Prélude

Deutschland 2017-2019 Spielfilm

Inhalt

Als David mit seinem Studium am Musikkonservatorium beginnt, geht für ihn ein Traum in Erfüllung. Es dauert jedoch nicht lange, bis er inmitten harter Konkurrenz anfängt, an seinem Talent zu zweifeln. Wenngleich er durchaus Unterstützung von seiner anspruchsvollen Lehrerin erfährt und die Liebe zu seiner Kommilitonin Marie ihn beflügelt, leidet David doch zunehmend unter den an ihn gestellten Erwartungen und dem daraus resultierenden Leistungsdruck, der ihn die Kontrolle über sein Leben verlieren zu lassen scheint.

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Was machen Sie nun hier, David?“ Auf die erste Frage seiner Hochschullehrerin weiß der 19-jährige David Berger keine rechte Antwort zu geben, obwohl sicherlich nicht nur seine alleinerziehende Mutter Katharina daheim davon träumt, dass er Karriere macht als Konzertpianist auf den großen Bühnen der Welt. Weshalb er seine kleinstädtische Heimat verlässt, um am Berliner Musikkonservatorium zu studieren – und sich im Idealfall ein Stipendium für die renommierte New Yorker Juilliard School zu erarbeiten. Was wörtlich zu nehmen ist bei seiner Lehrmeisterin, Prof. Matussek, die ihn hart rannimmt und David im Gegensatz zu einem kleinen Jungen (Leonid Chorkov) nicht an „ihrem“ Flügel spielen lässt.

David bezieht ein schmuckloses Zimmer in einem freilich idyllisch im Grünen gelegenen Wohnheim (gedreht wurde in der 1934-36 von Werner und Walter March in Elstal vor den Toren Berlins errichteten Gartenstadt Olympisches Dorf). In einem Proberaum lernt er seinen bald nicht nur bezogen auf das Stipendium größten Konkurrenten, den österreichischen Kommilitonen Walter Kollmann, kennen. Und die derzeit mit ihm liierte, kurz vor ihrem Examen stehende Gesangsstudentin Marie von Lilienthal, die das Leben von der leichten Seite nimmt („Man findet einen Generalmusikdirektor und dann wird man berühmt“). Sie bewohnt eine vergleichsweise heimelige Gartenlaube , in welcher David bald häufiger zu Gast ist.

„Er kotzt immer vor seinen Wettbewerben“ sagt Marie über Walter, den sie sogleich für David verlässt, als wollte sie sich selbst beweisen, ein bindungsunwilliger Freigeist zu sein. Die neue Liebe beflügelt den genialischen Neuling aus der Provinz, der schnell mitbekommt, dass er hier nur ein Talent unter vielen ist. Beim Masterclass-Vorspiel versagt David, von Prof. Thibault geradezu vorgeführt, mit Johann Sebastian Bach kläglich. Auch zum Entsetzen seiner Dozentin, die um ihr Renommee fürchtet und ihn erst einmal von der Juilliard-Liste streicht. Die Nacht verbringt der frustrierte David im versifften Techno-Schuppen: Erwin Colé, der beim Vorspiel brillierte, hat vergeblich versucht, den noch unerfahrenen Studienkollegen zu beruhigen. Der künstlich erzeugte Prüfungsstress sei reine Masche der Professoren.

David gerät immer stärker in die Psycho-Falle, was sogar seine Professorin bemerkt: seine Finger versteifen zusehends und sie rät ihm dringend zu einer Auszeit in der freien Natur. Die David freilich nicht nur zum Joggen und Schwimmen im idyllischen Waldsee nutzt, sondern zu einer heftigen Prügelei mit Walter, dem er unterstellt, seine Ligeti-Partitur gestohlen zu haben, welche er freilich erst kürzlich einer Klavierstudentin (Archavan Sadechipour) auf Wunsch von Prof. Matussek geliehen hat. Dass David dennoch das Ausscheidungs-Vorspiel für New York besteht, grenzt an ein Wunder. Und dass er sich auf Erwins Party bei reichlich Alkohol nicht nur körperlich die Blöße gibt, sondern völlig die Kontrolle verliert, verwundert nicht weniger: Das Wunderkind aus der Provinz hätte wissen müssen, was auf dem Spiel steht. So schickt ihn die Dozentin vorzeitig nach Hause statt über den Großen Teich. Wie erklärt er das seiner Mutter Katharina? Hilfsweise streicht er erst 'mal die Fensterrahmen der Küche daheim und schaut bei seiner Jugendfreundin Stella vorbei, einer inzwischen verheirateten, glücklich geforderten Mutter eines süßen Babys. Mit dem Hintergedanken, ihre Wohnung für ein finales Ausrufezeichen zu nutzen...

Im X-Verleih-Presseheft bekundet Sabrina Sarabi, die selbst Musikerin ist, den biographischen Hintergrund dieses höchst aufregenden und dabei so unaufgeregten Dramas zwischen Wirklichkeit und Paranoia: „Als Jugendliche habe ich an einem Hochbegabtenprogramm für junge Musiker teilgenommen und dort viele junge Leute mit ausgeprägten Ängsten kennen gelernt. Diese Angst und der Druck wirkten sich bei manchen körperlich und psychisch so stark aus, dass sie nicht mehr auftreten konnten.“ Für ihr Kinodebüt konnte die Stipendiatin der Cité Internationale des Arts Paris und Teilnehmerin der Berlinale Talents 2019 zwei der gefragtesten, derzeit international bekanntesten jungen, deutschen Schauspieler gewinnen: Berlinale Shooting Star 2017 Louis Hofmann und Liv Lisa Fries, die mit dem Preis der deutschen Filmkritik als beste Darstellerin 2015 ausgezeichnet wurde.

Sabrina Sarabi, 1982 in Kassel geboren, ist in Deutschland aufgewachsen und hat in den USA, den Niederlanden und Frankreich gelebt. Die Drehbuchautorin und Regisseurin mit deutsch-ungarisch-iranischen Wurzeln studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Utrecht sowie Drehbuch und Regie in Köln. „Prélude“, zur prestigeträchtigen Work-in-Progress Sektion des Les Arcs European Film Festival ausgewählt, wurde am 1. Juni 2021 im „Ersten“ erstausgestrahlt.

Sabrina Sarabi im ARD-Presseheft: „Es war mir wichtig, in der Geschichte immer bei David zu bleiben und dabei den richtigen Wechsel zwischen Nähe und Distanz zu finden. Wir beginnen mit sehr statischen, klassischen Einstellungen und werden im Laufe des Films mit der Kamera wilder und unberechenbarer. Die Farben werden kühler, um Davids zunehmenden Ängste, seine Einsamkeit und den Kontrollverlust spürbar zu machen. Sowohl die Musik, als auch die drastischen Wechsel zwischen hell und dunkel, lassen uns Davids Überreizung spüren. Gegen Ende werden die Farben wieder natürlicher und es gibt keine Musik mehr. Wie ein böser Traum, aus dem jemand in der Realität erwacht.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 30.05.2017 - 06.07.2017
Länge:
95 min
Format:
DCP 2K, 1:2,39 (CinemaScope)
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 09.07.2019, 191228, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 28.06.2019, München, Filmfest;
Kinostart (DE): 29.08.2019

Titel

  • Originaltitel (DE) Prélude

Fassungen

Original

Länge:
95 min
Format:
DCP 2K, 1:2,39 (CinemaScope)
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 09.07.2019, 191228, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 28.06.2019, München, Filmfest;
Kinostart (DE): 29.08.2019

Auszeichnungen

FBW 2019
  • Prädikat: besonders wertvoll