Summary
Family man Andreas Brandt earns enough as a department head of a pharmaceutical company to face the future with wife Monika and daughter Eva calmly. But a merger puts his position in jeopardy. By chance, Brandt observes Larssen, the man in charge of the merger, as he rapes the secretary Vanessa. But instead of helping her, Brandt takes a file previously stolen from Larssen that contains incriminating material against Larssen. Brandt wants to blackmail him to keep his job, but Larssen manages to pass the buck to Brandt: Larssen claims to Monika that her husband is having an affair with Vanessa. Eva wants to confront Vanessa and is confronted with the truth about what happened. Completely horrified by Larssen's and her father's behaviour, she decides to take revenge.
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Dominik Grafs „Bittere Unschuld“, eine stets hochspannende Mischung aus melodramatischer Familiengeschichte und thrillerhaftem Wirtschaftskrimi, beginnt mit dem Finale – und damit mit dem Höhepunkt, der dennoch für das Ende gut achtzig Minuten später ausreichend Überraschungspotential bereithält.
Eva (Mareike Lindenmeyer) ist das Mädchen aus der Eingangsszene – und die Unschuldige, auf die der Filmtitel Bezug nimmt. Die gutbehütete Tochter von Andreas Brandt, Abteilungsleiter in der Forschungsabteilung des Augsburger Pharmakonzerns fdt, und seiner Gattin Monica, welche alle künstlerischen Ambitionen nach der Hochzeit zugunsten der Familie aufgegeben hat, schmust noch allerliebst mit ihrem weißen Kaninchen. Aber es wird in nicht allzu weiter Ferne der Tag kommen, an dem der Teenager nur noch Augen für zweibeinige Wesen haben wird.
Dr. Robert Larssen, Brandts Vorgänger im Amt, sorgt für mächtig Wirbel im Unternehmen, das an einen ausländischen Konkurrenten verkauft werden soll. Bei der Fusion geht es um Arbeitsplätze, nicht zuletzt auch um die in der Forschungsabteilung, welche ohnehin schon mächtig unter Erfolgsdruck steht. Der skrupellose Karrierist Larssen hat die Aufgabe, die einzelnen Firmenbereiche auf den Prüfstand zu stellen und Effizienz-Noten zu verteilen. Da kommt es Brandt sehr gelegen, als er am Rande einer sehr alkoholträchtigen Firmenfete Zeuge wird, wie der neue Liebling der Firmenleitung versucht, alte Laborunterlagen zu vernichten.
Während Larssen ein Mädchen, das als Aushilfe zur Bedienung angeheuert worden ist und sich im Laborkeller gerade eine „Linie“ zieht, um den Stress bewältigen zu können, brutal vergewaltigt und sich als Super-Macho dabei auch noch großartig findet, nutzt Brandt, der zufällig Zeuge des Verbrechens wird, die Gelegenheit, alle Unterlagen des H 17-Projektes an sich zu nehmen: In der Forschungsreihe unter Larssens Leitung hat es vor Jahren eine ganze Reihe von Todesfällen gegeben, die sämtlich vertuscht worden sind. Nun hofft Brandt, genug Material in der Hand zu haben, um seinen Posten bei fdt auch unter den neuen Eigentümern sicher zu haben. Und mehr noch: er geht bei Larssen in die Offensive, um weiteres Geld für offenbar aussichtslose Forschungsvorhaben zu erpressen.
Vanessa Grüger, das vergewaltigte Mädchen, arbeitet als Parfümerieverkäuferin in einem Kaufhaus. Sie nimmt heimlich Kontakt zu Andreas Brandt auf, damit er die Identität des Vergewaltigers preisgibt. Zunächst kann er sie hinhalten und mit nicht unerheblich Geldbeträgen beruhigen. Die Sache eskaliert, als Monica von der Kontaktaufnahme erfährt und, sogleich die eifersüchtige Gattin herauskehrend, einen Seitensprung vermutet. Weshalb sie sich nur allzu willig in die Arme des charmanten Larssen fallen lässt, der zur Gegenoffensive angetreten ist und kein noch so perfides Mittel scheut, um an die H 17-Unterlagen zu kommen – und sei es mit Hilfe der frustrierten Ehefrau.
Eva, die eigentlich ganz andere Probleme plagen, etwa ihr Aussehen im Vergleich zu potentiellen Konkurrentinnen um das jungmännliche Objekt ihrer noch ganz zarten Begierde, bleiben die elterlichen Streitereien natürlich nicht verborgen. Sie hat mitbekommen, dass ihre Mutter mit dem härtesten Widersacher ihres Vaters ein Verhältnis begonnen hat – und geht nun dem Vorwurf nach, ihr Vater treffe sich heimlich mit einer Neunzehnjährigen. Mutig stellt sie Vanessa im Kaufhaus zur Rede, woraus sich eine sehr innige, zeitweise gar intime Freundschaft zwischen den beiden jungen Frauen entwickelt. Eva erfährt die entsetzliche Wahrheit auch über die Untätigkeit ihres Vaters bei der Vergewaltigung Vanessas – und setzt dennoch alles daran, ihre Eltern wieder zu versöhnen, indem sie das Problem der H 17-Akten aus der Welt (und in ihren Kaninchenstall) schafft.
Jetzt hat Vanessa alle Trümpfe in der Hand, um ihrerseits Larssen zu erpressen. Der bei dieser verzwickten Gemengelage völlig die Übersicht verliert: nachdem er bei Brandt alles auf den Kopf gestellt hat, um an die Unterlagen zu kommen, versucht er es bei Vanessa – was so gut wie in eine neue Vergewaltigung mündet. Die bisher so mutige, so starke, über sich hinaus gewachsene Eva findet die darob völlig traumatisierte Freundin schwer verletzt und gefesselt in ihrer Wohnung vor – und ist nun selbst hilflos und überfordert. Was tun? Sie entschließt sich, im Auto ihrer Mutter zum finalen Showdown in Larssens Villa fahren - samt der Forschungsunterlagen...
Das überraschende und trotz des Knalleffektes auch erlösend-versöhnliche Finale dieses in vieler Hinsicht, so vor allem auch in seiner hervorragenden Besetzung, ungewöhnlichen Films wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten, nur soviel: ganz so bitter wie der Filmtitel verheißt wird es für die „Unschuld“ nicht, im Gegenteil. „Bittere Unschuld“ fügt sich mit „Deine besten Jahre“ und „Kalter Frühling“ zu einer Reihe von Gesellschaftsdramen, in denen Dominik Graf das nur äußerlich intakte Großbürgertum und seine Obsessionen unter die Lupe genommen hat, durchaus angelehnt an den Stil Claude Chabrols.
Pitt Herrmann