Die Frau mit der Kinamo: Filmreihe Ella Bergmann-Michel im Zeughauskino

Von 19. bis 29. September 2019 zeigt das Zeughauskino Berlin eine Reihe mit Filmen von und über Ella Bergmann-Michel und den historischen Kontext ihres Schaffens.

 

Ella Bergmann-Michel (1895-1971) hatte mit konstruktivistischen Collagen und mit Fotografie gearbeitet, bevor sie zwischen 1931 und 1933 fünf einzigartige dokumentarische Filme drehte: kostbare Dokumente der Atmosphäre am Ende der Weimarer Republik, geprägt von der ästhetischen Moderne des Neuen Bauens, mit einem Bewusstsein für die soziale und ökonomische Krise jener Jahre, ermöglicht von wegweisenden kameratechnischen Neuerungen. Im Rahmen des von Madeleine Bernstorff zusammengestellten Programms Die Frau mit der Kamera: Ella Bergmann-Michel ist im Zeughauskino nicht nur Bergmann-Michels schmales Werk zu erleben, dargestellt und erläutert werden erstmals auch die Kontexte der Film- und Kinoarbeit, in denen Bergmann-Michels Filme entstanden, vorgeführt wurden und wirkten.

Neben den Filmen Bergmann-Michels, die am 19. und 29. September gezeigt werden, erschließt die Reihe in verschiedenen Programmschwerpunkten Bergmann-Michels Werk und dessen Bedingungen und Einflüsse:

- Eine biografische Einführung zu Bergmann-Michels Leben, Œuvre und Position hält am 19. September ihre Schwiegertochter Sünke Michel.

- Am 22. September ist die Rekonstruktion eines Filmprogramms zum Neuen Bauen zu erleben, das 1932 durch Deutschland tourte – mit Filmen von Wilfried Basse, Hans Richter und Ella Bergmann-Michel.

- Der Erfinder Emanuel Goldberg (1881-1970) entwickelte unter anderem Kameras. Seine mit einem Federantrieb ausgestattete Kinamo, mit der neben Bergmann-Michel auch László Moholy-Nagy und Jean Vigo arbeiteten, ermöglichte die Entwicklung eines eigenen beweglichen Aufnahmestils. Am 27. September gibt Roland Schwarz, Direktor der Technischen Sammlungen Dresden, einen Einblick in den Nachlass Goldbergs, und Niels Bolbrinker stellt seinen Dokumentarfilm "Die Goldberg-Bedingung. Mehr als man sehen kann" vor.  Während der gesamten Laufzeit der Filmreihe ist im Foyer des Zeughauskinos eine Arbeit der Künstlergruppe Weltformat zu sehen, die Goldbergs wissenschaftliche Leistungen künstlerisch erforscht.

- Dem Produzenten und "Advokaten des Unabhängigen Films" Paul Seligman ist am 24. September ein Programm gewidmet, das erstmals dessen in einem kanadischen Archiv wiederentdeckte filmische Studie "Frühjahr 1933" in einer neuen Digitalisierung des 16mm-Umkehrmaterials präsentiert. Bereits am 22. September erläutert die Filmwissenschaftlerin Bettina Schulte Strathaus in einem Gespräch mit Madeleine Bernstorff Bergmann-Michels filmkulturelle Aktivitäten und deren Bedeutung für die Filmclub-Arbeit.

- Am 20. und 21. September stellt der Filmemacher Gerd Roscher Dokumentarfilme vor, die von den Versuchen einer selbstorganisierten kritischen Gegenöffentlichkeit handeln bzw. Willi Münzenberg, den legendären Aktivisten einer linken Medienmacht, porträtieren.

Quelle: www.dhm.de/zeughauskino