1999

15. Januar
Zum 20. Mal wird in München der Bayerische Filmpreis verliehen. Der Produzentenpreis geht an die Berliner Firma "X Filme Creative Pool" für "Lola rennt" und "Meschugge". Den Ehrenpreis erhält Günter Rohrbach.

16. Januar
In München stirbt der Kameramann Gérard Vandenberg, 66. Er war durch die Zusammenarbeit mit Vlado Kristl, Johannes Schaaf, George Moorse, Peter Lilienthal und Michael Verhoeven eng mit dem westdeutschen Autorenfilm verbunden.

29. Januar
Die Berliner Firma "Senator Film AG" notiert erstmals an der Börse. Sie gilt als profitables Unternehmen mit dem Schwerpunkt Produktion und Verleih. Der Emissionspreis pro Aktie betrug 38 DM.

10. - 21. Februar
Mit dem deutschen Beitrag "Aimée und Jaguar" von Max Färberböck wird die 49. Berlinale eröffnet. Die internationale Jury findet drei deutsche Schauspieler preiswürdig: Maria Schrader und Juliane Köhler in Färberböcks Film und Michael Gwisdek in "Nachtgestalten" von Andreas Dresen. Das "Internationale Forum des jungen Films" zeigt Volker Koepps außergewöhnlichen Dokumentarfilm "Herr Zwilling und Frau Zuckermann".

13. Februar
Der Schauspieler Heinz Schubert, 73, stirbt in Hamburg. Mit zwei zentralen Rollen hat er sich in die Geschichte des Neuen deutschen Films eingeschrieben: als "Der starke Ferdinand" von Alexander Kluge und "Hitler. Ein Film aus Deutschland" von Hans Jürgen Syberberg. Unvergessen bleibt sein "Ekel Alfred" in der Fernsehserie "Ein Herz und eine Seele".

25. März
Die Nominierungen zum Deutschen Filmpreis werden erstmals in einer eigenen Veranstaltung bekannt gegeben. Der Gastgeber, Kulturstaatsminister Michael Naumann, lädt dazu ins Hotel Adlon ein.

9./10. April
Kulturstaatsminister Michael Naumann veranstaltet ein Treffen von Politikern und Vertretern der Filmwirtschaft in Babelsberg. Es trägt den paradigmatischen Titel "Bündnis für den Film". 60 Experten denken über eine Verbesserung der Situation des Films in der Bundesrepublik nach. Das zweite Treffen findet im Oktober in Hof statt.

1. Juni
Die Filmhistorikerin Sabine Lenk wird als Nachfolgerin des 1997 verstorbenen Klaus Jaeger Direktorin des Filmmuseums Düsseldorf. Ihr Spezialgebiet ist der frühe Film.

17. Juni
Deutscher Filmpreis in Gold für "Lola rennt" von Tom Tykwer. Die Auszeichnungen in Silber gehen an "23" von Hans-Christian Schmid und "Nachtgestalten" von Andreas Dresen. Den Ehrenpreis erhält der Regisseur Egon Günther. Der Preis hat seine äußere Form geändert. Michael Naumann übergibt jeweils eine Statue: eine Art-Déco-Frauenfigur, umhüllt von einem Filmband.

30. Juli
Der Regisseur George Moorse, 63, stirbt in Köln. Der gebürtige Amerikaner wurde in den sechziger Jahren zu einem Protagonisten des Neuen deutschen Autorenkinos ("Der Findling", "Kuckucksjahre"). Später war er vor allem für das Fernsehen tätig.

25. August
84jährig stirbt in Starnberg der Schauspieler Georg Thomalla. Seit 1939 hatte er in 120 Filmen komödiantische Rollen gespielt, die ihn oft unterforderten. Er war der Synchronsprecher für Danny Kaye, Peter Sellers und Jack Lemmon.

13. September
Deutschlands größte unabhängige Produktions- und Verleihfirma "Constantin Film" wird erstmals an der Börse notiert. Der Emissionspreis pro Aktie betrug 29 €. Der Kurs klettert bereits am ersten Börsentag auf 63 € und fällt Anfang 2001 auf unter 12 €. (An der Börse wird schon mit der neuen europäischen Währung gehandelt.)

7. Oktober
Die Reste des "Filmverlags der Autoren", der in den neunziger Jahren keine Aktivitäten mehr entfaltet hatte, werden von der Firma "Kinowelt" aufgekauft. Sie erwirbt damit die Rechte an rund 300 Neuen deutschen Filmen. Im Oktober 2000 übernimmt Kinowelt auch die Rechte an 55 Spielfilmen der Firma "Bioskop Film". Dezember Gründung des Verbandes "Cineropa" als Interessenvertretung der Multiplexe. Mitglieder sind die drei größten deutschen Filmtheaterunternehmen: Cinemaxx AG (Hamburg), Kieft & Kieft (Lübeck) und Ufa-Theater GmbH (Düsseldorf). Sie sahen im Hauptverband Deutscher Filmtheater ihre Interessen nicht ausreichend vertreten.

 

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Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004

© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.