Reine Geschmacksache

Deutschland 2006/2007 Spielfilm

Inhalt

Wolfi Zenker (52) ist Handelsvertreter für DOB, Damenoberbekleidung. Mit seiner nagelneuen Mercedes S-Klasse fährt er durch die deutsche Provinz und präsentiert die neuen Mode-Kollektionen der Firma Goldberger. Als er seinen Führerschein verliert, muss Sohn Karsten (18) als Chauffeur herhalten – aber damit sind nicht alle Probleme aus der Welt geschafft. Die finanzielle Misere wird noch größer, als ein neuer Vertreter mit einer Billig-Kollektion der Mutterfirma auch in Wolfis Gebiet auf Kundenfang geht. Und ausgerechnet in den verliebt sich sein Sohn Karsten…

Quelle: Filmfestival Max Ophüls Preis 2007

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Wolfgang „Wolfi“ Zenker, ist 52 Jahre jung und Handelsreisender für Damenoberbekleidung. Vielleicht freut er sich deshalb wie ein kleines Kind über seinen nagelneuen Mercedes der S-Klasse, bei dem sich sogar die Kopfstützen im Fond per Knopfdruck versenken lassen. Dafür passt die Nobellimousine kaum in die Garage seines Einfamilienhauses, das in einer dieser typischen Vorstadtsiedlungen im baden-württembergischen Ludwigsburg steht.

Wolfi kann jetzt also in der silbermetallic glänzenden S-Klasse durch die südwestdeutsche Provinz fahren, um in eleganten Modehäusern, gutbürgerlichen Textilfach-Geschäften, aber auch Dorfboutiquen mit sehr eigenwilligen Inhaberinnen die Mode-Kollektionen der Firma Goldberger zu präsentierten. Besser gesagt: Könnte. Denn er hat, zumindest für eine gewisse Zeit, gar keinen Führerschein mehr nach einigen „Zusammenstößen“ mit dem Ortssheriff Gerhardt.

Was er sorgsam vor seiner Familie verborgen hat. So auch vor seinem 18-jährigen Sohn Karsten, der gerade sein Abi abgelegt hat und gleich mit zwei attraktiven „Schnecken“ in den Spanien-Urlaub düsen will. Doch daraus wird nichts: Nun muss er in den nächsten vier Wochen Papa durchs „Ländle“ kutschieren und nebenbei auf dem Laptop Horoskope für Boulevardzeitungen schreiben, ein nicht gerade intellektueller, aber einträglicher Nebenjob.

Wolfis Gattin Erika fühlt sich überfahren. Schließlich gibt es auch daheim genug Baustellen, vor allem die Badrenovierung. Die Erika von Handwerkern machen lassen will, während Wolfi seinen Freund Horst an die Fliesen lässt. Der ist billiger – aber leider auch Grobmotoriker! Was Erika erst recht zur Verzweiflung bringt: Die 48-Jährige hat es endgültig satt, von Wolfi wie eine Leibeigene behandelt zu werden.

Den plagen ganz andere Sorgen. Neben den Raten für den auf Pump bezahlten Mercedes und den nun entsprechend hohen Handwerkerkosten für die Badrenovierung hat Wolfi sich mit dem Junior-Chef angelegt und sich geweigert, dessen neue Goldberger-Linie „Grazilla“ zu vertreten: Sie drifte ins „flippige Billig-Preis-Segment“ ab und komme bei seiner „Classic“-Kundschaft nicht an. Doch sein junger Kollege, der 33-jährige Steven Brookmüller, beweist ihm rasch das Gegenteil. Von Frau Retzlaff über Frau Rinne bis hin zu Frau Pfeiffer, alle sind begeistert von „Grazilla“ - und vom neuen, jungen, attraktiven Steven.

Selbst Wolfis Sohn Karsten kann sich dem Charme Stevens nicht entziehen, als sich beide zufällig in einer Wäscherei (muss man gesehen haben: zweite Episodenrolle für Horst Krause) treffen. Die Madels in Spanien, die ihm fleißig SMS-News schreiben, sind auf einen Schlag vergessen. Nun geht’s mit Steven auf den Golfplatz und der schnappt Wolfi nicht nur die Kundinnen, sondern jetzt auch noch den Sohn weg...

Mit „Reine Geschmackssache“ ist Ingo Rasper eine Losergeschichte gelungen, die zwar nicht vom Tempo, aber von ihrer gnadenlosen Unerbittlichkeit durchaus an „Hinterholz 8“ und andere abgefahren-schwarze Austria-Komödien heranreicht. Die Grundlagen für das Langfilm-Debüt des 1974 in Hildesheim geborenen Regisseurs Ingo Rasper, der nach einer abgeschlossenen Tischlerlehre die Ludwigsburger Filmakademie absolvierte, wurden noch an der Hochschule gelegt. Auf dem Max Ophüls Festival in Saarbrücken feierte der Film 2007 seine Uraufführung – und das gleich mit dreifachem Erfolg: Drehbuch- und Publikumspreis an Ingo Rasper und für den besten Nachwuchsdarsteller an Florian Bartholomäi.

Im Mittelpunkt der - für deutsche Verhältnisse – hinreißend locker inszenierten Buddykomödie steht jedoch nicht das Coming-Out Drama, sondern die tragikomische Figur des Wolfgang Zenker, dem Edgar Selge Mitleid erheischende Züge verleiht. Obwohl sein „Wolfi“ nicht nur ein pedantischer, sondern geradezu hinterhältiger Kleinbürger ist und, zumindest seiner Familie gegenüber, ein rechter Kotzbrocken. Aber halt auch ein Pleiten, Pech und Pannen geradezu magisch anziehender Klinkenputzer, der sehendes Augen in den Untergang geht.

„Reine Geschmackssache ist keine Klamotte, wofür die hervorragend inszenierten Buddy-Motive mit Edgar Selge und Florian Bartholomäi sorgen. Aber, was die Ästhetik betrifft, doch eher ein Film für den Bildschirm als für die große Leinwand. Bleibt noch der Verweis auf die zwischen Wien in Berlin pendelnde Theaterschauspielerin Traute Hoess, die der biederen Pensionswirtin Brigitta, Erikas bester Freundin, handfesten Charme verleiht.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Regie

Regie-Assistenz

Kamera-Assistenz

Material-Assistenz

Optische Spezialeffekte

Standfotos

Kamera-Bühne

Außenrequisite

Innenrequisite

Schnitt-Assistenz

Ton-Design

Spezialeffekte

Stunt-Koordination

Casting

Darsteller

in Co-Produktion mit

Redaktion

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Produktions-Koordination

Erstverleih

Dreharbeiten

    • 12.07.2006 - 15.08.2006: Ludwigsburg und Umgebung, Welzheim
Länge:
105 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Eastmancolor, Dolby DTS
Aufführung:

Uraufführung (DE): 18.01.2007, Saarbrücken, Max Ophüls Preis;
Kinostart (DE): 09.08.2007;
TV-Erstsendung (DE): 08.09.2009, Südwest 3

Titel

  • Originaltitel (DE) Reine Geschmacksache

Fassungen

Original

Länge:
105 min
Format:
35mm, 1:1,85
Bild/Ton:
Eastmancolor, Dolby DTS
Aufführung:

Uraufführung (DE): 18.01.2007, Saarbrücken, Max Ophüls Preis;
Kinostart (DE): 09.08.2007;
TV-Erstsendung (DE): 08.09.2009, Südwest 3

Auszeichnungen

Max-Ophüls-Preis 2007
  • SR/ZDF-Drehbuchpreis
  • SR/ZDF-Drehuchpreis
  • Publikumspreis
  • Bester Nachwuchsdarsteller