Berlinale 2012: Gesprächsreihen im Haus der Berliner Festspiele

Die Anwesenheit der Filmemacher und Filmemacherinnen im Anschluss an die Filmvorführungen macht seit Jahren den besonderen Reiz der Festivalerfahrung für viele Berlinale-Besucher aus. Mit der Etablierung des Hauses der Berliner Festspiele als neue Spielstätte nutzt die Berlinale 2012 die Möglichkeit, den Raum für den Dialog konsequent zu erweitern.

"Manche Themen erfordern einfach mehr Aufmerksamkeit und eine breitere Plattform als die Gesprächszeit, die in der Regel zur Verfügung steht", kommentiert Festivaldirektor Dieter Kosslick. Auf Tuchfühlung mit internationalen Stars im direkten Gespräch nach dem Auftritt auf dem Roten Teppich und die Vertiefung aktueller Themenschwerpunkte – beides versprechen die Veranstaltungen im Haus der Berliner Festspiele.
Die Gespräche finden jeweils direkt im Anschluss an die Filmvorführungen statt und sind je nach den Ansprüchen der jeweiligen Werke offen gehalten und individuell gestaltet. Gleich im ersten Jahr ist so ein beeindruckendes neues Format auf die Beine gestellt worden.

 

Montag, 13. Februar um 15.00 Uhr: "Death Row"
Werner Herzog
(Regie)
In englischer Sprache

Mit "Death Row" von Werner Herzog, der 2010 Präsident der Internationalen Jury der Berlinale war, wird ein filmfestivaluntypisches Format seine Plattform im Haus der Berliner Festspiele finden. Er präsentiert seine 4-teilige TV-Serie mit Einzelportraits von in den USA zur Todesstrafe Verurteilten. Im Anschluss wird das Publikum Gelegenheit zum Gespräch mit Werner Herzog haben.

 

Dienstag, 14. Februar um 10.30 Uhr: "Happy Birthday, Studio Babelsberg"
Mit Daniela Sannwald, Klaus Kreimeier, Christoph Fisser, Rudolf Jürschik
Moderation: Ralf Schenk
In deutscher Sprache

Anlässlich des 100. Geburtstages von Studio Babelsberg sind drei Werke aus der Sonderreihe "Happy Birthday, Studio Babelsberg" zu sehen. Drei Filme aus drei verschiedenen politischen Epochen. Josef von Sternbergs "Der blaue Engel" (1930) vertritt die Weimarer Republik, gefolgt von "Münchhausen", der 1943 zur Zeit des Nationalsozialismus entstanden ist. Ein eindrückliches Bild der deutschen Nachkriegszeit zeichnet Wolfgang Staudte mit "Die Mörder sind unter uns" von 1946. Eingebettet in Gespräche über die Verantwortung und die Verzahnung zwischen Politik und Studiosystem wird Filmpublizist und Autor Ralf Schenk einen kritischen Blick auf die Geschichte werfen. Zu seinen Gesprächspartnern gehört Daniela Sannwald, Co-Autorin von "Die Frauen von Babelsberg", das soeben veröffentlicht wurde, der unumstrittene Experte für das Kino dieser Epochen Klaus Kreimeier, sowie Christoph Fisser, einer der heutigen Betreiber des Studios Babelsberg. Mit Rudolf Jürschik gibt der letzte Chefdramaturg der DEFA Einblick in die Arbeit des Studios vor der Wende.

 

Mittwoch, 15. Februar um 15.00 Uhr: "Side By Side"
Mit Keanu Reeves (Produzent), Chris Kenneally (Regie)
Moderation: Michael Donaldson
In englischer Sprache

Für das Dokumentarfilmprojekt "Side By Side" hat Keanu Reeves über Jahre hinweg mit Größen des modernen Kinos vor laufender Kamera Interviews geführt. Seine Frage: "Was bedeutet die Digitalisierung für das Kino und die Filmkunst?" Entstanden sind hoch interessante Gespräche mit Persönlichkeiten wie Regielegende Martin Scorsese und Steven Soderbergh. Im Anschluss an die Vorführung wird Keanu Reeves mit Regisseur Chris Kenneally und Michael Donaldson, einem der wichtigsten Anwälte und Fürsprecher unabhängiger Filmemacher sowie Experte für Digital Rights, diskutieren.

 

Donnerstag, 16. Februar um 14.00 Uhr: "Althawra…Khabar"
Mit Noura Younis, Shaayma Adel, Samah Abdel Aaty (Journalistinnen)
Moderation: Alaa Karkouti
In englischer Sprache

Am Donnerstag werden zwei Dokumentarfilme zum Arabischen Frühling gezeigt. "Althawra…Khabar" ("Reporting...A Revolution" / "Bericht...einer Revolution") von Bassam Mortada begleitet sechs Journalisten und Journalistinnen einer Kairoer Tageszeitung, die in der unmittelbaren Zeit vor den ersten Demonstrationen für den Videojournalismus ausgebildet wurden. Völlig unerwartet finden sie sich mit ihrem neu erlernten Wissen inmitten einer Revolution wieder. Im Gespräch mit dem syrischen Produzent Alaa Karkouti reflektieren sie die Ereignisse und den Konflikt, sich zwischen journalistischer Pflicht und aktiver Teilnahme positionieren zu müssen.

 

Donnerstag, 16. Februar um 17.00 Uhr: "Hijos de las nubes, la última colonia"
Mit Álvaro Longoria (Regie), Javier Bardem
Moderation: Vincenzo Bugno
In englischer Sprache

Im Anschluss präsentiert Javier Bardem "Hijos de las nubes, la última colonia" ("Sons Of The Clouds", "The Last Colony") von Álvaro Longoria und macht auf die heutige Situation der Bewohner der Westsahara aufmerksam - eine Region, die über Jahrzehnte hinweg Spielball der kolonialen Interessen der Europäer war. Im Anschluss werden unter Anderem Javier Bardem undÁlvaro Longoria die politische Situation mit dem Publikum diskutieren. Die Moderation übernimmt Vincenzo Bugno, Maschrek- und Maghreb-Delegierter der Berlinale und Leiter des World Cinema Fund.

 

Freitag, 17. Februar um 18.00 Uhr: "Anton Corbijn Inside Out"
Mit Klaartje Quirijns (Regie)
Moderation: Anatol Weber
In englischer Sprache

Am Freitag präsentiert Regisseurin Klaartje Quirijns ihr dokumentarisches Portrait Anton Corbijns, der in diesem Jahr Mitglied der Internationalen Jury ist. Neben zahlreichen Musikvideos hat Corbijn mit "Control" (2007) über Joy Division Frontmann Ian Curtis und "The American" (2010) zwei Spielfilme inszeniert und ist als Fotograf von Musikern wie den Rolling Stones, U2 und Sting international anerkannt.

 

Samstag, 18. Februar um 14.30 Uhr: "Magyarország 2011"
Mit Béla Tarr, Bence Fliegauf
Moderation: Nikolaj Nikitin
Mit englischer Übersetzung

Abgerundet wird das Programm durch einen Beitrag der Berlinale Shorts. "Magyarország 2011" (Ungarn 2011) ist ein von Béla Tarr (Berlinale 2011 Silberner Bär für "A torinói ló" / "The Turin Horse") initiierter Omnibusfilm zur aktuellen Situation in Ungarn. Elf Beiträge - unter anderem von Bence Fliegauf, der mit "Just The Wind" ("Csak a szél") auch im Wettbewerb vertreten ist, György Pálfi, Márta Mészáros, Péter Forgács und Miklós Jancsó - zeigen, wie vielfältig das aktuelle ungarische Kino trotz rigider Einschränkungen der Kunst- und Pressefreiheit ist. Im anschließenden Gespräch diskutieren Béla Tarr und Bence Fliegauf mit dem Berlinale-Delegierten Nikolaj Nikitin die Möglichkeiten der Kunst und insbesondere des Films die politische Situation in einem Land zu beeinflussen oder gar zu verändern. Damit setzt die Berlinale ein klares Statement für das unabhängige ungarische Kino.

Die Veranstaltungen im Haus der Berliner Festspiele bieten auch einzelnen Sektionen der Berlinale eine Präsentationsplattform. Neben "Parabeton" aus dem Forum, wird Generation den chinesischen Animationsfilm "Da Nao Tian Gong 3D" ("The Monkey King - Uproar in Heaven 3D") außer Konkurrenz zeigen. In Zusammenarbeit mit den 3D-Experten von "Avatar" und "Harry Potter" ist mit "The Monkey King", der ursprünglich aus 130.000 Tuschezeichnungen bestand, eine der ersten Restaurierungen in 3D-Technik entstanden.

Quelle: www.berlinale.de