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Semidokumentarische Hommage an den amerikanischen Regisseur Nicholas Ray. Gemeinsam mit Ray selbst drehte Wim Wenders diesen unsentimentalen Film über die letzten Wochen im Leben des krebskranken Meisterregisseurs.
Semidokumentarische Hommage an den amerikanischen Regisseur Nicholas Ray. Gemeinsam mit Ray selbst drehte Wim Wenders diesen unsentimentalen Film über die letzten Wochen im Leben des krebskranken Meisterregisseurs.
FSK-Prüfung (DE): 26.02.1981, 52194, ab 12 Jahre / feiertagsfrei
Erstaufführung (DE): 02.11.1980, Hof, Internationale Filmtage;
TV-Erstsendung (DE): 15.02.1987, ARD
FSK-Prüfung (DE): 26.02.1981, 52194, ab 12 Jahre / feiertagsfrei
Erstaufführung (DE): 02.11.1980, Hof, Internationale Filmtage;
TV-Erstsendung (DE): 15.02.1987, ARD
Die Digitalisierung dieses Films wurde 2022 im Rahmen des Förderprogramm Filmerbe gefördert.
Das Förderprogramm Filmerbe (FFE) von BKM, den Ländern und FFA stellt seit dem 1. Januar 2019 für den Zeitraum von zehn Jahren jährlich bis zu 10 Millionen Euro für die Digitalisierung von Kinofilmen zur Verfügung.
Für die abendfüllenden Spiel- und Dokumentarfilme in diesem Förderprogramm stellt filmportal.de die jeweiligen Filmanfänge bereit. Eine Übersicht über alle geförderten Filme auf filmportal.de finden Sie hier.
Weitere Informationen unter www.ffa.de
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Als der verrückte Disney-Huhn-Wecker Kinderzimmer-Ratschläge krächzt, zündet sich Ray nach einer Hustenorgie erst einmal ein Zigarillo an, bevor er zum Rasierapparat greift. Und einem Tonbandgerät seinen jüngsten (Alp-) Traum anvertraut. Wenders hat Skrupel, seinen Kameramann Ed Lachman in Position zu bringen, um den Todgeweihten in Eastmancolor auf 35mm-Zelluloid zu bannen: Er will seinen väterlichen Freund weder kränken oder verraten – und schon gar nicht für ein Filmprojekt missbrauchen. „Unsere Realität war unsere Geschichte“ steuert Wenders im Off-Kommentar bei, als Ray mit Susan, Wim und Tom im Straßenkreuzer zum Vassar College kutschiert wird.
Dort läuft erst Rays hierzulande „Arena der Cowboys“ genannter Schwarzweiß-Streifen „The Lusty Men“ mit Robert Mitchum aus dem Jahr 1952, bevor der 68-jährige Regisseur über die Dreharbeiten ohne festes Script spricht: Zusammen mit den Schauspielern sei Nacht für Nacht das ursprünglich keine dreißig Seiten umfassende Drehbuch fortgeschrieben worden. Ray verwahrt sich ausdrücklich gegen die Genrebezeichnung Western: „The Lusty Men“ sei eine Heimkehrer-Geschichte über Leute, die den amerikanischen Traum vom eigenen Heim verwirklichen wollen.
Nicks Filmprojekt eines an Krebs Erkrankten, der noch einmal etwas Verrücktes machen will, ist längst zu Wims Hommage mutiert, selbst als Letzterer nach zwei Wochen zurückkehren muss, um in Los Angeles mit dem hier nicht erwähnten Produzenten Francis Ford Coppola weitere Details zur „Hammett“-Produktion zu besprechen. Als Susan ihren Mann aufgrund unerträglicher Schmerzen ins Memorial Hospital bringt, bekundet Wenders seine „ödipale Furcht“, dass der Film Nick umbringen könnte bei dessen fragiler Konstitution. Dennoch sind Tom Farrell und Ed Lachman wieder mit ihren Kameras dabei...
Vier Wochen später ist Wenders zusammen mit seiner Gattin Ronee Blakley zurück in New York und wird Zeuge, wie Nick mit dem Schauspieler Herry Bamman an einer Bühnenfassung von Franz Kafkas „Bericht für eine Akademie“ feilt. Bevor Nicholas Ray am 16. Juni 1979 stirbt, gibt er noch einen gnadenlos realen King Lear im Klinikbett: keine Shakespeare-Figur, sondern ein König des Films, der ganz unfreiwillig abdankt und dabei das letzte „Cut!“-Kommando selbst erteilt.
Im Epilog schippert die mit chinesischen Zeichen beschriftete Urne mit Rays Asche auf einer Dschunke über den Hudson dem offenen Meer entgegen – platziert zwischen einer Kamera und einer analogen Moviola-Schneideapparatur. Unter Deck spricht die Crew über den aus beiden Vorhaben entstandenen „ehrlichen Film“ und über die Motivation Nicks, die Filmleute bis zuletzt gewähren zu lassen: „Um dem Tod zu trotzen, machte er den Film.“
„Nick's Film“ ist auch technisch eine Hommage an Nicholas Ray, der schon früh mit dem neuen Medium Video experimentierte. Film im Film: Immer wieder rückt die Entstehung dieser semidokumentarischen Hommage in den Vordergrund. Video im Film: Damit das Ergebnis nicht zu schön, zu sauber, zu „geschleckt“ aussieht, stehen gestochen scharfe 35-mm-Sequenzen neben unscharfen, verwackelten VHS-Schnipseln – und das häufig mit fließenden Übergängen. Schrift im Film: Wenders übersetzt handschriftliche Tagebuchnotizen Nicks ins Deutsche, während die Originalvorlage faksimiliert im Bild erscheint.
Der Neunzigminüter ist zuerst im Mai 1980 beim 33. Int. Filmfestival in Cannes gezeigt worden, allerdings außer Konkurrenz. Sodass die Uraufführung am 2. November 1980 bei den Int. Filmtagen Hof stattfinden konnte. 1981 gabs gleich zwei Deutsche Filmpreise in den Sparten „Produktion“ (Chris Sievernich und Pierre Cottrell für Road Movies) und „Bester Spielfilm“ (Wim Wenders), hier allerdings nur ein Filmband in Silber (Gold wurde in diesem Jahr nicht vergeben).
Pitt Herrmann