Der Fensterstecher

DDR 1976 TV-Spielfilm

Kommentare

Sie haben diesen Film gesehen? Dann freuen wir uns auf Ihren Beitrag!

Heinz17herne
Heinz17herne
Nachts in einem Außenbezirk Leipzigs. Ein Mann stellt sein Fahrrad an einem Jägerzaun ab und steigt durch ein Fenster in eine Wohnung ein. Offenbar ein Profi: erst sticht er in die Scheibe ein kleines Loch, dann klebt er sie mit Band ab, um sie geräuschlos eindrücken zu können. Doch im Schlafzimmer wacht eine junge, allein lebende Frau, es ist die Chemie-Laborantin Sabine Kroll (Uta Schorn), auf und ruft um vier Uhr in der Früh‘ die Polizei.

Oberleutnant Jürgen Hübner (Jürgen Frohriep) muss sich vor dem Genossen Hauptmann Bechler (Rudolf Donath) rechtfertigen, ist dies doch der bisher zwölfte unaufgeklärte Einbruch nach dem gleichen Muster vorzugsweise in Ein- und Zweifamilienhäuser der Messestadt. Mit einer Ausnahme, dem Spirituosen- und Tabakwarengeschäft von Herrn Mischalla (Rudolf Seiß). „Was machen wir falsch?“ fragt Leutnant Vera Arndt (Sigrid Göhler) ihren Kollegen Hübner.

Sabines Nachbarin Könnern (Gisela Morgen) gibt an, in der Nacht einen lauten Streit gehört zu haben. Es braucht eine Weile, bis Frau Kroll eine Beziehung zu ihrem Laborleiter Elmar Lange (Friedhelm Eberle) eingesteht, der aber noch vor Mitternacht ihre Wohnung verlassen haben soll. Zumal sie auch mit Olaf Kähler (Hans-Joachim Leschnitz) näher befreundet ist, der gerade ihren Badewannen-Boiler repariert hat und eifersüchtig reagiert, als Sabine auf dem Rummel in Erlenbach den Würstchenbrater Herbert Lohmann (Michael Gwisdek) kennengelernt hat. Einen charmanten Frauenversteher, der sicherlich schon bessere Zeiten erlebt hat, Sabine aber sogleich zu einem Auto-Ausflug in die idyllische „Waldschänke“ einlädt.

Kriminalmeister Lutz Subras (Alfred Rückert) wird zu Frau Kuntze (Friederike Aust) gerufen, nachdem deren Sohn einen Einbrecher in der Wohnung entdeckt hat. Wie sich erst sehr viel später herausstellt, ein ärgerlicher Fehlalarm: die Reisebüro-Angestellte hatte während der Nachtschicht ihres als Mitropa-Kellner arbeitenden Gatten einen Liebhaber zu Gast, was ihr Sohn natürlich nicht wissen durfte.

Wesentlich vielversprechender ein 110-Notruf der resoluten Witwe Sidonie Berlepsch (Lieselott Baumgarten) aus Ruppenwalde, die durch ihre Katze Pepi geweckt wurde und den flüchtigen Einbrecher mit dem Rollo des Küchenfensters dingfest machen konnte. Freilich nur für kurze Zeit: Als der Wachtmeister (Emil Lang) eintrifft, hat sich der Mann befreien können. Doch mit einem ziemlich genauen Phantombild kommt die Polizei dem Täter auf die Spur, der bei einem weiteren Einbruch in das Landwarenhaus neben dem Erlenbacher Rummelplatz zwar 80.000 Mark aus dem Kühlschrank erbeutet hat, sich aber auch über eine Wurst hergemacht und eindeutige Bissspuren hinterlassen hat. Die, wie ein K-Techniker (Siegfried Pappelbaum) erläutert, genauso individuell zuzuordnen sind wie Zahnabdrücke.

„Auf den wäre nicht ‘mal meine Großmutter hereingefallen“ kommentiert eine konsternierte Sabine Kroll die Festnahme des Täters, bevor sie den Kriminalisten noch wertvolle Hinweise auf das in einem Waldstück gelegene Versteck der Beute geben kann. Die vielumschwärmte Laborantin hat stets auf ihre Freiheit gepocht und die darob enttäuschten Männer auf Distanz gehalten. Nun glaubte sie endlich den Richtigen für eine feste Beziehung gefunden zu haben…

„Der Fensterstecher“ von Gerhard Stübe (Szenarium) und Hans Knötzsch (Buch und Regie), gedreht vom 13. Januar bis 8. Februar 1976 in Leipzig, Oschatz, Radebeul (Rummelplatz und HO Kaufhalle) und Moritzburg („Waldschänke“), ist als 61-minütige „Polizeiruf 110“-Folge (PL Rolf Siebenhörl) am 30. Mai 1976 vom Fernsehen der DDR erstausgestrahlt worden. Zum Cast gehört mit Rudolf Seiß (Dresden 1910 bis 1982) in der kleinen Episodenrolle des Trafikanten Mischalla ein bekannter Theaterschauspieler, der in den 1950er Jahren in Karl-Marx-Stadt engagiert war, bevor er zu Beginn der 1960er Jahre ans Berliner Ensemble in die Hauptstadt wechselte.

Pitt Herrmann