Querschläger

Deutschland 2018/2019 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Waldidyll, das Licht dringt durch die Bäume wie das eines Kegelscheinwerfer durch den Bühnenstaub auf die Theaterbretter. Ein Vermummter ist schemenhaft zu erkennen: „Ich bin soweit, kann losgehen“. Schnitt. LKW-Kontrollen auf dem Parkplatz eines Autohofs an der Autobahn. Die Streifenpolizistin Tine Geissler wäre beinahe Opfer eines ausbrechenden Volvo-Trucks geworden, der von den hinterher sprintenden Kommissars-Kollegen Julia Grosz und Thorsten Falke doch noch mit vorgehaltenen Waffen gestoppt werden kann.

Der Fahrer Efe Aksoy, Bruder des Speditionsbesitzers Cem „Jimmy“ Aksoy, gibt vor, von Durchfall geplagt nicht sogleich auf das Stopp-Zeichen der jungen Beamtin reagiert zu haben. Wenig später fallen Schüsse. Ein Heckenschütze schießt offenbar von einem Waldstück oberhalb des Parkplatzes auf den Truck, der offiziell Zinkschrauben geladen hat. Efe Aksoy wird nicht getroffen, aber der Fahrer eines anderen LKW durch einen Querschläger getötet.

Der Täter kann unerkannt flüchten, obwohl Julia Grosz sofort die Verfolgung aufnahm. In der Hektik hat er jedoch eine Medikamentenschachtel verloren, welche die beiden Bundespolizisten recht bald auf die Spur des Täters führt. Doch zunächst ermitteln Falke und Grosz, Letztere unter aufmerksamer Beobachtung der ihr offenbar zugetanen Tine Geissler, im Umfeld der Spedition Aksoy: Handelt es sich um einen psychisch gestörten Einzeltäter oder doch eher um eine Auseinandersetzung im Truckermilieu? Schließlich ist nur dieser spezifische Volvo gezielt unter Beschuss genommen worden. Unter Verdacht gerät mit Roland „Rolle“ Rober (Rudolf Danielewicz) ein konkurrierender Spediteur – und Schwiegervater von „Jimmy“, der mit Rolles Tochter Kathy verheiratet ist. Rober war bei der Bundeswehr, besitzt einen Jagdschein und hat bei einem Einbruch die potentielle Tatwaffe eingebüßt.

Falke und Grosz stoßen auf eine Mauer des Schweigens. Weil Jimmy den latenten Streit mit seinem Schwiegervater als „Familienangelegenheit“ unter der Decke der Öffentlichkeit halten will und deshalb verschweigt, erpresst zu werden. Doch dann kommt der Zollfahnder Steffen Thewes ins Spiel, der erst kürzlich – wahrscheinlich auf Anzeige des Schwiegervaters – gegen Aksoys Unternehmen ermittelt hat. Als Falke ihn daheim aufsucht, trifft er auf dessen Frau Marie und die schwerstkranke Tochter Sara. Dem 15-jährigen Mädchen, das unter Halswirbelsäulen-Instabilität leidet, kann nur eine teure Operation in den USA helfen, welche die Krankenkasse jedoch nicht bezahlt. Der sonst so ruppige Milchtrinker Falke, gerade mit dem eigenen Filius Torben im Clinch, ist durch Saras Offenheit, ihr grenzenloses Vertrauen in den geliebten Vater, einem Sportschützen mit beeindruckender Trophäensammlung, bis ins Mark getroffen.

Derweil führt die Spur der im Wald aufgefundenen Tablettenschachtel, ein nur in den USA erhältliches starkes Schmerzmittel für Krebspatienten, zu Dr. Ghalib (Ramin Yazdani). Der ist nicht nur Saras Arzt, sondern auch Vorsitzender der gemeinnützigen Organisation „Medical Help“, die zahlungskräftigen Patienten OP-Termine in den USA vermittelt. Auch der totgeweihten Sara, für die ihr Vater im Internet ein Spendenkonto eingerichtet hat? Während die Ermittler mehr und mehr von einer Erpressung ausgehen, schlägt der Täter erneut zu…

„Querschläger“ von „Tatort“-Debütant Oke Stielow und Stephan Rick, ist, obwohl sehr konventionell inszeniert, kein gewöhnlicher „Tatort“, schon weil er vor seiner Erstausstrahlung auf der Nordseeinsel Norderney uraufgeführt wurde im Rahmen des 30. Int. Filmfestivals Emden. Sondern auch, weil es zum zwölften Fall mit Wotan Wilke Möhring als Thorsten Falke erstmals in der „Tatort“-Geschichte eine Hörfassung gegeben hat mit den Originalstimmen der Schauspieler, einer eigenen, von Uticha Marmon geschriebenen Erzählstimme sowie drei eingestreuten Musiknummern der Popgruppe Giant Rooks aus Hamm in Westfalen. Der neunzigminütige Podcast wurde in die ARD-Audiothek eingestellt.

In der Episodenrolle hochkarätig besetzt mit Milan Peschel als Zollbeamter Steffen Thewes erzählt das zwischen September und Oktober 2018 von Kameramann Felix Kramer in Bispingen, Neu Wulmsdorf und Hamburg gedrehte Drama von einem verzweifelten Vater, der um das Leben seiner schwerstkranken „kleinen Sonne“ kämpft und sich dabei in einer Spirale der Gewalt verfängt, aus der er nicht mehr herauskommt. Und von einem sehr empathischen Ermittler-Duo, das am Ende vor einer schwierigen Entscheidung steht…

Wotan Wilke Möhring im ARD-Presseheft: „Ich glaube, es gibt Situationen, die fordern uns so sehr heraus, bringen uns so in Versuchung, dass das Böse als das einzig Gute erscheint, als die einzige Lösung, die einzige Rettung. Hier ist es der nackte Überlebenswille, die Liebe zur Tochter, die stärker ist als alle gesellschaftlichen Regeln und alles, was er gelernt hat. Diese Situation hat etwas ganz Archaisches. Die Geschichte fand ich toll, weil sie in einen Kriminalfall verpackt von einem menschlichen Dilemma erzählt. Ein Mann, der vorher der super Gute war, der super Anständige, der für den Staat jahrelang gearbeitet hat und mit ansehen musste, was nebenbei alles illegal gemacht wird. Dass dieser besonders gute Mensch anfällig ist für die Saat des Bösen, das fand ich sehr interessant.“

Pitt Herrmann

Credits

Regie

Drehbuch

Kamera

Darsteller

Produktionsfirma

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Continuity

Drehbuch

Kamera

Kamera-Assistenz

Steadicam

Standfotos

Szenenbild

Außenrequisite

Innenrequisite

Maske

Kostüme

Casting

Darsteller

Produktionsfirma

Produktionsleitung

Geschäftsführung

Dreharbeiten

    • 11.09.2018 - 11.10.2018
Länge:
90 min
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DE): 15.06.2019, Emden-Norderney, IFF;
TV-Erstsendung (DE): 01.12.2019, ARD

Titel

  • Originaltitel (DE) Querschläger
  • Reihentitel (DE AT CH) Tatort
  • Arbeitstitel (DE) Kollateralschaden

Fassungen

Original

Länge:
90 min
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DE): 15.06.2019, Emden-Norderney, IFF;
TV-Erstsendung (DE): 01.12.2019, ARD