Du und icke und Berlin

DDR 1977 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Das ist Berlin“ lautet der Titel eines Bildbandes, in dem der aus Mühlhausen stammende Bauarbeiter Dieter Körber im Zug in die Hauptstadt blättert. Was den ungenannten, recht übertrieben berlinernden Off-Kommentator zur launigen Bemerkung herausfordert: „Berlin is ja nich – Berlin jeschieht, rund um die Uhr“.

Auf dem Weg ins Arbeiterwohnheim Siegfriedstraße verläuft sich der Thüringer in der Metropole, bis er von der knapp elfjährigen Ulrike, die mit ihrem Klassenkameraden Mathias (Bernd Meyer) unterwegs ist, an die Hand genommen wird in Ermangelung einer Taxe. Die nur Rieke genannte Tochter der zwar attraktiven, aber als „Kollegin Brigadier“ im VEB Narva Kombinat Berliner Glühlampenwerk beruflich stark geforderten alleinerziehenden Karin Busch vermisst einen richtigen Papa, der wie daheim bei Mathias die Familie komplettiert.

So bittet sie kurzerhand Dieter Körber darum, sich beim Elterngespräch anderntags in der Fichte-Oberschule gegenüber ihrer Bio- und Mathelehrerin Krüger (Barbara Adolph) als Vater auszugeben – zum dann nicht geringen Erstaunen Karins. Das sich noch steigert, als neben ihr im Friedrichstadtpalast eben dieser Fremde sitzt, nur im feinen Zwirn statt im – hier weißen – Blaumann und Schutzhelm. Ulrike hat wieder zugeschlagen, wofür ihr Opa Karl Krone, Karins verwitweter Vater, vollstes Verständnis hat: „Wer keinen Vater hat, organisiert sich einen.“

Dabei sind weder Karin, die sich bisher erfolgreich gegen die Avancen ihres Kollegen Ingo Meißner (Jürgen Zartmann) zur Wehr gesetzt hat, noch Dieter Körber auf neue Eroberungen aus. Letzterer ist überhaupt erst nach Berlin gekommen, um sich von seiner Verlobten Ilona Keiling (Evelyn Opoczynski) zu trennen, die ihn zur Übernahme des elterlichen Friseursalons verpflichten will. Andererseits könnte er sich ein Leben als Riekes Papa durchaus vorstellen. Bleibt aber als gebranntes Kind, das inzwischen bei seiner Tante Irma Bause untergekommen ist, vorsichtig und schickt seinen kurzzeitigen Zimmergenossen Harald Pfitzner vor, um bei Karin die Lage zu sondieren.

Der Hallodri, welcher in seinem schon längeren Leben offenbar nichts hat anbrennen lassen, hält die in jeder Hinsicht offenherzige Edeltraud Kühn (Elvira Schuster), eine neue Kollegin in der Brigade Karins, die deren Waschmaschine benutzen darf, für die Wohnungsbesitzerin. Anderntags erstattet er Körber pflichtschuldig Bericht: „Habe die Festung im Sturm genommen!“ Was eine ganze Spirale von Verwechslungen und Missverständnissen auslöst, die sich immer schneller dreht nach Ilonas Ankunft in Berlin und einer Spree-Tour Karins mit Ingo Meißner…

„Du und icke und Berlin“, erstausgestrahlt an Heiligabend 1978 im Fernsehen der DDR, ist eine einzige Liebeserklärung an die lebendige, weltoffene Hauptstadt eines realsozialistischen Staates, der seinen zukunftsfrohen Bürgern alle Freiräume zur Entfaltung ermöglicht. Zur flotten Musik von Karl Schinsky rückt Wolfgang Pietschs Kamera alle touristischen Highlights rund um den Fernsehturm am Alex ins rechte Bild – mit Ausnahme des Brandenburger Tores und des Antifaschistischen Schutzwalls versteht sich.

„Berlin – wie ham wir dir verändert. Und in welchem Tempo!“ schwärmt der Erzähler. Optimismus pur: Es wird vor allem in die Höhe gebaut, aber auch manches Altes restauriert von Arbeitern, die aus der ganzen Republik in die Hauptstadt gekommen sind, aus der Lausitz (Manfred Müller), aus Rostock (Bodo Schmidt) oder dem Erzgebirge (Harald Popig). Wenn einmal ein Tourist am Ostbahnhof (Wolfram Handel) behauptet, bestohlen worden zu sein, trägt ihm eine Reichsbahnerin (Bertl Haller) den am Schalter liegengelassenen Zehn-Mark-Schein nach. Am Ende bekommt jeder Topf seinen Deckel, wie es sich für einen „heiteren Fernsehfilm“ gehört: Dieter komplettiert die Busch-Familie, Harald rudert Edeltraud über den Müggelsee, Ingo heiratet Helga Hornig (Manuela Marx) und Opa Krone findet sich immer häufiger in Tante Irmas Kneipe „Blauer Bengel“ ein…

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
85 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 24.12.1978, DDR-TV

Titel

  • Originaltitel (DD) Du und icke und Berlin

Fassungen

Original

Länge:
85 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 24.12.1978, DDR-TV