Ach du meine Liebe

DDR 1984 TV-Film

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Heinz17herne
Heinz17herne
Hilde Korf weckt ihren Eddi liebevoll: Sie hat ihm bereits die Hose gebügelt, den Frühstückstisch gedeckt und Stullen für den Tag geschmiert. Als Eddi mit der Aktentasche aufs Fahrrad steigt, fährt er nicht zur Schule. Denn Detlef Korf ist bereits über 30 Jahre alt und Angestellter bei der Staatlichen Versicherung der DDR. Ledig noch immer, und jede Nacht brav daheim, aber mit fester Freundin: Katrin Kurz trifft er allerdings lieber auf neutralem Boden, etwa auf dem Alexanderplatz, als sie seiner liebevoll-fürsorglichen, aber auch allzu dominanten Mutter vorzustellen. Und auch wenn Katrin tolle Karten für den Abend hat, geht Mutter Hilde vor: am Geburtstag ihrer Schwester, Tante Martha, hat der Junge zu erscheinen. Der so adrett aussehende Detlev hat durchaus einen Schlag bei den Frauen, die er als Außendienstler regelmäßig besucht. Weil er, Typ Schwiegermutters Liebling, immer nett und freundlich ist und zudem ein Herz für säumige Zahler hat. Was seinem Chef Greiner-Appel ganz unsozialistisch sauer aufstößt: Detlev ist zu gut für seinen Job – und das ist gar nicht gut für die Bilanz auch eines volkseigenen Betriebes. Frau Bolz etwa ist so ein Fall: eine junge Frau mit kleinem Kind - „und kein Mann, der uns stört“. Da kann es schon 'mal zum Verzug beim Markenkleben ins Versicherungsheft kommen.

Am Neptunbrunnen unterm Berliner Fernsehturm, Detlev ist mit Katrin verabredet, die seine Mutter nun doch endlich kennenlernen soll, lernt er mit Stoff einen Charmeur der alten Schule kennen, der über Zeitungsannoncen eine Frau nach der anderen vernascht – und der der einen oder anderen vielleicht auch die Ehe verspricht. Er engagiert den Wartenden kurzerhand, seine Rose als Erkennungszeichen zu übernehmen, damit er aus sicherer Entfernung seine Verabredung begutachten kann. Was richtig danebengeht – handelt es sich beim Gegenstück mit Rose doch um besagte Frau Bolz, und die ist für solche Spielchen ihres Versicherungsvertreters nicht zu haben.

Einmal auf den Geschmack gekommen und von Stoff ordentlich mit hochprozentigem Stoff versorgt, Detlev hat seit seinem 16. Lebensjahr keinen Tropfen Alkohol angerührt, gibt auch er eine Bekanntschaftsanzeige in den Berliner Zeitungen auf. Dieser, so der Profi, „Mittler zwischen gemeinsamen Interessen“ verhilft Detlev, dem „liebevollen Mittdreißiger“, der „nach schwerer Enttäuschung“ eine „liebevolle Partnerin oder Gefährtin“ sucht, zu einem halben Dutzend Antworten. Die er sämtlich abzuarbeiten gewillt ist, nachdem seine Mutter mit frei erfundenen Horrorgeschichten seine Freundin Katrin in die Flucht getrieben hat.

Beim ersten Rendezvous in den Spittelkolonnaden an der Leipziger Straße trifft er mit der verwitweten Karin Siekert auf eine mütterlich-überfürsorgliche Frau, die ihn stark an die eigene Mutter erinnert: daheim zieht sie ihm als erstes Pantoffeln über und kleidet ihn mit den kaum getragenen Klamotten des Verstorbenen ganz neu ein. Karin will nicht länger allein sein, ist eine gute Köchin – und will endlich nicht länger nur mit einem Stoffteddy im Ehebett schmusen. Detlev ist also gefordert – und steht seinen Mann in der ersten Nacht außerhalb der eigenen vier Wände. Die freilich in den armen der flotten, äußerst attraktiven Friseursalon-Chefin Ute Schöbel stattfindet, mit der er sich am Denkmal des Alten Fritz Unter den Linden verabredet hatte: Ute hat nach der Scheidung von ihrem Gatten und Berufskollegen Nachholbedarf und geht 'ran wie Blücher - nach Möglichkeit rund um die Uhr. Nicht weniger attraktiv und liebebedürftig, dazu noch intellektuell ist Detlevs dritte Eroberung, die er an der Schinkel-Schale vor dem Alten Museum trifft: die Kulturredakteurin Norma Goldbach (Martina Wilke) will sich aus ihrer jahrelangen Beziehung mit ihrem verheirateten Chef Zeh befreien und ist überdies froh, sich mit einem „unbeschriebenen Blatt“ austauschen zu können, der nicht vom Fach ist. Und bei der Premierenparty am Deutschen Theater frisch von der Leber weg dem Darsteller-Quartett (Gertrud Kreißig, Gerd Funk, Johannes Knittel und Thomas Just) die Meinung geigt. Was auch diese als geradezu herzerfrischend wahrnehmen.

Als ihn sein Kunde, der Kleingartenvorstand Welz (Willi Neuenhahn), zur Vollversammlung einlädt, schlägt Detlevs große Stunde – beruflich: Er redet den Mitgliedern ins Gewissen und macht 94 Abschlüsse. Was seinen Chef Greiner-Appel, der nach zwölf Jahren in die Zentrale aufsteigt, dazu veranlasst, ihn zu seinem Nachfolger zu küren. Nun ist auch Mutter Hilde, die anfänglich eifersüchtig war, dass ihr Eddi immer häufiger in fremden Betten keinen Schlaf findet, stolz und zufrieden. Zumal Detlev nun, von Ute Schöbel versorgt, motorisiert ist: zunächst mit einem Wartburg, dann sogar mit einem Volvo. Handwerk hat offenbar auch im Sozialismus goldenen Boden. Mit der erst 19-jährigen Studentin Andrea Prinz, die er regelmäßig im Tierpark Friedrichsfelde trifft, entwickelt sich dagegen eine eher väterliche Freundschaft. Lebensberater statt Lover: durch wörtlich zu nehmende einschneidende Veränderungen im äußeren Erscheinungsbild verhilft Detlev ihr zu neuem Selbstbewusstsein. Sodass Andrea endlich auch wieder ihrer dominanten Mutter unter die Augen treten kann – mit allseits überraschendem Ausgang. Analog zur Entwicklung seiner Beziehung zur Journalistin: Normas beste, „Schwester“ genannte Freundin, die Pressefotografin Kerstin Busse, zeigt großes Interesse daran, Detlev näher kennenzulernen...

Der von der Babelsberger Defa (PL Volkmar Leweck) für das Fernsehen der DDR produzierte Liebesreigen ist großartig besetzt, allen voran wird Jaecki Schwarz von Otto Hanischs Kamera ins rechte Licht gerückt in seiner Entwicklung vom Muttersöhnchen zum selbstbewussten Womanizer.
„Ach du meine Liebe“ ist eine turbulente, erstaunlich leichtfüßige, ja bisweilen gar augenzwinkernd frivole Komödie eines stillen Wassers, das plötzlich heftig zu sprudeln beginnt und allseits als Heilwasser wirkt, für sich selbst und all' seine Frauen. Katrin, Norma und Ute zieht es zu neuen oder erneuerten alten Ufern, Kerstin wollte ohnehin nur ihren Bodo (Wolfgang Kühne) eifersüchtig machen, das halb so alte Model Puls (Marietta Anday) hat Herrn Schübel bald gelangweilt und Karin, die sich mit Detlevs Hilfe ihren verwitweten Nachbarn Reinhard Hornbach (Eberhard Wintzen) vom Leib hielt, kann sich nun ganz Maxi (Wolfgang Ostberg) widmen, der es leid ist, bei Mutti zu versauern. Vor dem Roten Rathaus wartet Stoff auf ein neues Opfer. Aber weil auch Detlev die populäre TV-Zeitschrift „FF dabei“ in der Hand hält, wird er von der jungen Frau (Marie Gruber) angesprochen...

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Kamera

Darsteller

Alle Credits

Drehbuch

Kamera

Darsteller

Länge:
86 min
Bild/Ton:
Farbe
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 09.12.1984, DDR1

Titel

  • Originaltitel (DD) Ach du meine Liebe

Fassungen

Original

Länge:
86 min
Bild/Ton:
Farbe
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 09.12.1984, DDR1