XXII. cinefest - Internationales Festival des deutschen Film-Erbes widmet sich ab Freitag Literaten und ihrem Verhältnis zum Film

Unter dem Motto "Zwischen Schreibmaschine und Filmkamera - Literaten und ihr Verhältnis zum Film" findet von 14. bis 23. November im Kommunalen Kino Metropolis in Hamburg das XXII. cinefest - Internationales Festival des deutschen Film-Erbes statt.

 

Betrachtet man die literarische Szene der 1950er bis 1980er Jahre in West- und Ost-Deutschland, so ergibt sich ein erstaunlicher Unterschied: In der DDR arbeiteten viele führende Schriftsteller*innen auch selbst beim Film: Christa & Gerhard Wolf schrieben Drehbücher, Helga Schütz war u.a. Studentin an der Filmhochschule in Babelsberg, Jurek Beckers Welterfolg "Jakob der Lügner" begann als Drehbuch. Dagegen war für die meisten westdeutschen Autor*innen das Kino offensichtlich ein "noli me tangere" – abgesehen davon, wenn sie ihre Bücher für die Verfilmung durch andere freigaben.

Das cinefest 2025 wird den gesellschaftlichen Gründen und kulturellen Auswirkungen dieser Situation nachgehen. Dazu kommen ein paar Rückblicke zur Situation in vorherigen Epochen, z.B. dass der expressionistische Dichter Franz Richard Behrens als Erwin Gepard Drehbücher (1920 "Hamlet" mit Asta Nielsen) und Filmkritiken schrieb. Bei den Nazis unerwünschte Schriftsteller (Edlef Köppen) kamen in der Filmindustrie unter. Führende HJ-Filmer wie Alfred Weidenmann und Herbert Reinecker ("Junge Adler", 1943/44) konnten in der BRD unangefochten arbeiten ("Der Stern von Afrika", 1956/57; "Derrick").

In Vorbereitung auf Kongress und Festival fand vom 13. – 16. Mai 2025 ein internes Sichtungskolloquium im Zeughauskino (13.5.) Bundesarchiv, Standort Lichterfelde (14.-16.5.) statt.

Integraler Bestandteil des Festivals ist der 38. Internationale Filmhistorische Kongress. Er tagt vom 20. bis 22. November im Gästehaus der Universität Hamburg. Diskussionsforen zu aktuellen und archivalischen Themen begleiten das cinefest. 

Eröffnungsfilm ist Helmut Käutners "Frau Nach Mass" von 1939/1940 mit Leny Marenbach und Hans Söhnker, einer der Filme, die Erich Kästner trotz Schreibverbots realisieren konnte.

Im Rahmen der Eröffnung wird der Reinhold Schünzel-Preis an Robert Fischer (Filmhistoriker und Dokumentarfilmer, München) verliehen.

Katalog zum cinefest 2025
Zum cinefest wird wieder ein umfangreicher Katalog mit Kritiken und Materialien zu den Filmen und Themen des Festivals erscheinen.

Quelle und vollständiges Programm: www.cinefest.de