"Ein Jahr nach morgen" gewinnt Günter-Rohrbach-Filmpreis 2012

Am 9. November hat die saarländische Kreisstadt Neunkirchen im Rahmen einer feierlichen Gala die Gewinner des zweiten Günter-Rohrbach-Filmpreises gekürt.

Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung gewann das sozialkritische Drama "Ein Jahr nach morgen". Der Preis wurde der Regisseurin Aelrun Goette und der Produzentin Alexandra Kordes überreicht. Rund 350 Gäste wohnten der Veranstaltung bei, unter ihnen auch der Namensgeber des Preises, der bekannte Produzent Günter Rohrbach.

Der Film erzählt von der 16-jährigen Luca Reich, die ihre Lehrerin und eine Mitschülerin mit dem Jagdgewehr ihres Vaters erschossen hat. Ein Jahr nach dem Doppelmord wird ihr der Prozess gemacht. Lucas Mutter und der Sohn der getöteten Lehrerin stellen sich immer wieder die Frage nach dem Warum. Doch Luca schweigt. Sichtlich bewegt nahm Aelrun Goette den Preis entgegen. Sie dankte der Jury für den Mut, solche schwierigen Stoffe auszuzeichnen. Es müsste im Fernsehen mehr Sendeplätze für solche Produktionen geben. In einer sehr persönlichen Dankesrede erinnerte sie auch an die Bedeutung des 9. November - die Öffnung der Grenze zwischen DDR und Bundesrepublik - und wie der Mauerfall ihr Leben veränderte. Sie selbst sei Grenzgängerin und habe "nun ihr Zuhause gefunden, nämlich solche Filme zu machen".

Der Darstellerpreis ging an die beiden bekannten deutschen Schauspielerinnen Barbara Auer und Ina Weisse für ihre Rollen im Justizdrama "Das Ende einer Nacht". Dort trifft der Polizeikommissar Ralf Benning nach einem Notruf auf die Frau des vermögenden Software-Unternehmers Werner Lamberg, die behauptet, von ihrem Mann vergewaltigt worden zu sein. Aber Werners Anwältin ist von der Unschuld ihres Mandanten überzeugt. Im Verlauf des Prozesses brechen verschiedene Fronten auf. "Die größte Freude ist, dass wir diesen Preis zusammen erhalten", sagte Ina Weisse in ihrer Dankesrede. Es bedeute ihr viel, die Auszeichnung auf dieser Bühne entgegenzunehmen - ihre Mutter wurde in Neunkirchen geboren, sie selbst verbrachte dort oft die Sommerferien und habe hier mit einem Jahr laufen gelernt.

Den in diesem Jahr erstmals verliehene Sonderpreis der Saarland Film GmbH bekam Karl Markovics für sein Regiedebüt "Atmen". Der Fernsehfilm handelt von dem 19-jährigen Roman Kogler, der mit 14 Jahren im Streit einen gleichaltrigen Jungen umgebracht hatte. Gegen Ende seiner Haftstrafe möchte er eine frühzeitige Entlassung beantragen. Doch dazu benötigt er erst einmal eine Arbeitsstelle. Wider den Rat seines Bewährungshelfers beginnt er als Bestatter zu arbeiten. Als Roman, der als Baby von seiner Mutter verstoßen wurde, diese dann auch noch wieder findet, macht sie ihm ein grausames Geständnis. Dr. Gerd Bauer, Geschäftsführer der Saarland Film GmbH, begründet die fördernde Partnerschaft mit der bundesweiten Aufmerksamkeit, die der noch junge Filmpreis bereits generiert – und auch auf Neunkirchen und das Saarland zieht: "Ein junges Unternehmen unterstützt einen jungen Preis. Das sind ideale Voraussetzungen, um auf die Potentiale des ebenfalls noch jungen Filmstandorts Saarland aufmerksam zu machen."

Mit dem Sonderpreis des Neunkircher Oberbürgermeisters Jürgen Fried wurde das Darstellerpaar Gerti Drassl und Gerhard Liebmann ausgezeichnet. In dem Film "Das Wunder von Kärnten" spielen sie die Eltern der kleinen Katharina, die nach dem Sturz in einen Teich stark unterkühlt und leblos mit dem Rettungshubschrauber in die Klinik gebracht wird. Die Lage scheint hoffnungslos zu sein. Doch der junge Kardiologe des Krankenhauses Dr. Markus Höchstmann gibt das Mädchen nicht auf und nimmt den Kampf gegen den Tod an. Beide Schauspieler freuten sich sichtlich über die Auszeichnung, die für sie eine besondere ist: "Ich finde es wunderbar, dass Sie diesen Preis ausgelobt haben, weil Sie so genau auf die Filme schauen", bedankte sich Gerti Drassl bei der Jury und lobte die Auswahl der Filme im Wettbewerb.

Die Ausschreibung zum zweiten Günter-Rohrbach-Filmpreis war ein voller Erfolg: Insgesamt wurden dieses Jahr 45 Filme eingesendet, aus denen die Jury unter dem Vorsitz von Elmar Wepper vier Finalisten auswählte und von denen jeder am Ende des beeindruckenden Filmabends eine Auszeichnung mit nach Hause nehmen durfte. Der beliebte Schauspieler war zum ersten Mal in einer Filmjury tätig und von der Aufgabe sehr angetan: "Das ist eine große Verantwortung und es war wirklich aufregend. Man schaut Filme anders an."

TV-Moderatorin Sabrina Staubitz führte die Gäste souverän und kurzweilig durch die Preisverleihung. Zwischen den Programmpunkten sorgten die Sängerin Bo Shannon und der Musiker Jayden Morris für musikalische Abwechslung. "Die Stimmung des Abends war einfach fantastisch und bestärkt uns in unserem Engagement für den Filmstandort Saarland", so Oberbürgermeister Jürgen Fried. "Wir freuen uns schon heute darauf, wenn wir Sie alle wieder 2013 zum dritten Günter-Rohrbach-Filmpreis begrüßen dürfen."

Über den Günter-Rohrbach-Filmpreis: Der mit 10.000 Euro dotierte Preis, benannt nach dem gebürtigen Neunkircher Dr. Günter Rohrbach, wurde 2011 zum ersten Mal vergeben. Günter Rohrbach zählt zu den größten deutschen Filmproduzenten. Am Wettbewerb teilnehmen können deutschsprachige Spielfilme mit einer Länge von mindestens 80 Minuten, die in den Themenbereich "Arbeitswelt und Gesellschaft" gehören. Aus den Einsendungen bestimmt eine Vorjury acht Filme, die in die engere Auswahl kommen. Die Jury unter dem Vorsitz von Elmar Wepper wählte aus diesen Filmen wiederum vier Filme aus, aus denen die Gewinner ermittelt wurden. Im Vorfeld der Preisverleihung wurden diese in den Neunkircher Kinos gezeigt. Die feierliche Preisverleihung fand am 9. November 2012 im Bürgerhaus in Neunkirchen statt.

Weitere Informationen finden Sie unter www.guenter-rohrbach-filmpreis.de