Die Zukunft ist ein einsamer Ort

Deutschland 2020/2021 Spielfilm

Inhalt

Frank, ein bisher unbescholtener Bürger, überfällt ohne ersichtlichen Grund einen Geldtransporter und lässt sich anschließend widerstandslos verhaften. Im Gefängnis lernt er den skrupellosen Gangster Fuad kennen, hochrangiges Mitglied eines libanesischen Clans. Bald gerät Frank zwischen die Fronten der rivalisierenden Gruppen deutscher und arabischstämmiger Häftlinge, die hinter Gittern Drogengeschäfte abwickeln. Zugleich baut er ein Vertrauensverhältnis zu der Wärterin Susanna auf, nicht ahnend, dass sie eine heimliche Affäre mit Fuad hat. Allerdings hat auch Frank ein Geheimnis, welches auch der Grund für seinen Überfall und seine freimütige Festnahme ist: Er sinnt auf Rache, denn Fuad trägt die Schuld am Tod seiner Familie.

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Heinz17herne
Heinz17herne
Frank Paulsen fingiert eine Autopanne. Ein Geldtransporter stoppt, der Beifahrer steigt aus. Entgegen allen Regeln. Denn er ist mit Franks Schwester Katja verheiratet und wäre nicht im Traum darauf gekommen, von seinem Schwager überfallen zu werden. Er hat sich nicht getäuscht, obwohl Frank wenig später eine fünfjährige Haftstrafe in Zelle 219 des 3. Aufgangs einer Kölner Justizvollzugsanstalt absitzen muss: Der Überfall diente dem bisher völlig Unbescholtenen allein dazu, in den Knast zu kommen, weshalb sich Frank auch noch am Tatort widerstandslos verhaften ließ.

Der untröstliche Witwer verfolgt einen minutiös vorbereiteten Racheplan gegen einen Raser, der mit seinem SUV-Panzer seine Frau Maren und den gemeinsamen Sohn Jonas in einen für sie tödlichen Verkehrsunfall verwickelt hat und danach Fahrerflucht beging. Beim Unfallverursacher handelt es sich um den Libanesen Fuad, den Boss einer arabisch-muslimischen Gang hinter Gefängnismauern, der bereits mehr Jahre hinter Gittern zugebracht hat als in Freiheit.

Schon beim ersten Hofgang erfährt Frank schmerzhaft, dass er auf sich allein gestellt keine Überlebenschance hat: Ihm ist das Foto seiner glücklichen Familie, an die er sich in seiner Einzelzelle immer wieder zurückerinnert, heilig. Nach einer inszenierten Schlägerei im Zellengang sind nur noch Fetzen davon übriggeblieben. Frank will sich einerseits an Fuad heranmachen, andererseits darf er es sich mit dessen deutschem Gegenspieler Walter und seiner Gang nicht verscherzen.

Für drei Euro am Tag verdingt Frank sich in der Gefängnisküche und bekommt einiges mit von Fuads Drogengeschäften. Als er mit seinem Wissen hausieren geht, warnt ihn die Wärterin Susanna, die aus den Akten von seiner Familientragödie weiß und ihm Tesafilm zur Wiederherstellung des Familienfotos in die Zelle bringt. Aber nicht ahnt, dass Fuad, mit dem sie ein Verhältnis hat, der Fahrer besagter Todesmaschine gewesen ist. Wie Frank nicht wissen kann, dass die so empathische wie sympathische Susanna von Fuad schwanger ist und für ihn lukrative Botengänge unternimmt.

Nach einem missglückten Mordanschlag auf Fuad im Gebetsraum für Moslems, den Walter offenbar verraten hat, um die Win-Win-Situation eines austarierten Banden-Gleichgewichts im Gefängnis nicht in Gefahr zu bringen, eskaliert die Gewalt. Und bringt die von ihrem korrupten Kollegen Strauss bedrängte Susanna in Gefahr. Sie beschließt, mit dem Vater ihres noch ungeborenen Kindes zu flüchten – und ihre neue Liebe Frank mit in die Freiheit zu nehmen.

Der Coup gelingt dank kaltem Blut und reichlich Chuzpe – weil beide Gegenspieler ihr Geheimnis vor Susanna wahren. Fuad holt eine bei seinem Vater versteckte Tasche voller Geldscheinbündel, bevor das Trio in einer versteckt gelegenen Waldhütte untertaucht. Frank hat seinen Racheplan nicht aufgegeben und schaufelt bereits im Unterholz ein Grab aus, als Susanna in einem Nebenraum Material wie Fotos und alte Zeitungsartikel findet, das auf eine Verbindung „ihrer“ beiden Männer schließen lässt…

„Die Zukunft ist ein einsamer Ort“, bei der Uraufführung im Juni 2021 in Shanghai, der Deutschen Erstaufführung am 17. Oktober 2021 beim Filmfest Köln und weiteren Festivalteilnahmen vom Publikum als rares deutsches Genrekino gefeiert, ist ein spannendes Rachedrama im toxischen Gefängnismilieu. Bei dem sich das Filmemacher-Duo aus dem 1975 im peruanischen Lima geborenen Kölner Martin Hawie und der 1989 in der Domstadt geborenen Regiedebütantin Laura Harwath keine Schwarzweißmalerei leistet: Gut und Böse sind für sie keine Kategorien. Selbst Fuad ist in der Unfallsituation ein Getriebener, was Frank allerdings nicht weiß: auf der Rückbank liegt sein im Bandenkrieg schwer verletzter älterer Bruder Jamil, den er schnellstmöglich in die nächste Klinik fahren muss.

Die vom hier nicht gespoilerten doppelt-archaischen Finale aus gesehen höchst wagemutige Ko-Produktion des ZDF im Rahmen seiner Reihe „Das kleine Fernsehspiel“ kommt am 18. August 2022 in unsere Kinos mit einem ungewohnten Lucas Gregorowicz: der 1976 in London geborene, in Bochum aufgewachsene und an der dortigen Westfälischen Schauspielschule ausgebildete vielbeschäftigte Leinwand- und TV-Star liefert eine bemerkenswerte Charakterstudie in melancholischen Moll-Tönen. Die Schwermut des gebrochenen Helden wird durch Mathias Prauses Sepiafarben noch verstärkt.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 18.02.2020 - 08.07.2020
Länge:
102 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 18.08.2022, 233183, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (CN): Juni 2021, Shanghai, IFF;
Erstaufführung (DE): 27.10.2021, Köln, Film Festival Cologne;
Kinostart (DE): 18.08.2022

Titel

  • Originaltitel (DE) Die Zukunft ist ein einsamer Ort
  • Weiterer Titel Future is a Lonely Place

Fassungen

Original

Länge:
102 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
Farbe, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 18.08.2022, 233183, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (CN): Juni 2021, Shanghai, IFF;
Erstaufführung (DE): 27.10.2021, Köln, Film Festival Cologne;
Kinostart (DE): 18.08.2022

Auszeichnungen

Rome Independent Film Festival 2021
  • Lobende Erwähnung