Ein russischer Sommer

Deutschland Großbritannien Russland 2009 Spielfilm

Inhalt

Jasnaja Poljana, das Landgut Leo Tolstois, 1910: Im letzten Lebensjahr des Schriftstellers kommt es hier zu dramatischen Szenen, als seine Ehefrau Sofja erfährt, dass Tolstoi nach 50-jähriger Ehe nicht ihr, sondern auf Druck eines "Jüngers" dem russischen Volk die Rechte an seinen Werken vermachen will. Vorsichtig unterstützt durch Tolstois jungen Privatsekretär Walentin Bulgakow, beginnt Sofja den Kampf um das ihr zustehende Erbe. Dabei gerät sie nicht nur in erbitterten Streit mit den "Tolstoianern", sondern auch in eine leidenschaftliche Auseinandersetzung mit ihrem Mann … Nicht als Leidende, sondern als ebenbürtige Anteilseignerin an "Krieg und Frieden" und "Anna Karenina" interpretiert Helen Mirren die Frau, die mit Tolstoi Kinder hatte und seine großen Romane mehrfach für den Abdruck vorbereitete. Vital, temperamentvoll, auch zärtlich und komisch – im Zusammenspiel mit Christopher Plummer erweckt sie einen komplexen Charakter zum Leben, der in den Literaturgeschichten für gewöhnlich ein Schattendasein führt. Für ihre Darstellung eines in Liebkosungen und Scharmützeln gealterten Paars wurden beide bei den Academy Awards 2010 für einen Oscar nominiert.

Quelle: 70. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)

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Heinz17herne
Heinz17herne
Es sind lauter Liebesgeschichten, die uns der amerikanische Drehbuchautor und Regisseur Michael Hoffman erzählt, und weil sie im Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielen, sind sie tiefgründiger und melancholischer, leidenschaftlicher und tragischer, letztlich jedoch sämtlich tragikomischer Natur – darin den Buckower Elegien Bert Brechts aus den 1950er Jahren verwandt, die Jan Schütte zehn Jahre zuvor in seinem Biopic „Abschied. Brechts letzter Sommer“ mit Josef Bierbichler und Monica Bleibtreu verfilmte.

Jasnaja Poljana, 1910. Das weitläufige, von Birkenwäldern umgebene Landgut aus dem 16. Jahrhundert unweit von Tula, das sich seit dem 18. Jahrhundert im Familienbesitz der Tolstois befindet, ist akut gefährdet – durch die „Tolstoianer“. So nennt sich eine Gruppe von Anhängern des zu seiner Zeit berühmtesten russischen Schriftstellers, die sich etwas abseits vom Herrenhaus, in dem Leo Tolstoi und seine Gattin, Gräfin Sofia Tolstaja, seit nunmehr 48 Jahren zusammenleben und arbeiten, angesiedelt haben – als eine Art Landkommune mit vegetarischer Lebensweise und sexueller Enthaltsamkeit.

Ihr Sprecher und intellektueller Kopf, Wladimir Tschertkow, hat sich mit Tolstois Tochter Sascha verbunden in dem Ziel, durch eine Änderung des Testamentes Leo Tolstois die Rechte an der Vermarktung des umfangreichen Werkes des „Krieg und Frieden“-Bestsellerautors vorgeblich zugunsten des russischen Volkes, in Wahrheit zur Finanzierung der „Tolstoianer“-Kommune zu erhalten. Weil sie mit dem erbitterten Widerstand der Gräfin rechnen, die sich schon heute um ihr Lebenswerk betrogen sieht, installieren sie mit Walentin Bulgakow einen neuen Privatsekretär. Der aber bald nur noch Augen für die Lehrerin Mascha hat, die Wladimir die Augen öffnet für bisher ungeahnte Lebenswelten...

„Ein russischer Sommer“ ist, auch gerade was das so spektakuläre wie versöhnlich stimmende Finale betrifft, ein Schauspielerfilm, der die Protagonisten, allen voran Helen Mirren – für eine Ehrenrettung der bisher in der biographischen Literatur als Xanthippe verunglimpften Sofia Tolstaja - und Christopher Plummer, ins beste Licht zu rücken sucht, wofür auch Kameramann Sebastian Edschmid sorgt.

In den Werbebroschüren des Verleihs wird zwar für das reale Landgut Jasnaja Poljana geworben, das nach wie vor landwirtschaftlicher Betrieb, aber auch Museum ist und ganzjährig besucht werden kann. Gedreht wurde jedoch im April 2008 in Deutschlands Osten: Im brandenburgischen Schloss Stülpe, einem Herrensitz aus dem Jahr 1744, der im heutigen Landkreis Teltow-Fläming unweit Luckenwaldes liegt, wo schon Franka Potentes Kino-Erstling „Der die Tollkirsche ausgräbt“ entstand. Und das wundervolle Birkenwäldchen steht erheblich weiter südlich in Sachsen-Anhalt.

Apropos: „Dame“ Helen Mirren, sieben Jahre zuvor von der Queen in den Adelsstand erhoben und für die Verkörperung der Königin von England mit dem „Oscar“ geadelt, ist 1945 in London unter dem Namen Elena Vasilievna Mironova geboren worden als Tochter eines noch in Russland geborenen überzeugten Sozialisten und Enkelin eines russischen Aristokraten. Mit dem Offizier und überzeugten Zaristen lebte Helen Mirren in ihrer Kindheit unter einem Dach. Was die Darstellerin von Elizabeth I. und II. bis heute nicht zur Monarchistin hat werden lassen. Sie ist nach der italienischen Erstaufführung am 18. Oktober 2009 beim Int. Filmfest Rom als „beste Schauspielerin“ ausgezeichnet worden. Die Uraufführung fand am 4. September 2009 beim Telluride-Festival in den USA statt, die Free-TV-Premiere lief am 2. Dezember 2012 auf Arte.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Drehbuch

Optische Spezialeffekte

Standfotos

Licht

Kamera-Bühne

Requisite

Außenrequisite

Kostüme

Schnitt

Schnitt-Assistenz

Ton-Design

Mischung

Darsteller

Herstellungsleitung

Associate Producer

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Post-Production

Länge:
3081 m, 113 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 23.07.2009, 118888, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (US): September 2009, Telluride, USA, IFF;
Kinostart (DE): 28.01.2010

Titel

  • Originaltitel (DE) Ein russischer Sommer
  • Originaltitel (GB RU) The Last Station

Fassungen

Original

Länge:
3081 m, 113 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 23.07.2009, 118888, ab 6 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (US): September 2009, Telluride, USA, IFF;
Kinostart (DE): 28.01.2010

Formatfassung

Länge:
113 min
Format:
DCP 2K
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Aufführung:

Aufführung (DE): 28.02.2020, Berlin, IFF - Hommage

Auszeichnungen

Academy Awards 2010
  • Nominierung, Bester Nebendarsteller
  • Nominierung, Beste Hauptdarstellerin
Festival Internazionale di Roma 2009
  • Silver Marc'Aurelio Jury Award, Beste Schauspielerin
Buchmesse Frankfurt 2009
  • Beste Internationale Literaturverfilmung
FBW 2009
  • Prädikat: besonders wertvoll