47. Filmfestival Max Ophüls Preis ehrt Marcel Ophüls mit Tribute-Programm

Aus gegebenem Anlass widmet das Filmfestival Max Ophüls Preis sein diesjähriges Tribute dem im Mai verstorbenen Dokumentarfilmregisseur Marcel Ophüls (1927-2025), Sohn von Festivalnamensgeber Max Ophüls.

 

An drei Terminen wird sein einflussreiches und wichtiges Werk "The Memory of Justice" (GB/DE/US 1976) in Saarbrücken gezeigt – und zwar in der digital restaurierten Originalfassung, die in Deutschland nur wenige Male aufgeführt wurde.

Mit der Vorführung des Films über die Nürnberger Prozesse, die vor 80 Jahren begannen, greift das Filmfestival zudem ein zentrales Kapitel der Geschichte bewusst auf. Der Filmhistoriker Dr. Andréas-Benjamin Seyfert, Enkel von Marcel Ophüls, wird zu zwei Vorführungen anwesend sein und das monumentale Werk über die Nürnberger Prozesse und deren Folgen kenntnisreich einführen. Darüber hinaus nimmt er am Festivalsamstag an einer Podiumsdiskussion teil, zu der weitere Expert*innen geladen sind.

"Mit dem Tod von Marcel Ophüls verlor die Filmwelt nicht nur einen der wichtigsten und einflussreichsten Dokumentarfilmer unserer Zeit. Für uns war er darüber hinaus ein geschätzter Weggefährte, der über viele Jahre eng mit dem Filmfestival verbunden war," so die künstlerische Leiterin Svenja Böttger. "Wir erinnern uns gerne an seine Besuche in Saarbrücken - 2016 als Ehrengast und zuletzt zum 40. Jubiläum 2019 -, die wertvolle und gleichzeitig bleibende Eindrücke hinterließen. Es war für uns selbstverständlich, Leben und Werk dieses außergewöhnlichen Regisseurs mit einem Tribute zu würdigen. Umso mehr freuen wir uns, im Januar erneut seinen Enkel Andréas-Benjamin Seyfert in Saarbrücken begrüßen zu dürfen – einen langjährigen Freund des Festivals, profunden Filmexperten und zugleich familiäres Bindeglied zu Marcel Ophüls."

Andréas-Benjamin Seyfert: "Es hat mir das Herz zerrissen, als wir im vergangenen Frühling den großen Mann Marcel Ophüls verloren haben. Er war nicht nur ein Oscar®-prämierter Regisseur, der den Dokumentarfilm revolutionierte und auf überwältigende Weise Erinnerungskultur schuf, er war auch privat eine zutiefst weltoffene und großzügige Person. Sich selbst sah er stets nur als ganz klein im Vergleich zu seinem Vater Max Ophüls – eine Vorstellung, die man ihm nicht ausreden konnte. Umso passender ist es, dass in der diesjährigen Hommage auch sein weltbewegendes Werk zur Geltung kommt, und zwar nicht mit seinen bekanntesten Filmen, sondern mit dem Film, den er und ich beide als seinen besten hielten: "The Memory of Justice". Auf ganz persönliche Weise versucht Ophüls in diesem von The Film Foundation und dem Academy Film Archive frisch restaurierten Meisterwerk der Frage nachzugehen: Was bedeutet Gerechtigkeit nach dem Krieg und nach den Verbrechen, die in solchen Zeiten geschehen? Er untersucht die Nürnberger Prozesse, Vietnam, Algerien... Er interviewt Albert Speer, filmt Joan Baez. Die Interviews mögen aus der Vergangenheit stammen, doch die Fragen, Aussagen und Antworten richten sich mit gleicher Kraft an die damaligen Zuschauer wie an die von heute."

"The Memory of Justice" wird dank der finanziellen und ideellen Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung sowie der Landeszentrale für politische Bildung Saarland im Januar insgesamt drei Mal in Saarbrücken aufgeführt. Am Vortag des Festivalbeginns, in einer Matinée am Sonntag, den 18. Januar 2026 um 11:00 Uhr im Filmhaus Saarbrücken. Während der Festivalwoche wird das viereinhalb-stündige Werk am Mittwoch, den 21. Januar 2026 im CineStar gezeigt. Ein drittes Mal läuft der Film direkt im Anschluss an die Ausgabe am Montag, den 26. Januar 2026 - am Vorabend zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust - im Kino achteinhalb. Dr. Benjamin Seyfert wird zu den ersten beiden Vorführungen anwesend sein und eine ausführliche Einführung in das Werk seines Großvaters geben. Zusätzlich zu den Vorführungen veranstaltet das Filmfest am Festivalsamstag, den 24. Januar 2026 eine Podiumsdiskussion mit Dr. Benjamin Seyfert, Dr. Sabine Dengel (Co-Geschäftsführerin und Kulturdezernentin der LHS Saarbrücken), einer Vertretung der Landeszentrale für politische Bildung sowie weitere Expert*innen.

Zu Marcel Ophüls:
1927 in Frankfurt/Main geboren und mit seinem berühmten Vater Max erst nach Frankreich, dann nach Hollywood geflohen, drehte Marcel Ophüls nach seinem Studium an der University of California und an der Sorbonne in Paris zunächst Spielfilme. Ab Mitte der 1960er Jahre wandte er sich dann dem Dokumentarfilm zu und machte in diesem Genre Weltkarriere, z.B. mit "Das Haus nebenan - Chronik einer französischen Stadt im Kriege " (1969) und natürlich dem Oscar®-prämierten "Hotel Terminus: The Life and Times of Klaus Barbie " (1988). Marcel Ophüls starb am 24. Mai 2025.

"The Memory of Justice"
Regie: Marcel Ophüls
Vereinigtes Königreich / Deutschland / USA, Frankreich 1976 | Dokumentarfilm | Farbe | 278 Min. | Französisch, Englisch, Deutsch |

In einem Mosaik aus Wochenschau-Material und zahlreichen Interviews macht sich Marcel Ophüls auf eine "filmische Wahrheitssuche nach den Wurzeln des Totalitarismus". Er trifft Ankläger und Angeklagte der Nürnberger Prozesse, darunter hochrangige NS-Funktionäre wie Karl Dönitz und Albert Speer oder den wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" zu lebenslanger Haft verurteilten Medizin-Professor Gerhard Rose. Faktenreich stellt der Film den historischen Prozess in Beziehung zur deutschen Gegenwart Mitte der 1970er-Jahre – und zu den Kriegsverbrechen in Vietnam und Algerien. Ein "Meisterwerk der Kunst und des Gewissens" (Time Magazine), das um die Frage kreist: Was hat Nürnberg bewirkt?

2015 wurde der Film in der digital restaurierten Fassung erneut bei der Berlinale aufgeführt und in Deutschland seitdem nur selten gezeigt.

Restauriert vom Academy Film Archive in Zusammenarbeit mit Paramount Pictures und The Film Foundation. Die Restaurierung wurde finanziert von The Material World Charitable Foundation, Righteous Person Foundation und The Film Foundation.

Restored by the Academy Film Archive in association with Paramount Pictures and The Film Foundation. Restoration funding provided by The Material World Charitable Foundation, Righteous Person Foundation, and The Film Foundation.

Vorführtermine + Podiumsdiskussion zur 47. Festivalausgabe:
So. 18.01.2026 I 11:00 Uhr I Filmhaus Saarbrücken
Mi. 21.01.2026 I Zeit: 13:00 I CineStar Saarbrücken
Sa. 24.01.2026 I Podiumsdiskussion / Ort: tba
Mo. 26.01.2026 I Zeit: 18:00 I Kino achteinhalb

Quelle: ffmop.de