Weitere Namen
Peter Hermann Günter Palitzsch (Geburtsname)
Darsteller, Regie, Drehbuch
Deutmannsdorf (heute Zbylutów, Polen) Havelberg

Biografie

Peter Palitzsch, geboren am 11. September 1918 im schlesischen Deutmannsdorf, absolvierte eine Ausbildung zum Graphiker und betrieb mit seinem Bruder Hans Heinrich Palitzsch eine Werbeagentur. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er zum Kriegsdienst einberufen und geriet für kurze Zeit in Gefangenschaft. Nach seiner Freilassung ging er nach Dresden, wo er als Dramaturg an der Dresdner Volksbühne arbeitete. 1949 engagierte ihn Bertolt Brecht für sein neu gegründetes Berliner Ensemble, für das Palitzsch als Graphiker auch das Signet gestaltete. Nach Brechts Tod 1956 inszenierte er ab 1957 gemeinsam mit Brechts Meisterschüler Manfred Wekwerth eine Reihe von Stücken, darunter Wischnewskis "Optimistische Tragödie" (1957) und Brechts "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" (1959).

Ein überragender Erfolg war 1960 ihre Inszenierung des Brecht-Stücks "Mutter Courage und ihre Kinder". 1961 übernahmen die beiden ebenfalls die Regie bei der DEFA-Verfilmung des Stoffs, die sich an der Bühneninszenierung orientierte. Die beiden Regisseure bezeichneten ihr Projekt denn auch als "Dokumentarverfilmung nach der Aufführung des Berliner Ensembles". Stilistisch zeichnete sich der Film durch eine Mischung aus Theatralik und filmischer Experimentierfreude aus: Eine große Drehbühne bildete den Mittelpunkt der Spielfläche, zugleich suchten Wekwerth und Palitzsch nach Möglichkeiten, Brechtsche Verfremdungseffekte filmisch umzusetzen. Unter anderem blendeten sie zwischen einzelnen Szenen breitformatige Stahlstiche von Jacques Callot aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges ein. Inzwischen gilt "Mutter Courage und ihre Kinder" als DEFA-Klassiker. Daneben zeichneten Palitzsch und Wekwerth bei mehreren Theateraufzeichnungen für das DEFA-Fernsehstudio für die Regie verantwortlich.

Trotz seiner großen Erfolge in der DDR kam Palitzsch im August 1961 an einen Scheideweg seines Lebens: Es war die Zeit des Mauerbaus, Palitzsch befand sich in Ulm, wo er Brechts "Der Prozess der Jeanne d'Arc zu Rouen 1431" inszenierte. Nach der Premiere am 1. September ließ er durch den dortigen Intendanten erklären, er werde nicht in die DDR zurückkehren. In den folgenden Jahren inszenierte er an verschiedenen deutschen Bühnen und wurde 1966 Schauspieldirektor am Staatstheater Stuttgart. Im Jahr darauf führte er bei einer Fernsehadaption von "Der Prozess der Jeanne d'Arc zu Rouen 1431" Regie.

1972 wechselte Palitzsch ans Schauspiel Frankfurt, wo er die Idee eines von der 68er-Bewegung inspirierten "Mitbestimmungstheaters" umsetzen wollte. Er sorgte unter anderem mit Inszenierungen von "Emilia Galotti" (1972) und "Frühlings Erwachen" (1974) für Aufsehen. Seine Aufführung von Brechts "Die Tage der Commune" während des 'Deutschen Herbst' 1977 sorgte indes für Proteste. Auf Grund zunehmender Spannungen innerhalb des Theaters legte Palitzsch sein Direktorenamt im Jahr 1980 nieder.

In den folgenden zehn Jahren arbeitete er an verschiedenen deutschen Theatern, außerdem war er als Regisseur in Rio de Janeiro, Zürich und Oslo sowie am Wiener Burgtheater tätig. Nach dem Ende der DDR kehrte er 1992 ans Berliner Ensemble zurück. Dort übernahm er gemeinsam mit Peter Zadek, Fritz Marquardt, Matthias Langhoff und Heiner Müller bis 1995 die Intendanz. Palitzschs letzte Inszenierung war 2003 das von ihm selbst verfasste Stück "Drei kurze Texte (mit tödlichem Ausgang)", welches in Luxemburg und Kassel zur Aufführung kam. 2004 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Im selben Jahr, am 18. Dezember 2004 starb Peter Palitzsch in Havelberg an Lungenversagen.

 

FILMOGRAFIE

1989/1990
  • Darsteller
1971
  • Regie
1968/1969
  • Darsteller
1960/1961
  • Regie
  • Drehbuch