Fallen

Österreich 2006 Spielfilm

Inhalt

Fünf Frauen Anfang 30 treffen einander nach 14 Jahren auf dem Begräbnis ihres einstigen Lehrers in ihrer kleinen Heimatstadt wieder. Eher durch Zufall ergibt es sich, dass sie den Besuch in der "alten Heimat" gemeinsam verleben: zwei Tage und eine Nacht, die für alle fünf zu einer Reise in die Vergangenheit wird. Alte Verletzungen brechen auf und neue Lebenslügen werden entlarvt. Schließlich stellt sich für das ungleiche Quintett die Frage, ob ihre Ideale und Utopien im Lauf der Jahre unwiderbringlich verloren gegangen sind - und ob diese Erkenntnis bedeutet, dass das Leben mit Mitte dreißig schon zu Ende ist.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Nina ist derzeit arbeitslos und im siebten Monat schwanger. Nach der Geburt des Kindes, dessen Vater sich längst aus dem Staub gemacht hat, will sie sich selbständig machen. Brigitte, obwohl eher melancholisch veranlagt und in sich gekehrt wirkend, unterrichtet Deutsch und Geschichte. Und kämpft nebenbei für eine bessere Welt.

„Dreißig ist das geilste Alter, die Krise kommt erst später“: Alex, die so stark wirkende, aber dem Alkohol sehr zugeneigte Karrierefrau, hat Psychologie studiert und arbeitet als Betreuerin im Arbeitsamt. Die schöne Carmen hat den weitesten Anreiseweg, sie ist aus Hamburg gekommen, wo sie als Schauspielerin derzeit allerdings eher jobbt als arbeitet. Und Nicole (Max Ophüls-Preis als beste Nachwuchsdarstellerin 2007 für die Kinodebütantin Gabriela Hegedüs), mit ihrer zwölfjährigen Tochter Daphne gekommen, ist alleinerziehend, drogenabhängig und für diesen einen Tag Freigängerin.

„Du hast di ja überhaupts net verändert“: In Barbara Alberts Film „Fallen“, der beim 63. Filmfestival Venedig 2006 für einiges Aufsehen sorgte, aber in Deutschland lange Zeit keinen Verleih gefunden hat, treffen sich fünf Frauen, sämtlich Anfang 30, erstmals seit vierzehn Jahren wieder in ihrem österreichischen Heimatort – anlässlich der Beerdigung ihres ehemaligen Physik- und Klassenlehrers Michael, der gerade 'mal Fünfzig geworden ist.

Und haben schon auf dem Friedhof mächtig Spaß, wo sie „Klage“, das Matura-Gedicht Rilkes, wechselweise aus dem Gedächtnis rezitieren, über ihre männlichen Schulkollegen von einst heftig ablästern und anderntags beim Besuch ihrer alten Schule in übermütiger Stimmung gleich mehrmals „Wir sind frei“ an die Tafel schreiben. Den Abend zuvor ist das Quintett heftig versackt bei einer feucht-fröhlichen Hochzeitsfeier auf dem Dorf, zünftig mit Bullenreiten und Polonaise, und einer durchzechten und durchtanzten Nacht in der Disco „Brooklyn“. Bei Katerstimmung am frühen Morgen wird dann abgerechnet am langsam verglühenden Lagerfeuer – vor allem auch mit dem eigenen faden Leben.

„Wie soll man leben?“: Auf dieser Reise durch die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft brechen alte Verletzungen wieder auf, so begegnet Nina ihrer alten Jugendliebe Norbert, was dessen eifersüchtige Braut Sandra sogleich handgreiflich werden lässt. Es werden aber auch Freundschaften neu geknüpft in dem Bewusstsein, dass die Utopien aller im Lauf der Jahre verloren gegangen sind. Als Nicole nach Ablauf ihrer Freigang-Zeit auf sehr rüde, geradezu brutale Weise in einem Einkaufszentrum von Polizisten festgenommen wird, flackert noch einmal kurz der Ruf nach Freiheit auf – verbunden mit dem Versprechen, sich um die Inhaftierte und ihre Tochter zu kümmern.

Doch dann zerstreuen sich alle wieder in ihren Alltag: Alex in ihr Beziehungsproblem, Nina in die Schwangerschaftsgymnastik, Carmen in ein Studio für die Aufnahme blödsinniger Werbesprüche und Brigitte als engagierte Lehrerin in ihre Schule...

Barbara Albert, 1970 in Wien geboren und Mitbegründerin der Filmemacher-Plattform „Coop 99“, ist hierzulande als Regisseurin („Böse Zellen“, „Nordrand“) ebenso bekannt wie als Drehbuchautorin („Slumming“ und vor allem der 2006 auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären als bester Film ausgezeichnete „Grbavica“). „Fallen“ beginnt nicht nur ungewöhnlich spannungsarm, sondern die Handlung gerät mehrfach ins Stocken durch eingestreute Schwarzweiß-Fotografien. Sie stehen für Sehnsüchte, die vergangen sind, deuten aber auch auf kommende Ereignisse im Film hin. Neben solchen formalen Besonderheiten wecken kleine Szenen und minimalistische Gesten Interesse für einen nicht sonderlich aufregenden Plot.

Barbara Albert über „Fallen“: „Das Thema des Films würde ich als Suche nach dem verloren gegangenen Paradies bezeichnen. Weniger pathetisch ausgedrückt: die Frage nach dem Lebenskonzept jeder der Figuren. Es geht um das Aufwachen in der Realität, nachdem die alten Visionen nicht aufgegangen sind und viele Träume mittlerweile vergessen, begraben oder nur verdrängt worden sind. Und es geht um die Frage, ob damit zwangsweise eine Resignation einher geht.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
88 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Aufführung:

Uraufführung (IT): 04.09.2006, Venedig, IFF;
Erstaufführung (DE): 18.01.2007, Saarbrücken, Max Ophüls Preis;
Kinostart (DE): 17.01.2008;
TV-Erstsendung (DE FR): 21.04.2010, Arte

Titel

  • Originaltitel (AT) Fallen

Fassungen

Original

Länge:
88 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Aufführung:

Uraufführung (IT): 04.09.2006, Venedig, IFF;
Erstaufführung (DE): 18.01.2007, Saarbrücken, Max Ophüls Preis;
Kinostart (DE): 17.01.2008;
TV-Erstsendung (DE FR): 21.04.2010, Arte

Auszeichnungen

FilmKunstFest Schwerin 2007
  • Fliegender Ochse
Max-Ophüls-Preis 2007
  • Beste Nachwuchsdarstellerin