Angst essen Seele auf

BR Deutschland 1973/1974 Spielfilm

Summary

Fears Eats the Soul

Sixty-year-old Emmi has three grown children and works as a housekeeper to supplement her retirement check. She meets and falls in love with young Moroccan man named Ali. When they decide to marry, everything and everyone turns against them. Even Emmi′s own children want nothing more to do with their mother - until they find out about Ali′s impressive savings. But when the external pressure eases up, the pressure increases between Emmi and Ali, who ultimately feels drawn to another woman.

Source: German films Service & Marketing GmbH

 

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Wiederaufführung
Großes Kino über die Kleingeistigkeit
Ohne Schnörkel erzählt, facettenreich und kompromisslos in der Figurenzeichnung. Rainer Werner Fassbinder zeigt ein präzises Gespür für Milieu und Atmosphäre. Die Kamera gleitet durch Kneipen und Hausflure, das Licht ist manchmal brutal trist und dann wieder überraschend sinnlich.
Und aus heutiger Sicht bleibt die schreckliche Gewissheit, dass diese Geschichte über die Angst vor dem Fremden noch nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat.
Falk Schwarz
Das fragile private Glück
Ein Film, der uns da abholt, wo unsere Vorurteile sitzen. Eine ältere Frau (Brigitte Mira) lässt sich mit einem deutlich jüngeren Marokkaner ein. Sie heiratet ihn. Ihre Umwelt ist empört, ihre Kinder wenden sich von ihr ab, die Nachbarn schneiden sie. Sie ist mutig und steht es durch. Diese einfache Frau, die ihr Leben lang Putzfrau war, führt uns ohne alle Allüren vor, mit welcher Zutraulichkeit und Liebe sie noch ein wenig aus dem Leben herausholt. Sie setzt sich über alle Widerstände hinweg. Widerstände, die auch wir Zuschauer (leider) spüren. Fassbinders Art, seine Filme bewegungsarm, fast statisch anzulegen, verfehlt seine Wirkung nicht. Sie intensiviert sie. Fassbinder drängt uns seine Sicht der Welt nicht auf, sie entsteht durch die Bilder des Films in uns. Er führt uns in schäbige Kneipen, in abgewohnte Zimmer, in primitive Küchen, die wir sonst vermutlich nie betreten hätten. Der Film schafft es durch den lakonischen Erzählstil, dass diese anfängliche Skepsis in Achtung und Verständnis umschlägt für zwei Menschen, die ein bisschen Glück suchen. Die Niedertracht, die ihnen dabei begegnet, bringt der Gemüsehändler Angermayer (Walter Sedlmayr) perfide auf den Punkt: mit „so einer“, die sich mit einem Marokkaner einläßt, will er nichts mehr zu tun haben. Das lässt Fassbinder unkommentiert stehen. Dabei dreht Dietrich Lohmeyer kluge, kühle Bilder, ohne Kamerakunststücke (man könnte auch sagen: er gestaltet nicht, aber wie immer bei Fassbinder ist auch das gewollt). Auch wenn dieses Melodram sich am Ende noch einmal dreht und Ali sich einer anderen Frau zuwendet und damit die Fragilität von Beziehungen deutlich wird, so bleibt doch von diesem Film ein Gefühl von Bescheidenheit zurück, einer von innen getragenen Schlichtheit, die vor allem durch die Person von Brigitte Mira lebendig wird. Hier sind zwei, die am Rande unserer Gesellschaft leben, und versuchen, ihr privates Glück zu finden. Es sind die Zwischentöne, die diesen Film unvergeßlich machen.
8martin
Eine zärtliche Liebesgeschichte
Obwohl Fassbinder den Film schon 1974 gedreht hat, werden hier fast alle gängigen Vorurteile gegenüber Ausländern / Gastarbeitern abgearbeitet. Heute hört man das noch von rechtsextremen Volksgenossen oder Unbelehrbaren. R.W.F. hat sich dafür ein Extrembeispiel ausgesucht: die über 60-Jährige Putzfrau Emmi (großartig Brigitte Mira) heiratet den 20 Jahre jüngeren Marokkaner Ali (El Hedi ben Salem). Das regt die Nachbarn auf (u.a. Elma Karlowa), den Lebensmittelhändler (Walter Sedlmayr) an der Ecke und die eigenen erwachsenen Kinder z.B. Christa (†Irm Hermann). Die Arbeitskolleginnen schneiden sie und die Kneipenwirtin Barbara (Valentin) macht Ali eindeutige Angebote.
Als Emmi und Ali aus dem Urlaub zurückkommen, akzeptieren alle anscheinend das seltsame Pärchen. Die Stimmung im Viertel scheint zu kippen. Doch es knirscht zwischen den beiden, weil Emmi kein Cous Cous kochen kann und will. Das bietet ihm Barbara. Ali schläft mit ihr und Emmi akzeptiert es. Nach einem Zusammenbruch muss Ali operiert werden. Emmi sitzt an seinem Bett, hält seine Hand und weint. Ende!
Nach all der Unbill fand Fassbinder doch eine vernünftige Lösung. Er führt dem Zuschauer vor Augen, sowohl was an seelischer Grausamkeit möglich ist, als auch wie es gesittet zu gehen kann, wenn unterschiedliche Ethnien auf einander treffen.
Immer noch ein Heißes Eisen, das hinter diesem lyrischen Titel steckt.

Credits

Director of photography

Editing

Cast

Production company

All Credits

Assistant director

Director of photography

Assistant camera

Still photography

Lighting design

Make-up artist

Editing

Cast

Production company

Location manager

Shoot

    • September 1973: München
Duration:
2539 m, 93 min
Format:
35mm, 1:1,85
Video/Audio:
Eastmancolor, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 07.11.1973, 46094, ab 12 Jahre / feiertagsfrei;
FSK-Prüfung (DE): 26.05.2014, 46094-a/K, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 05.03.1974, München, Filmtheater am Lenbachplatz, Cinemonde

Titles

  • Originaltitel (DE) Angst essen Seele auf
  • Arbeitstitel Alle Türken heißen Ali

Versions

Original

Duration:
2539 m, 93 min
Format:
35mm, 1:1,85
Video/Audio:
Eastmancolor, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 07.11.1973, 46094, ab 12 Jahre / feiertagsfrei;
FSK-Prüfung (DE): 26.05.2014, 46094-a/K, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 05.03.1974, München, Filmtheater am Lenbachplatz, Cinemonde

Digitalisierte Fassung

Duration:
74 min
Format:
DCP 2K
Video/Audio:
Farbe, Ton
Screening:

Aufführung (CH): August 2022, Locarno, IFF - Homages

Awards

Deutscher Filmpreis 1974
  • Filmband in Gold, Beste Darstellerin
IFF Cannes 1974
  • Preis der ökumenischen Jury
  • FIPRESCI-Preis