmmuseum.

Quelle: www.filmz-mainz.de