DFF empfängt rund 300 Jugendliche in Wiesbaden / Filmpate Wim Wenders am 6. Juni vor Ort

Das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum ist erstmals Gastgeber der Abschlussveranstaltung "À NOUS LE CINÉMA !" des renommierten internationalen Vermittlungsprojekts "Le Cinéma, cent ans de jeunesse" und empfängt rund 300 Jugendliche in Wiesbaden. Wim Wenders kommt dafür als Filmpate am Dienstag, 6. Juni, um 14 Uhr in die Caligari FilmBühne in Wiesbaden zum Austausch mit Schüler*innen aus aller Welt und trifft auf den Filmtheoretiker und CCAJ-Mitbegründer Alain Bergala.

 

In schwelgerischen Naturaufnahmen begleitet der Film des bulgarischen Teams (Collège Neofit Rilski in Dermantzi) zwei Freundinnen beim Chillen, die schließlich den Diebstahl einer Axt beobachten und dabei selbst in Verdacht geraten. Eine Jugendliche wird in den Pariser Banlieues von zwei Heranwachsenden überfallen. Der Film eines Teams der Pariser Thomas-Mann-Schule zeigt, wie sie sich aus der dem Überfall folgenden depressiven Verstimmung befreit und der Welt künftig anders begegnet. Mit surrealistischen Elementen durchsetzt, kommt der Beitrag der IGS-Herder aus Frankfurt daher, der in bewegte Bilder übersetzt, wie sich die Zerrissenheit zwischen Freundschaft und unerwiderter Liebe anfühlt.

Diese drei Filme erzählen Geschichten, die jungen Menschen über Grenzen hinweg am Herzen liegen. Aber sie haben auch eine Gemeinsamkeit: Sie alle haben versucht, eine Geschichte zu verfilmen, indem sie nicht einem einzigen roten Faden folgten, sondern mit der Dezentrierung spielten (durch mehrere Verfahren, zum Beispiel in Bezug auf die Kameraperspektive), denn die Frage nach Zentrierung oder Dezentrierung war das diesjährige Projektthema.

Die erwähnten Filme sind nur drei Beispiele von 40 Werken, die im laufenden Schuljahr von Schüler*innengruppen aus aller Welt realisiert wurden, und zwar im Traditionsprojekt "Le Cinéma, cent ans de jeunesse", das 2023 zum 28. Mal über die Bühne geht: Alljährlich bringt es Kinder und Jugendliche aus vielen Ländern der Welt, von Japan über Brasilien bis Frankreich, im Kino zusammen. Das Ziel des Projekts ist es, Kindern und Jugendlichen Film als Kunst nahezubringen. Ein ganzes Schuljahr lang haben die aus 14 Ländern stammenden nahezu 1000 Teilnehmer*innen zwischen acht und 18 Jahren in ihren Klassen gemeinsam mit  Filmemacher*innen Ausschnitte aus der Filmgeschichte gesichtet und Übungen gemacht, um den Sinn und die Folgen von Zentrierung und Dezentrierung im Film zu verstehen. Dabei ging es darum, wie ein Film seine Geschichte auch aus einer dezentrierten Perspektive heraus erzählen kann – was die Kameraführung angeht, aber auch die Entfaltung der Geschichte selbst, die ja etwa auch aus der Perspektive einer Nebenfigur erzählt werden kann. Nach der intensiven Reflektion der ästhetischen Fragestellung drehten sie schließlich ihre eigenen Filme.

In einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung schauen die Projektteilnehmer*innen die fertigen Filme jedes Jahr im Juni gemeinsam an. Bisher ging diese Feier des Kinos mit hunderten Schüler*innen immer in einem Pariser Kino über die Bühne. 2023 findet sie zum ersten Mal in Deutschland in Kooperation mit dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum statt, und zwar im Wiesbadener Kino Caligari FilmBühne: Von Montag, 5., bis Mittwoch, 7. Juni, stellen sich die aus Brasilien, Bulgarien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Japan, Litauen, Mexiko und Portugal angereisten rund 300 Jugendlichen ihre Filme gegenseitig vor und diskutieren sie.

Traditionell wird dabei immer ein/e Filmschaffende/r als Pate eingeladen, um mit den Schüler*innen ins Gespräch über die entstandenen Filme zu kommen. Das ist dieses Jahr der Regisseur Wim Wenders, der am Dienstag, 6. Juni, mit den Jugendlichen über ihre Filme diskutieren wird. Das ist der von ihm gegründeten Wim-Wenders-Stiftung ein besonderes Anliegen, weil sie sich seit Anbeginn stark für Nachwuchsförderung und Filmbildung engagiert mit dem Ziel, "dem jungen Publikum den deutschen und europäischen Kulturschatz Film schon in der Schule zu eröffnen". Nach einem gemeinsam angeschauten Filmausschnitt aus dem Wenders-Film "Paris, Texas" (FR/DE 1984) diskutiert Wenders mit dem Filmtheoretiker, Regisseur und CCAJ-Mitbegründer Alain Bergala Ästhetik und Handwerk des Filmemachens, vor allem aber über das Jahresthema "Zentriert/De-zentriert", das eine zentrale Rolle in Wenders Werk spielt.

Quelle: www.dff.film