Verdammt ich bin erwachsen – Der Defa-Regisseur Rolf Losansky

Deutschland 2009 Dokumentarfilm

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Heinz17herne
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Sein letzter von über 25 Defa-Filmen seit 1963, „Ziri – das Wolkenschaf“ mit Karin Düwel, Gojko Mitic und Fred Delmare, noch in der DDR begonnen, aber bereits im „neuen“ Deutschland, beim Kinderfilmfest der Berlinale 1993 uraufgeführt, war einer der wenigen, zu denen der Regisseur Rolf Losansky auch das Drehbuch geschrieben hat – nach Fred Rodrians bekanntem Kinderbuch.

Der wohl bekannteste Defa-Kinderfilmregisseur Rolf Losansky, als Kriegskind im heute polnischen Slubice an der Oder geboren, ist im Faschismus groß geworden, was ihn bis heute geprägt hat. Weshalb er die Märchenwelt, die er in seinen Filmen hat entstehen lassen und in die immer wieder auch das Phantastische einbricht, stets durch einen realen Hintergrund – und eine humanistische Grundauffassung - erdete. Losanskys real-phantastische Geschichten zumeist fremder Autoren zeichnen sich durch das liebevolle Verständnis für seine Protagonisten aus, und das gilt für die zu verkörpernde Rolle ebenso wie für die zumeist sehr jungen Darsteller.

Die von den Defa-Scouts häufig auf Schulhöfen gecastet wurden und die, obwohl manch einer in mehreren Filmen mitwirkte, bis auf wenige Ausnahmen in bürgerliche Berufe gingen. Zu den Ausnahmen gehört „Oscar“-Preisträgerin Julia Jäger, die 1983 in „Moritz in der Litfaßsäule“ debütierte als älteste von drei Schwestern des von Dirk Müller verkörperten Titelhelden, einem heute im Controlling tätigen Kaufmann.

Dass Rolf Losansky als Sohn einer Klinik-Krankenschwester zunächst Medizin studierte, war ihm wohl in die Wiege gelegt, aber kein Herzensbedürfnis, weshalb er ziemlich abrupt zur Defa nach Babelsberg wechselte und nach absolviertem Regiestudium zunächst als Assistent von Frank Beyer („Königskinder“) begann. Schon bald eckten er und andere seines Studienjahrgangs bei den Zensurbehörden an, weshalb sich Losansky, der schon als Kind ein großer Geschichtenerzähler gewesen sein muss, mit frei erfundenen, aber sehr spannenden Ferienerlebnissen aus Schlesien, auf das Metier des Kinderfilms verlegte.

Ein Refugium, das nicht so sehr im Fokus der Kritik und der staatlichen Zensur stand. Losansky hat jedoch immer darauf bestanden, dass seine Kinder- und Jugendfilme immer auch ganz bewusst für Erwachsene gedreht wurden. Die dann zumindest zu DDR-Zeiten, diese Fähigkeit geht naturgemäß heute mehr und mehr verloren, sehr genau „zwischen den Zeilen“ zu sehen und zu hören wussten.

Losansky, der noch heute ausschließlich auf der Schreibmaschine tippt und nicht auf die Computer-Tastatur, weil das Bild im Kopf entstehen soll und nicht auf dem PC-Schirm, ist ein ausgesprochener Teamplayer, der nach Möglichkeit stets mit den gleichen Leuten vor und hinter der Kamera gearbeitet hat, sodass am Set alle die gleiche Sprache sprachen – und die seine verstanden. Weil Film für den sympathischen Schnauzbartträger, der bei der Premiere des Dagmar Seume-Porträts im Berliner Arsenal-Kino am Potsdamer Platz zahlreiche Weggefährten wie eine große Familie um sich versammeln konnte, eine Kollektivkunst ist.

Der Titel des 45-minütigen Dokumentarfilms, „Verdammt ich bin erwachsen“, mit dem Mitte April 2010 eine neue monatliche Reihe mit Defa-Filmen im Arsenal eröffnet wurde, bezieht sich auf einen der zahlreichen – leider immer noch nur in den neuen Bundesländern bekannten – großen Kinoerfolge Rolf Losanskys. Bei einem anderen, dem 1998 entstandenen „Hans im Glück“, war die in Lehnin im Brandenburgischen geborene und heute in Hamburg lebende Autorin und Regisseurin Dagmar Seume Regieassistentin, die u.a. durch ihren mehrfach international ausgezeichneten Film „Remember“ (mit Aaron Buschmann und Sebastian Koch) bekannt wurde, in der Postproduktion befindet sich „Das Erbe“ mit Catherine Flemming.

In ihrem von der Defa-Stiftung mit produziertem Doku-Porträt (früherer Arbeitstitel „Das Leben und seine Filme“) kommt die „Losansky-Familie“ ausführlich zu Wort, darunter die Schauspieler Julia Jäger, Walfriede Schmitt und Gojko Mitic, die Autoren Christa Kozik und Peter Abraham, die Dramaturgen Gabriele Herzog und Gerd Gericke sowie der Szenenbildner Hans Jürgen Deponte. Dagmar Seume hat in der Begegnung Losanskys mit seinen Weggefährten sowie in Konfrontation mit seinen inzwischen zu Klassikern mutierten Filmen nach biographischen, theoretischen und historischen Entscheidungspunkten gesucht. Was nun wieder selbst viel zu theoretisch klingt: „Verdammt, ich bin erwachsen“ darf man ganz wörtlich nehmen zumal in der persönlichen Begegnung mit einem lebensklugen, sich aber alles andere als altersweise gebenden Filmemacher.

Pitt Herrmann

Credits

Regie

Produktionsfirma

Alle Credits

Regie

Produktionsfirma

in Co-Produktion mit

Länge:
45 min
Aufführung:

Uraufführung (DE): April 2010, Berlin, Kino Arsenal der Deutschen Kinemathek

Titel

  • Arbeitstitel (DE) Das Leben und seine Filme
  • Originaltitel (DE) Verdammt ich bin erwachsen – Der Defa-Regisseur Rolf Losansky

Fassungen

Original

Länge:
45 min
Aufführung:

Uraufführung (DE): April 2010, Berlin, Kino Arsenal der Deutschen Kinemathek