Zahltag

DDR 1989/1990 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Ein Motorrad hält vor dem Werkstor des VEB Karotex. Der Kradfahrer ist nur von der Hüfte abwärts aus zu sehen. Er hat einen orangefarbenen Lada Kombi verfolgt, der bei der Einfahrt vom Pförtner Schmitt mit den Worten „Der Zahltag ist der beste Tag“ empfangen worden ist. Zwei Personen, der Fahrer und eine Frau, tragen nummerierte Geldkoffer in die Buchhaltung des Volkseigenen Betriebs. „Nach Traudel kannste die Uhr stellen“ bemerkt anerkennend Renate Pickert und meint die Geldbotin Traudel Gröditz.

Schnitt. Besagter Motorradfahrer erkundigt sich bei einem Autovermieter nach einem beigen Wartburg – und notiert sich heimlich dessen Kennzeichen. In einem luxuriösen Kosmetikgeschäft lässt er sich von der Verkäuferin eine blonde Perücke mit dazu passenden Augenbrauen und Oberlippenbart anpassen: „Ich glaube, Ihre eigene Mutter würde Sie kaum wiedererkennen“ ist sie mit dem Ergebnis zufrieden: „Jetzt sind Sie ein ganz anderer Mensch.“

Als wieder Zahltag ist, hat sich der Motorradfahrer, dessen Gesicht nun auch auf dem Bildschirm erkennbar ist, beim Brigadier Brunner als Arbeitssuchender gemeldet – und überfällt die Geldbotin und ihren Fahrer Kiel im Flur des Verwaltungsgebäudes. Mit einem der Geldkoffer kann er in einem beigen Wartburg entkommen und die Beute im Schließfach des Berliner Hauptbahnhofs verstauen. Die K-Technikerin Bärbel Hofmeister erstellt mit Traudel Gröditz und Brunner ein Phantombild, dass die Kriminalisten Hauptmann Peter Fuchs und Oberleutnant Thomas Grawe auf die Spur des Täters führt.

Aber erst, als mit dem Ingenieur Mahler der Halter eines beigen Wartburgs mit dem Kennzeichen des Fluchtfahrzeugs zu Unrecht festgenommen worden ist und die K-Technikerin die Haarfarbe des Gesuchten von blond auf schwarz ändert: dem Brigadier waren die dunklen Augenbrauen des Täters aufgefallen, die nicht zu seinen blonden Haaren passten. Über den Autovermieter gelangen sie zur Adresse von Gisela Schuchardt und ihrem Bruder Udo Gernot. Letzterer gesteht die Tat rascher als erhofft: „Son Haufen Geld, das lockt doch!“

Als der Geldkoffer aus dem Bahnhof auf der Polizeiwache geöffnet wird, befinden sich nur Zeitungen darin statt der erwarteten 250.000 Mark. Gernot gibt sich selbst überrascht, weiß nicht, wo das Geld geblieben ist – und versichert glaubhaft, die Zahlenkombination des Kofferschlosses nicht zu kennen, weshalb er sich auch nicht des Inhalts vergewissern konnte: „Für mich grenzt das an Zauberei.“ Was das Ende der Kriminalistik bedeuten würde, gibt Hauptmann Fuchs zu bedenken und sucht nach einem Komplizen.

Die minutiöse Rekonstruktion des Tathergangs ergibt keine neuen Erkenntnisse, wohl aber ein Hinweis der Schwester des Täters, die ihrem kleinen Bruder eine solche gezielte Tat nicht zutraut: „Das passt doch gar nicht zu ihm.“ Gernot, einst ein erfolgreicher Ringer, habe vor einem Jahr Renate Pickert kennengelernt, die als Lohnbuchhalterin beim VEB Karotex tätig ist. Und sei seitdem wie verwandelt, sogar den geliebten Sport habe er aufgegeben. Nun kommt Fahrt in die Angelegenheit: Renate Pickert ist nicht nur mit der Kassenbotin Traudel Gröditz befreundet, sondern diese auch mit dem Karotex-Hauptbuchhalter Wolfgang Paulsen liiert. Aber nur Paulsen und Gröditz kennen die sich bei jeder Tour ändernde Zahlenkombination der Geldkoffer.

Es dauert, bis Fuchs und Grawe auf den Gedanken kommen, dass die Geldscheine mit den Zeitungen vertauscht wurden, noch bevor die Koffer die Pförtnerschranke Schmitts im orangefarbenen Lada passiert haben. Ein Bauerntrick, nachdem die Scheine angeblich registriert sind und daher dem Täter nichts nützen, führt die Kriminalisten in eine Laubenkolonie an der Großen Krampe. Der Täter entkommt den beiden zwar mit der Beute in seinem Kajütboot über den Spree-Nebenfluss Dahme, nicht aber der Wasserschutzpolizei…

Der Krimi „Zahltag“ aus der populären Reihe „Polizeiruf 110“, am 28. Januar 1990 im Fernsehen der DDR erstausgestrahlt (die Rück-Firmierung als „Deutscher Fernsehfunk“ startete erst am 12. März 1990), ist ein typisches Wendeprodukt. Zu DDR-Zeiten konzipiert, gedreht und mit dem alten Serienvorspann gesendet, wird zwar noch ein „VP-Meister“ erwähnt, aber die Polizeifahrzeuge sind mit neuen Nummernschildern ohne Volkspolizei-Kennung ausgerüstet, von „Genossen“ ist keine Rede mehr und die Honecker-Porträts sind aus den Amtsstuben verschwunden.

Pitt Herrmann

Credits

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Script

Dramaturgie

Kamera-Assistenz

Standfotos

Kamera-Bühne

Kostüme

Garderobe

Schnitt-Assistenz

Stunt-Koordination

Darsteller

Produktionsleitung

Dreharbeiten

    • Berlin/DDR
Länge:
72 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 28.01.1990, DFF

Titel

  • Originaltitel (DD) Zahltag
  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110

Fassungen

Original

Länge:
72 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 28.01.1990, DFF