Summary
Employing footage material and re-enactments, the film reconstructs the last years of actor Heinrich George: Being one of the most renowned actors of the Weimar Republic, George became so popular that the Nazis wanted to keep him working, despite his numerous Jewish and left-leaning friends. Goebbles personally made sure that he could continue playing, yet in turn he demanded that George appeared in notorious propaganda productions like "Jud Süß" and "Kolberg". Thus deemed an artist supportive of the regime by the Soviets after the war, he was incarcerated in a prisoner camp in Sachsenhausen where he died from a famine edema in 1946.
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Wie den Jahrhundertschauspieler Heinrich George. Der nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nicht den Weg in die Emigration gesucht hat, sondern wie andere große Schauspieler, erinnert sei an Heinz Rühmann, seinen Frieden mit dem Nazi-Regime gemacht hat. Und mehr noch: wie Gustaf Gründgens und Wilhelm Furtwängler hat sich Heinrich George, protegiert vom Propagandaminister Joseph Goebbels, in die Rolle eines kulturpolitischen Aushängeschildes des „Tausendjährigen Reiches“ drängen lassen.
George, der in den 1920er Jahren als „König im Reich der Phantasie“ verehrt wurde, feierte Triumphe auf der Bühne, etwa in seiner Lieblingsrolle als „Götz von Berlichingen“, wie auf der Leinwand, in Fritz Langs „Metropolis“ oder als Franz Biberkopf in Döblins „Berlin Alexanderplatz“. Er war mit den Künstler-Größen der Weimarer Republik befreundet, besonders eng mit dem Maler Max Beckmann, dessen Porträt er an prominenter Stelle im Treppenhaus seiner Berliner Villa anbringen ließ. Und der ihn, am Abend der Machtergreifung Hitlers, vergeblich anflehte, mit ihm ins Ausland zu gehen. Heinrichs Antwort: „Das Exil ist keine Heimat.“
Joachim A. Langs großartig besetztes Dokudrama ist in erster Linie eine Hommage anlässlich des 75. Geburtstages des Schauspielers Götz George, dem sein Vater Heinrich den Vornamen offenbar nach seiner Lieblingsrolle verpasst hat. Götz und sein älterer Bruder Jan, ein eigenwilliger Charakterkopf, der auch im hohen Alter von Kompromissen oder gar familiärer Rücksichtnahme nichts wissen will, sehen sich, offenbar erstmals nach Jahrzehnten, im inzwischen stark veränderten Elternhaus um.
Ihre Erinnerungen und bis zur Schroffheit kontroversen Gespräche bilden den Rahmen für einen dokumentarfilmischen Dreisprung: Originalmaterial mit Heinrich George aus seinen Glanzzeiten auf den Brettern und vor der Kamera wird um nachgespielte Szenen ergänzt, während Zeitzeugen, überwiegend langjährige Weggefährten wie die Schauspieler Will Quadflieg und Robert „Bobby“ Müller, die Rolle des Kommentators übernehmen.
In der Erinnerung verklärt sich manches, dazu gehören das Weihnachtsfest am geschmückten Tannenbaum ebenso wie die auf Heinrich Georges respektablen Bauchumfang zugeschnittene Kellerbar. 1937 will Goebbels mit dem Schillertheater in Charlottenburg ein populäres Gegengewicht zu Görings Staatstheater am Gendarmenmarkt, das Gründgens leitet, schaffen – mit Heinrich George als Intendant. „Wir machen Theater, und das so gut wie möglich“ entgegnet George den zahllosen Skeptikern wie Paul Wegener und Helmut Maurer.
„Ich bin Schauspieler, kein Politiker“ ist ein Satz, den George beinahe mantrahaft dem sowjetischen General Bibler entgegnet, der ihn in Hohenschönhausen nach seiner Verstrickung mit dem Nazi-Regime befragt. Für die Zeit nach 1937 hat diese Aussage, so zutreffend sie auch sein mag für den Menschen Heinrich George, keine relativierende Kraft mehr: der Schauspieler George hat nicht nur in den üblen Propagandafilmen „Hitlerjunge Quex“ und „Jud Süß“ gespielt, sondern auch am Durchhalteepos „Kolberg“ an prominenter Stelle mitgewirkt. Er hat als Intendant zwar jüdischen Kollegen und jungen Linken im Schillertheater Schutz geboten, aber er war neben Gründgens und Furtwängler „das“ kulturelle Aushängeschild der Nazis nicht zuletzt in den besetzten Gebieten.
„George“ ist ein erstaunlich unspektakulärer, ruhiger, besonnener Film. Wofür allein die beiden Brüder Götz und Jan George stehen, die sich kaum einmal Sentimentalitäten gestatten, selbst dort nicht, wo ihr Vater am 25. September 1946 im Alter von nur 52 Jahren starb: im sowjetischen Lager Sachsenhausen, dem ehemaligen Konzentrationslager der Nazis, dass die Russen nach der Befreiung einfach weitergeführt haben. Joachim A. Lang thematisiert Zeitgeschichte durch die besondere, künstlerische, politische und menschliche Beziehung zwischen Sohn und Vater, wobei Götz im Alter von sechs Jahren in der zu Beginn des Films gezeigten Szene am Tor von Hohenschönhausen seinen Vater Heinrich zum letzten Mal gesehen hat. Die Verschränkung von Spiel und Wirklichkeit, visualisiert durch den fließenden Wechsel von Schwarzweiß- zu Farbmaterial, wird gebrochen durch einen klassischen Verfremdungseffekt, der zugleich offenbart, wie schwer es Götz George gefallen ist, in die Haut seines Vaters zu schlüpfen: Er wird ständig von einer Making-of-Kamera begleitet.
Das absolut leinwandtaugliche Dokudrama „George“ feierte am 2. Juni 2013 umjubelte (Vor-) Premiere im Babylon-Kino am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin noch vor der offiziellen Uraufführung in Ludwigshafen.
Pitt Herrmann