Besser Spät als Nie

Deutschland 2014/2015 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Sommer 1989, junges Glück im Baggersee. Die hochschwangere Catrin im Wasser auf dem Arm ihres Mannes Frank Hofmann, auf Super-8-Film gebannt von ihren ebenfalls miteinander liierten Freunden Verena und Jens Wagner. Ein Vierteljahrhundert später kommen den Betrachtern die wackligen Bilder reichlich vergilbt vor. Wie die Beziehung der beiden einst so zukunftsfrohen Liebenden. Aus dem Wirtschaftsstudenten ist ein erfolgreicher Manager geworden, aus seiner Medizin-Kommilitonin eine zweifache Mutter: Tochter Annika ist flügge geworden und dabei, in Marburg an der Lahn ein Medizinstudium aufzunehmen. Ihr 16-jähriger Bruder Philipp steht zwei Jahre vor dem Abitur. Zwar lassen die äußeren Lebensbedingungen nichts zu wünschen übrig – von der Nobel-Villa mitten in Berlin bis zum VW Beetle Cabrio als Zweitwagen. Doch Catrin blättert auffällig häufig im Anatomie-Buch ihrer Tochter, kramt in verstaubten Umzugskisten nach ihren alten Studienunterlagen – und ist aufgeregt wie ein junges Mädchen, als sie Annika samt Omas Kommode von der Spree an die Lahn kutschiert. Denn an der Philipps-Universität hat auch sie studiert, drei Semester lang. Bis familiäre Pflichten sie ihre beruflichen Ambitionen hintanstellen ließen. Was dem Gatten Frank gut bekommen ist: er soll Geschäftsführer werden. Dabei legt er schon jetzt selbst beim gemeinsamen Abendessen das Handy nicht aus der Hand.

In Marburg wird Catrin gleich von Tim (Daniel Fritz), WG-Mitbewohner ihrer Tochter, zum abendlichen Unifest eingeladen und die attraktive Mittvierzigerin stellt zur eigenen Verwunderung fest: „Hier hat sich nichts verändert“. Sie könnte, so die Auskunft der Hochschulverwaltung, gleich wieder ins vierte vorklinische Semester einsteigen – und bei Erfolg das Physikum ablegen. Kurz entschlossen bewirbt sie sich noch aus dem Hotelzimmer per Laptop in Berlin und Marburg. Und zieht, als nur die Philipps-Universität zusagt, in die WG zu Tim, dem flippigen Neurobiologie-Studenten Ben (Björn Meyer) und ihrer darob entsetzten, weil sich unter Beobachtung fühlenden Tochter Annika. „Ich hab‘ dir den Rücken freigehalten, jetzt bin ich ‘mal dran“: Eine Wohnung kann Catrin in Marburg nicht mieten, weil Frank sich bei ihrer Entscheidung übergangen fühlt und seiner Gattin eine Bürgschaft für den Makler verweigert.

Was zum einen daran liegt, dass er ihren Aufbruch als Kampfansage missversteht: Freund Jens hat sich gerade von Verena getrennt und sich nicht nur eine neue Segelyacht zugelegt, sondern auch eine 28-jährige Fitnesstrainerin. Nun befürchtet Frank Gleiches bei Catrin, für die das Studium nicht nur eine intellektuelle Herausforderung, sondern geradezu ein Jungbrunnen ist: WG-Mitbewohner Tim macht ihr eindeutige Avancen. Zum anderen muss er sich nun alleinerziehend um Philipp kümmern, und der ist gerade in der Schule mit Drogen erwischt worden und unternimmt auch sonst alles, um seinen Vater auf die Palme zu bringen.

Die Sache eskaliert, als Frank unangemeldet in Marburg auftaucht und Catrin leichtbekleidet aus Tims Bude stürmt. Was auch Annika mitbekommen hat, die sofort alle Schotten dichtmacht. Catrin verdient in der Bar, in der auch Tim jobbt, nun eigenes Geld, sodass sie sich – nicht ganz realistisch bei den Immobilienpreisen der traditionsreichen Universitätsstadt – eigene vier Wände mieten kann.

Erst als Philipp nach einem Unfall Verena Wagners unter Alkoholeinfluss schwer verletzt im Krankenhaus liegt, kommen die Eheleute Hofmann zu der Erkenntnis: „20 Jahre Ehe wirft man nicht weg.“ Zumal sie – als Eltern – noch manche weitere Kröten zu schlucken haben, darunter die nicht folgenlos gebliebene Liebesbeziehung zwischen Tochter Annika und Catrins smartem 38-jährigen Medizin-Dozenten Niklas von Knyphausen (Patrick Heyn) und Annikas Entscheidung, lieber in Berlin Kunst studieren zu wollen. Am Ende geht’s ruckzuck zum zuckrigen Happy End, schließlich muss die am 8. Mai 2015 in der ARD erstausgestrahlte TV-Komödie nach neunzig Minuten beendet sein. Eine Ehekrise als Chance: Autor Stefan Kuhlmann und Regisseur Christoph Schnee haben mit „Besser spät als nie“ zwar keine klischeefreie, aber doch mit viel Liebe zum Detail eine höchst unterhaltsame Familienkomödie zur Prime-Time auf den Bildschirm gebracht, die mit überkommenen Rollenklischees aufräumt. Dass der Patriarch am Ende seinen alten VW Campingbus dem hochdotierten Geschäftsführer-Posten vorzieht, bleibt freilich für mittlere bis untere Gehaltsklassen ein utopisches Märchen.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Continuity

Drehbuch

Steadicam

Standfotos

Kamera-Bühne

Szenenbild

Außenrequisite

Kostüme

Schnitt

Ton-Assistenz

Casting

Darsteller

Redaktion

Herstellungsleitung

Produktionsleitung

Post-Production

Länge:
90 min
Format:
DCP, 16:9
Bild/Ton:
Farbe, Stereo
Aufführung:

Uraufführung (DE): 08.05.2015, ARD

Titel

  • Originaltitel (DE) Besser Spät als Nie

Fassungen

Original

Länge:
90 min
Format:
DCP, 16:9
Bild/Ton:
Farbe, Stereo
Aufführung:

Uraufführung (DE): 08.05.2015, ARD